2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auch im WFV-Pokal durfte der FV Weithart nach dem Bezirkspokalsieg ran: Weitharts Abwehrchefin Isabel Längle (Rechts) blockt einen Schuss von SVA-Stürmerin Vera Ellgass, die erst in der zweiten Halbzeit trifft. Dafür aber gleich viermal. Foto: Christian Schwarz
Auch im WFV-Pokal durfte der FV Weithart nach dem Bezirkspokalsieg ran: Weitharts Abwehrchefin Isabel Längle (Rechts) blockt einen Schuss von SVA-Stürmerin Vera Ellgass, die erst in der zweiten Halbzeit trifft. Dafür aber gleich viermal. Foto: Christian Schwarz
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Ungeschlagen durch die Saison

Die Fußballfrauen des FV Weithart schaffen den Sprung in die Regionenliga

Bad Saulgau / sz - Endlich: Die Frauen des FV Weithart haben sich endlich für jahrelange Arbeit belohnt, den Meistertitel in der Bezirksliga geholt und den Aufstieg in die Regionenliga vollendet, wenn auch die Entscheidung etwas kurios fiel. Schließlich wurde die Saison aufgrund der Coronapandemie abgebrochen und die Abschlusstabellen mittels einer Quotientenregelung, bei der die Punkte durch die Anzahl der tatsächlich gespielten Spiele geteilt wurden, ermittelt. An der Dominanz des FV Weithart änderte das nichts. Schließlich hatte die Mannschaft aus Rosna zehn von elf absolvierten Spielen gewonnen, bei einem Unentschieden.

"Wir haben uns am 30. Juni getroffen, haben am Mittelkreis einen Stuhlkreis gebildet und ein, zwei Gläser Sekt getrunken", fasst Ewald Neher aus dem Trainerduo der Frauen des FV Weithart zusammen, "aber so richtig haben wir nicht gefeiert". Dabei hatten die Weitharter Frauen bis zum Zeitpunkt des coronabedingten Saisonabbruchs eine richtig tolle Saison gespielt. In den elf (von 14) absolvierten Saisonspielen gab es zehn Siege, bei nur einem Remis, gegen den FC Inzigkofen/Vilsingen/Engelswies (2:2). "Da haben wir gedacht: Gut vielleicht wird es alles doch noch mal enger als wir es geglaubt haben", erinnert sich Neher an die Partie des 4. Spieltags zurück.

Doch weit gefehlt: Die Mannschaft drehte danach richtig auf. Das Trainerteam Ewald Neher/Christian Bender durfte eine Mannschaft anleiten, die am erzwungenen Ende 50:9 Tore und 31 Punkte auf dem Konto hatte. Zwar folgte der Tabellenzweite Fulgenstadt/Herbertingen - der Absteiger aus der Regionenliga - mit nur vier Punkten Respektabstand dahinter, das direkte Duell aber hatte Weithart mit 2:0 für sich entschieden, in einem Spiel, dessen Ergebnis knapper war als das Spiel selbst. Und im zehnten Jahr des Bestehens feierte die Frauenfußballmannschaft Weitharts den größten Erfolg ihres Bestehens. "Als damals Lothar Domakowski und Christian Schwarz angeregt haben, eine Mädchenmannschaft zu gründen, habe ich gesagt, ich glaube an die Sache, wenn die Mädchen in einem halben Jahr immernoch trainieren", erinnert sich Ewald Neher. Und: Sie taten es. "Die Jugend von damals ist das Rückgrat der heutigen Mannschaft. Und bei uns sind die Frauen im Verein richtig toll integriert."

Trotzdem: Von einer guten Jugend zu einer funktionierenden ersten Mannschaft ist es ein großer Schritt. Doch gerade im vergangenen Jahr machte das Team einen solchen: Ewald Neher sieht die Initialzündung für die starke Saison 2019/2020 im Bezirkspokalsieg im Sommer 2019, als der FV Weithart im Finale der Saison 2018/2019 den klassenhöheren SC Blönried mit 5:1 bezwang und sich den "Pott" mit einer famosen Leistung in Hochberg sicherte. "Ich glaube der Pokalsieg war für die Mädchen eine Initialzündung. Da haben sie gesehen, was sie zu leisten imstande sind", erinnert sich Neher, um gleich bescheiden zu relativieren. "Auch wenn der Sieg damals ein bisschen zu hoch ausgefallen ist. Aber die Mannschaft hat gesehen: Sie muss sich nicht verstecken."

