2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
– Foto: Mehmet Dedeoglu Dedepress

„Unsere Fans sind einfach nur der Hammer!“

Bastian Mildt ist seit einigen Jahren der sichere Rückhalt der Pinguine. Bei Polar fand er die Freude zurück und trotz vieler Neuzugänge schwärmt der Torhüter vom Innenleben der Mannschaft.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Bastian Mildt

Polar Pinguin - spätestens seit dieser Saison für jeden Amateurfußballer und Kenner ein Name in Berlin. Was macht den Verein so besonders?

Polar ist einfach ein Verein, der nicht nur viele gute Fußballer und Fußballerinnen in seinen Reihen (egal welche Truppe) hat, sondern darüberhinaus eine klare Botschaft vermittelt, engagierte Leute im Hintergrund und großartige Fans hat! Diese Mischung lässt uns alle an einem Strang ziehen und ist meiner Meinung momentan auch der Grund für den sportlichen Erfolg! Und Erfolg macht halt einfach am meisten Spaß im Fußball - dafür steht Polar Pinguin im übrigen auch.

Welche Botschaft soll mit dem oder im Verein vermittelt werden?

Die klare Botschaft tragen wir auf der Brust: ProAsyl - das ist nicht als klassischer Trikotsponsor zu verstehen, sondern auch als Botschaft. Für mich heißt das: Menschen auf dem Fußballplatz zusammenbringen, unabhängig davon wer sie sind, oder woher sie kommen. Aber wie gesagt, allein das macht uns ja nicht zu einem super Verein - die Mischung und die Menschen im Verein die das so leben macht es aus.

Leider läuft es generell im Fußball gerade in eine andere Richtung. Drohungen, Angriffe, Rassismus - was kann man dagegen unternehmen bzw. was wird bei euch dagegen unternommen. Andernfalls könnte man denken, „Pro Asyl“ ist nur eine schöne Trikotaufschrift?

Das ist eine gute Frage. Vor allem das Thema Schiedsrichter steht ja momentan im Fokus. Die Schiris werden bei uns z. B. immer herzlich empfangen und respektvoll behandelt. Ob es vom Vorstand ist, der den angesetzten Schiedsrichtern vor dem Spiel ein "CARE-Paket" in der Kabine übergibt (mit Verpflegung für die 90min), oder unseren Fans, die bei Heimspielen regelmäßig nach dem Spiel für den Schiri und den Gegner Spalier stehen und Ihnen applaudieren und Respekt zollen. Aber auch innerhalb der Mannschaft versuchen wir Fairplay vorzuleben und uns korrekt zu verhalten und uns gegenseitig immer wieder dran zu erinnern.

Das sind sehr respektable Sachen, die dort von euch ins Leben gerufen werden und auch vorbildlich wie ihr euch verhaltet. Ist es schwierig neue Spieler zu finden, die diesen Weg mitgehen?

Vom Gefühl her nicht, wenn du dir die Transferhistorie mal anschaust, gibt es da von Saison zu Saison immer mehr neue Spieler. Ich glaube im Gegenteil, dass es eher andersherum ist und viele auch Bock auf Polar Pinguin haben. Natürlich immer gepaart mit dem sportlichen Erfolg, den wir momentan im ganzen Verein haben.

Ja, neben dem Engagement abseits des Platzes spricht auch der sportliche Erfolg für euch. Hättet ihr euch vor der Saison erträumt, dass ihr die Herbstmeisterschaft erspielt?

Also erträumt haben wir uns das vielleicht schon, aber so richtig rechnen konnte man damit natürlich nicht. Im Jahresendspurt haben wir ja auch ein paar Mal Federn gelassen und festgestellt, dass es nicht immer nur bergauf gehen kann. Am Wochenende hatten wir mit Hansa nochmal ein richtiges Highlight vor der Brust. Wir haben alles reingeworfen und dürfen nun an der Spitze überwintern. Das ist natürlich eine schöne Momentaufnahme, aber am Ende kann man sich von der Herbstmeisterschaft auch nichts kaufen. Mal sehen wo wir dann am Ende der Saison stehen.

Wurden oder werden die Ziele nach so eine brillanten Hinrunde nochmal korrigiert? Kann man bei euch mittlerweile getrost von Aufstieg reden?

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass das Wort Aufstieg in der Kabine noch nie gefallen ist. Das ist glaube ich normal, wenn man so lange oben mitspielt. Am Ende des Tages schauen wir uns das weiter von Spiel zu Spiel an und wenn wir dann in der Rückrunde weiter so erfolgreich unterwegs sind, kann man dann auch irgendwann mal nach oben gucken. Das ist mir aber jetzt noch viel zu früh irgendwelche Ziele anzupassen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir immernoch ein Aufsteiger sind und uns weiter beweisen müssen.

Wie bist du damals auf den Verein aufmerksam geworden?

Ich bin damals über den jetzigen Geschäftsführer Thomas Pramor auf Polar aufmerksam geworden. Wir hatten zuvor schon eine Recht erfolgreiche. gemeinsame Betriebssport-Zeit mit der BSG Viessmann hinter uns. Viele der damaligen Spieler sind Thomas dann zu Polar gefolgt. Es hatte dadurch für mich von Anfang an immer etwas sehr familiäres. Damals hat Thomas mich dann sogar noch persönlich auf der Geschäftsstelle bei meinem alten Verein Lichtenrader BC ausgelöst. Der Wechsel war die beste Entscheidung in meiner "Fußballer-Karriere".

Und trotz der vielen Veränderungen am Kader und dem sportlichen Erfolg steht der Zusammenhalt weiterhin an oberster Stelle?

Das macht den Verein auch so besonders. Es gibt keine Grüppchen in der Mannschaft - wir sind alles Kumpels im Team und dazu noch richtige gute Fußballer - die Mischung macht einfach mega Bock! Dadurch, dass wir jetzt über einige Saisons auch so erfolgreich waren, war es natürlich auch sehr leicht für uns eine gute Stimmung in der Truppe zu halten. Aber ich denke, dass so ein guter Zusammenhalt auch in nicht so erfolgreichen Zeiten den Unterschied machen kann.

Und da war es auch für dich kein Problem aus der Bezirksliga in die Kreisliga B zu wechseln? Solch eine Erfolgsgeschichte war ja sicherlich nicht vorherzusehen.

Jein. Anfangs schon ein bisschen, aber als ich dann das erste Mal beim Training war und die fußballerische Qualität der Mannschaft gesehen habe, da war mir schon klar, dass wir nicht ewig in der Kreisliga spielen würden. Und so ist es dann ja auch gekommen. Ich muss dazu sagen, dass ich bei LBC damals nicht mehr im Tor gespielt habe, sondern als Feldspieler - ich hatte komplett die Lust am TW-Spiel verloren. Bei Polar habe ich dann wieder ins Tor zurück gefunden.

Kannst du dir nochmal vorstellen, bei einem anderen Verein zu spielen?

Die Antwort ist einfach - Nein! Einmal Pinguin - immer Pinguin! Ich will das so wie es bei Polar läuft nicht mehr missen, ich hatte, glaube ich, noch nie so viel Spaß in einem Verein und das ist das was mir wichtig ist. Wenn dazu noch sportlicher Erfolg kommt, ist das umso schöner - Gewinnen macht schließlich immer mehr Spaß als Verlieren.

Was versuchst du als „alter Hase“ bei den Pinguinen den Neuzugängen zu vermitteln oder fügen Sie sich eh nahtlos ein?

Also bisher muss man sagen, dass die Neuzugänge sich meist nahtlos einfügen. Oft kommen diese ja auch über Empfehlungen von uns Pinguinen und dann weiß man eigentlich, dass die Spieler ins Gefüge passen.

Ein abschließendes Wort zu euren Fans, die euch, vorher in der Kreis- jetzt in der Bezirksliga, tatkräftig, egal ob heim oder auswärts, unterstützen. Für euch etwas besonderes?

Unsere Fans sind einfach nur der der Hammer! Das ist wirklich einzigartig was die von Spiel zu Spiel abliefern! Es ist manchmal einfach verrückt, dass da jedes Wochenende so viele Leute am Spielfeldrand stehen und uns einfach als Mannschaft feiern. Bestes Beispiel ist da das Topspiel gegen Stern gewesen. Das war ein Donnerstagabend und es waren geschätzt 50-60 Fans von uns da. Wir verlieren 4:0 und trotzdem gehen wir unter Gesängen mit Gänsehaut vom Platz! So wie bei Polar hab ich das nirgendwo sonst erlebt. Forza Polar!

Aufrufe: 017.12.2019, 09:05 Uhr
Marcel PetersAutor