2024-05-23T12:47:39.813Z

Interview
Andreas Podrug (links) und Helmut Hartl schauen zuversichtlich der neuen Saison entgegen. Foto: Privat
Andreas Podrug (links) und Helmut Hartl schauen zuversichtlich der neuen Saison entgegen. Foto: Privat

TV Oeffingen: "Man spürt schon das Kribbeln"

Aus der Abteilungsleitung des TV Oeffingen sprechen Andreas Podrug und Helmut Hartl über die kommende Saison

Andreas Podrug, 52, und Helmut Hartl, 54, aus der Abteilungsleitung des TV Oeffingen sprechen über den erneuten Aufstieg in die Fußball-Landesliga, die Aussichten auf einen längeren Verbleib und das Verhältnis zum Stadtrivalen SV Fellbach.

Der jüngste Aufstieg aus der Bezirksliga soll für die Fußballer des TV Oeffingen ein dauerhafter Abschied gewesen sein. Helmut Hartl und Andreas Podrug aus der Abteilungsleitung jedenfalls setzen darauf, die Mannschaft in der Landesliga etablieren zu können. „Wir sind zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir die Euphorie vom Aufstieg in die neue Landesliga-Saison mitnehmen werden“, sagt Andreas Podrug. Zuversichtlich stimmt die beiden auch ein neues Jugendkonzept. Der Tennwengert soll junge Fußballer anziehen und noch attraktiver werden.

Was halten Sie von der Aussicht auf ein Derby gegen den SV Fellbach in der Oberliga?
Andreas Podrug: Ein Derby ist in jeder Liga interessant, jedoch ist dieses Stadtderby in der Oberliga für uns zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch.

Mathias Fischer, der Abteilungsleiter des SV Fellbach, träumt davon, die Mannschaft eben in die Oberliga zu führen. Folgen Sie diesem Traum in Oeffingen?
Helmut Hartl: Dazu machen wir uns keine Gedanken, weil dieses Ziel meilenweit von unseren Zielen entfernt ist; weil wir erstens nicht die finanziellen Mittel eines SV Fellbach haben und die Infrastruktur wie Parkplätze, Sportanlage etc. fehlen. Diese Frage stellt sich für uns momentan gar nicht, es sei denn, morgen käme ein zahlungskräftiger Sponsor und unterstützte den TV Oeffingen auf lange Sicht.

Die Mannschaft ist jüngst in die Landesliga zurückgekehrt. Welches sind Ihre realistischen Ziele für die neue Saison?
Hartl: Das realistische Ziel ist, in der Liga zu bleiben. Und sich auf Jahre in der Landesliga zu etablieren.

Nach den drei Aufstiegen zuvor in diesem Jahrtausend hat der TVOe sich nie länger als ein Jahr in der Landesliga gehalten. Was stimmt Sie positiv, dass es dieses Mal besser läuft, dass der TVOe nicht den Stempel einer Fahrstuhlmannschaft verpasst bekommt?
Podrug: Nach drei Aufstiegen beziehungsweise Abstiegen müssen wir uns den Stempel einer Fahrstuhlmannschaft gefallen lassen (lacht). Jedoch stimmt uns der gesamte Verlauf in der vergangen Bezirksliga-Saison, als wir ohne Niederlage geblieben sind, sehr positiv. Und unsere gezielten Zugänge für die bevorstehende Saison in der Landesliga geben uns weitere Hoffnung, dass wir den Ligaverbleib dieses Mal schaffen werden. Wenn wir in unserer vergangenen Landesliga-Saison die gleiche Situation gehabt hätten wie in diesem Jahr, dass nämlich eine Mannschaft zurückzieht und nur zwei Teams direkt absteigen, hätten wir da schon den Ligaver­bleib geschafft.

Die Aufstiegsfeier ist noch gar nicht so lange her. Inwieweit hoffen Sie, dass die Mannschaft die Euphorie mit in die neue Saison nehmen kann?
Podrug: Wir sind zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir die Euphorie vom Aufstieg in die neue Landesliga-Saison mitnehmen werden. Die Mannschaft und alle Funktionäre, das Trainerteam und die Betreuer sind alle sehr motiviert. Die Vorfreude auf das erste Ligaspiel ist bei allen Beteiligten im Verein sehr groß. Auch im Umfeld spürt man schon das Kribbeln.

Sie beide leiden jedes Mal am Spielfeldrand mit, würden oftmals gern selbst aufs Feld rennen. Besonders beim Aufstiegsspiel in Oberrot waren Sie hyperaktiv. Sind die Fußballer des TVOe wie eine Familie für Sie?
Podrug: Jeder Funktionär ist mit Leidenschaft dabei, und in solchen Spielen, in denen es um so viel wie den Aufstieg geht, man hat das gesteckte Ziel kurz vor Augen, ist es doch normal, dass man wie in meinem Fall hyperaktiv ist, wie Sie beobachtet haben. Auch ist der Verein schon wie ein Stück Familie zu sehen, weil man hier sehr viel Zeit investiert, teilweise mehr als in der eigenen Familie. Auch sind während der Zeit tolle Freundschaften und tolle persönliche Beziehungen entstanden.

Inwieweit spielen die Zugänge schon eine große Rolle, wie haben sie sich bislang eingefunden? Können Sie zu den einzelnen Spielern Muhidin Suljkic (FC Pommern Greifswald), Filmon Woldezion (FC Marbach), Domenico Russo (SpVgg 07 Ludwigsburg), Kürsat Göktas (VfB Neckarrems), Piero Stampete (FV Ingersheim) und Kevin Fischer (TSV Asperg) etwas sagen?
Podrug: In den Vorbereitungsspielen hat man gesehen, dass jeder einzelne Spieler für die Mannschaft eine Verstärkung darstellt. Einen einzelnen Spieler möchten wir nicht hervorheben, da die Spieleinsätze bisher aufgrund von Urlaub und Verletzungen zu unterschiedlich waren. Wichtig ist für uns, dass sie auch vom Charakter her passen und sich in das Mannschaftsgefüge einpassen, und dieser Eindruck ist bisher sehr positiv.

Wie lief die Zusammenarbeit mit dem Spielertrainer Haris Krak bei der Suche nach Verstärkungen?
Hart: Der Trainer spielt grundsätzlich in der Zusammenstellung des Kaders die tragende Rolle. Für die Landesliga-Saison hat Haris Krak gezielt auf einzelnen Positionen Verstärkungen gefordert, auch um Mannschaftsteile doppelt zu besetzen. Die Wunschspieler, die Haris Krak nach mehreren Sichtungen geäußert hat, hat die Abteilungsleitung weitgehend nach ihren Möglichkeiten verpflichtet.

Podrug: Haris Krak hat wegen seiner langjährigen Fußballerkarriere nach wie vor hervorragende Beziehungen zu Spielern, und das kommt uns bei der Suche nach Verstärkung sehr entgegen.

Welche Rolle spielt Haris Krak, seitdem er 2011 nach Oeffingen kam? Zunächst als Spieler, seit 2013 trainiert er ja das Team.
Podrug: Seit Haris Krak beim TVOe ist, hat er als Spieler und jetzt als Trainer immer Verantwortung übernommen. Als Spieler war er auf dem Spielfeld und außerhalb für den Zusammenhalt und für die gute Laune in der Mannschaft wichtig. Von Anfang an hat er eine wichtige Rolle im Verein gespielt. Jetzt in der Funktion als Chefcoach hat er gezeigt, dass er eine Mannschaft aufbauen und weiterentwickeln kann. Zudem kann er eine Mannschaft in entscheiden Situation immer wieder mit neuen Mitteln hervorragend motivieren. In der anstehenden Landesliga-Saison nimmt er eine tragende Rolle ein, um das Ziel des TVOe zu erreichen.

Sie arbeiten beim TVOe gemeinsam mit dem Abteilungsleiter Michael Bren. Wie ist die Arbeitsaufteilung?
Hartl: Eine klassische Arbeitsteilung gibt es bei uns nicht. Wir arbeiten sehr eng zusammen und treffen alle Entscheidungen gemeinsam. Hinzu kommt noch, dass diesem Gremium weitere Personen angehören, wie zum Beispiel Marijan Podrug, Frank Rütten und Siegfried Mager in der Funktion als Jugendleiter. Zusätzlich zu den gemeinsamen Aufgaben übernimmt Andreas Podrug die Aufgabe der Verhandlungen mit den Spielern, kümmert sich um Werbung und Marketing, während Michael Bren sich sehr stark für die Neuausrichtung der Jugend engagiert und viele weitere Aufgaben in der Funktion als Abteilungsleiter übernimmt.

Mit einem neuen Jugendkonzept möchte die Abteilung ihre Jugendarbeit verbessern. Mit welchen Zielen starten Sie das Projekt?
Podrug: Die Erfolge, die wir bei den Jugendlichen in der jüngsten Vergangenheit nachweisen können, zum Beispiel den Aufstieg der B-Jugendlichen in die Bezirksstaffel samt Ligaverbleib, zuletzt den Aufstieg der A-Jugendlichen in die Leistungsstaffel, das sind erste Erfolge unserer neuen Ausrichtung in der Jugendarbeit. Ziel muss es auch sein, weitere Jugendmannschaften nach vorn und in höhere Ligen zu bringen und dort zu etablieren. Ziel ist es auch, die Jugendarbeit auf mehrere Schultern zu verteilen – hierzu haben wir ja zuletzt schon erläutert, dass wir ein neues Jugendkonzept nach den Sommerferien mit mehreren Mitstreitern erarbeiten und schnell umsetzen möchten.

Die Abteilung hat Frauenfußball beim TV Oeffingen wieder eingeführt. Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen?
Podrug: Nach einem Jahr sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden. Das Team hat sich in der ersten Saison wacker geschlagen und gute Ergebnisse erzielt. Die Kameradschaft ist hervorragend, und auch in das Vereinsleben haben sich die Spielerinnen toll integriert. Für uns als Verein ist es in jeder Hinsicht eine Bereicherung. Natürlich setzen wir uns auch hier neue Ziele und werden das Team spielerisch weiterentwickeln.

Zum Fellbacher Herbst steigt mal wieder das Derby gegen den SV Fellbach. Welche Erinnerungen haben Sie an die vergangenen Spiele gegen den Stadtrivalen?
Podrug: Nur positive Erinnerungen, da alle Derbys immer sehr spannend sind. Hinzu kommt, dass das Spiel am Fellbacher Herbst und unter Flutlicht und mit vielen Zuschauern aus beiden Lagern eine besondere Atmosphäre schafft. Zudem hatten wir im Anschluss an das jüngste Derby eine tolle Feier. Wäre schön, wenn wir es wiederholen könnten.

Wie sehen Sie die Entwicklung beim Stadtrivalen SV Fellbach?
Hartl: Da wir traditionell ein sehr gutes Verhältnis zur Abteilungsleitung des SV Fellbach pflegen, hoffen wir, dass die Mannschaft die gesteckten Ziele erreichen wird. Da wir davon ausgehen, dass bei einem Aufstieg in die Verbandsliga auch der TV Oeffingen wieder profitieren könnte. Spieler, die in eine höhere Klasse nicht mitgehen, könnten zum TVOe wechseln. Die Zusammenarbeit insbesondere mit Mathias Fischer und Jochen Pflüger ist hervorragend. Bei allen Gesprächen sind wir immer zu einvernehmlichen Lösungen gekommen. Es ist natürlich toll, wenn man in der heutigen Zeit wie der SV Fellbach einen neuen Sponsor gewinnen und als Verein sein Konzept umsetzen kann.

Der Rasenplatz am Tennwengert wurde nach dem WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft 2014 in Sami-Khedira-Stadion umbenannt. Wie ist Ihr Verhältnis zu Sami, inwieweit kann er zur Popularität von Fußball in Oeffingen beitragen?
Hartl: Leider sehen wir uns viel zu wenig. Aber wenn Sami in Oeffingen ist, lässt er sich immer wieder im Sami-Khedira-Stadion sehen – jüngst zum Beispiel zum Training in der Sommerpause. Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis, darüber sind wir sehr froh. Wie auch darüber, dass er sich immer noch als Oeffinger Junge bezeichnet.

Podrug: Zur Popularität hat Sami bereits mit vielerlei Engagement beigetragen; ob mit dem „Sami’s Cup“ in Oeffingen, dem zweitägigen B-Jugend-Turnier an Ostern, oder dem Spiel des Jahres im Stuttgarter Gazi-Stadion. Mit Sicherheit ist auch der unvergessliche Empfang auf dem Tennwengert nach der Weltmeisterschaft in Erinnerung geblieben. Der Name Sami Khedira zieht auch den einen oder anderen Jugendspieler nach Oeffingen. Es ist toll, wenn solche Idole aus unserem TVOe herauskommen.

Was möchten Sie des Weiteren tun, um Fußball in Oeffingen attraktiver zu machen?
Podrug: Mehrere Punkte: ein nachhaltiges Jugendkonzept einführen und umsetzen. Alle Jugendklassen mit Mannschaften besetzen. Die erste Mannschaft in der Landesliga etablieren, die zweite Mannschaft in die Kreisliga A führen. Der Neubau der Umkleidekabinen, mit dem Ende des Jahres begonnen werden soll, trägt zur Attraktivität bei. Des Weiteren soll im nächsten Jahr ein neuer Kunstrasenbelag kommen. Eventuell für die Zukunft auch die Erweiterung der Sportanlagen, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Dazu wollen wir weitere Mitstreiter gewinnen, um neue Ziele definieren zu können, zum Beispiel die Einführung einer Fußballschule.

Und dann vielleicht doch mal das Stadtderby in der Oberliga spielen?
Hartl: Ein Traum wäre es schon, aber eben nicht realistisch.

Aufrufe: 017.8.2015, 18:00 Uhr
Fellbacher Zeitung / Maximilian HammAutor