Das gelte erst recht für die kommende Saison, die mit zwölf Mannschaften auch in der Regionenliga länger wird als eine normale Spielzeit. Zum Vergleich: In der Bezirksliga hätte Weithart - bei normalem Verlauf - 14 Spiele zu absolvieren gehabt, in der Regionenliga werden es in der Saison 2020/2021 acht Partien mehr sein, nämlich 22. "Aber ich denke nicht, dass wir gegen den Abstieg spielen, ich hoffe, dass wir uns im Mittelfeld etablieren können", sagt Neher, auch wenn er weiß, "dass sicher auch mal eine, zwei oder vielleicht auch mal drei Niederlagen in Folge kommen werden". Aber dann zeige sich eben, ob die Mädchen dabei blieben, weiter trainierten, "und ob sie dann die Motivation verlieren. Das habe ich ihnen aber auch so gesagt." Dabei geht das Trainerteam Neher/Bender mit einem fast unveränderten Kader in die Saison. "Bisher kommt nur Lea Neuburger aus Bingen-Hitzkofen sicher dazu, aufhören wird nur Sarah Stärk. Es wollen noch ein, zwei Mädchen mal mittrainieren und sich dann entscheiden, ob sie kommen oder nicht."

Dabei erwarten Neher und sein Trainerkollege Bender in der kommenden Saison auf jeden Fall ein höheres Niveau. Körperlich, taktisch, spielerisch. "Da sind wir sicher gefordert. Aber das haben wir ja schon bei der Niederlage gegen Sondelfingen II in der Relegation gesehen." Verlassen können sich beim Vorhaben Regionenliga natürlich auf Torfrau Vanessa Lang. Die Schweizerin, die in der höchsten Klasse der Eidgenossen spielte, ist Führungsfigur des FV Weithart auf und neben dem Platz. "Vanessa ist natürlich routiniert, sie gibt den Mädchen auch immer wieder Tipps, die diese sicher noch brauchen", weiß Neher um die Führungsspielerin, die unter der Woche in der Schweiz arbeitet, aber am Wochenende bis Dienstag in Oberschwaben ist, wo sie ihren privaten Lebensmittelpunkt hat. Doch so richtig will Neher niemanden aus der Mannschaft herausheben. Nur die junge Angreiferin Pia Dornfried hebt er noch namentlich hervor. "Sie hat eine tolle Saison gespielt, 24 Saisontore erzielt, aber eigentlich ist uns die mannschaftliche Geschlossenheit am wichtigsten", sagt Neher. Genauso wie das Miteinander mit seinem Mit- und Co-Trainer Christian Bender. "Das ist absolut top. Wir entscheiden die Dinge zusammen", sagt Neher. "Wir telefonieren vor dem Training, was wir machen, wie wir uns aufteilen, wer was macht. Und Christian fallen halt als Jüngerem einige Dinge leichter, als mir mit meinen knapp 53", sagt Neher, lacht und lobt den Anfangsdreißiger an seiner Seite.

An der Vorgehensweise ändert sich auch in der neuen Saison nichts. Seit Montagabend trainiert die Frauenmannschaft, deren Spielerinnen aus der gesamten Umgebung, aus Rosna, Mengen, aber auch aus Bad Saulgau und Krauchenwies kommen, wieder. "Als die Lockerungen kamen, haben wir nicht sofort wieder angefangen. In Kleingruppen, zu fünft, mit je einem Trainer, ohne Spiel, das macht ja keinen Spaß. Ne, das haben wir sein gelassen", sagt Neher.

Jetzt, mit 20 Spielerinnen, die zusammen trainieren dürfen, sei das etwas anderes. "Und die Mädchen sind alle heiß, die wollen ja trainieren und endlich wieder Fußball spielen", sagt Neher, der aber von normalen Saisonbeginn im August und September noch nicht überzeugt ist. "Die Gesundheit geht vor", sagt auch er.

Rund 20 Frauen und Mädchen sind immer im Training der ersten Mannschaft, dazu hat der Verein 15, 16 A-Juniorinnen. "Ich hoffe, dass eine A-Juniorinnen-Staffel zustande kommt. Ansonsten müssten wir eine zweite Mannschaft melden, in der aber einige Mädchen nicht spielen könnten, weil sie zu jung sind." Neher hofft auch für die jungen Spielerinnen auf Matchpraxis. "Da sind ein paar richtig gute Spielerinnen dabei", sagt Neher. Rosige Zeiten also für die Kickerinnen aus Rosna.

Aufrufe: 07.7.2020, 01:56 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor