2024-05-02T16:12:49.858Z

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Das Trainerduo Ruthe und Stenzel, damals noch vereint, beim Spiel des SV Waldperlach gegen die DJK München Pasing.
Das Trainerduo Ruthe und Stenzel, damals noch vereint, beim Spiel des SV Waldperlach gegen die DJK München Pasing. – Foto: Neueder

Turbulente Wochen bei Aufsteiger Waldperlach: Trainer weg - Vertragsamateur füllt Lücke

Neuer Co-Spielertrainer aus Heimstetten

Der SV Waldperlach wäre wohl auch ohne Quotientenregel aufgestiegen. 15 Punkte Vorsprung waren es am Ende, jetzt spielt der SV Bezirksliga - und kämpft mit Veränderungen.

Waldperlach - Florian Stenzel ist im Jahr 2019 zum SV Waldperlach gekommen. Der 36-Jährige musste direkt mit einer schwierigen Situation umgehen - der SV ist damals von der Bezirksliga in die Kreisliga abgestiegen. Zusammen mit Fredi Ruthe, den Stenzel noch von seiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching kennt, bildete er das neue Trainerduo des SV Waldperlach und startete die Mission Wiederaufstieg.

Der ehemalige Co-Trainer der Hachinger, die er in der Saison 2011/12 in der 3. Liga betreut hat, kam vom FC Stern aus der Kreisliga 3 zu den Waldperlachern und ging seine neue Aufgabe mit großem Engagement an.

„Es ist nie einfach, wenn man einen Absteiger übernimmt.“

Florian Stenzel

Man wagte sich an das Projekt Wiederaufstieg. Verstärkt mit einigen Jugendspielern konnte man jedoch die ersten fünf bis sechs Spiele nicht glänzen. Ein schicksalhafter Wendepunkt der Anfangsschwierigkeiten war laut Stenzel das Spiel gegen Oberföhring. Eine schlimme Verletzung eines Waldperlacher Spielers führte der Mannschaft vor Augen, wie und vor allem für wen sie den Aufstieg schaffen wollen.

Ligapokal des BFV zugunsten des anvisierten Aufstieges abgesagt

Damit sich Stenzel und seine Mannschaft nur auf den Aufstieg konzentrieren konnten, hatte sich das Team entschieden, nicht im Ligapokal anzutreten.

Dann kam die Corona-Pandemie, und der Sport in Deutschland musste pausieren - so auch der SV Waldperlach. In der Zwangspause hielten sich die Spieler über Zoom-Meetings fit, die zweimal wöchentlich abgehalten wurden. Auf einmal waren im Frühjahr 2021 Yoga und Pilates an der Tagesordnung - und kein Taktiktraining oder Sprintmarathons auf dem Rasen.

Der Kader des SV Waldperlach aus der Saison 19/20 hat sich merklich verändert.
Der Kader des SV Waldperlach aus der Saison 19/20 hat sich merklich verändert. – Foto: Homepage SV Waldperlach

Nach dem endgültigen Saisonabbruch war bald klar, dass der SV Waldperlach die längste Zeit in der Kreisliga zuhause war. Die Mannschaft von Stenzel und Ruthe stieg in die Bezirksliga auf. Eine Aufstiegsfeier wurde erst im Juli abgehalten, zu unsicher waren die Inzidenzen.

Aufstieg war „grandiose Leistung“ - bereits im Mai beschäftigte sich der Verein mit der neuen Liga

Der Neubeginn nach der Pandemie gestaltet sich auch für den SV Waldperlach mehr als holprig. Als eine der wenigen Ausnahmen in der Bezirksliga bezahlt der SV den Spielern keine monatliche Aufwandsentschädigung oder ein festes Gehalt. In Waldperlach laufen die Dinge anders - aber nicht unbedingt schlechter. Für jeden Punktgewinn erhalten die Akteure eine feste Prämie.

Zudem gibt es ein Gesamtpaket an Leistungen, auf welches jeder Spieler zugreifen kann, dies beinhaltet zum Beispiel einen Zuschuss für Fußballschuhe oder einen kompletten Wasch-Service, zudem können die Spieler bei kurzfristigen Verletzungen auf Partnerpraxen zurückgreifen, Orthopäden und Physiotherapeuten stehen der Mannschaft quasi auf Abruf bereit.

Wir wollten den Kader nicht komplett umkrempeln. Wir haben aber gewusst, dass wir auf drei- bis vier Positionen Verstärkung benötigen.

Florian Stenzel, Trainer des SV Waldperlach

Der Verein konnte sich bisher nur auf der Torwartposition verstärken. Daniel Rain kam vom SV Stadtwerke München zu Waldperlach und trainierte auch schon vor dem Neustart einmal in der Woche mit. Mit Nico Nowok von Putzbrunn konnte der SV zumindest einen Perspektivspieler für sich begeistern, der sich allerdings noch von einer Verletzung erholen muss.

Doch die Absagen überwiegen, teils aus dem Grund, dass kein Geld bezahlt wird - oder auch dass der SV über keinen Kunstrasenplatz verfügt.

Viele Spieler beenden nach dem Aufstieg ihre Karriere - und helfen dennoch aus

Mit Dani Wittmann, Christoper Diem und zwei weiteren Spielern haben wichtige Allrounder ihre Karriere beim SVW beendet. Stenzel gibt an, dass die „Abgänge momentan aus eigener Tasche kompensiert werden.“ Am überraschendsten für Kenner der Waldperlacher Mannschaft war wohl die Rückkehr von Maxi Brunner in den Kader. Vor dem Spiel gegen Westerndorf hat der selbstständige Fließenleger noch mittrainiert, das Trainerteam kontaktierte ihn daraufhin, als klar war, dass einige andere Akteure ausfallen würden.

Brunner sprang ein und kam nach seinem eigentlichen Karriere-Ende noch auf einen Bankeinsatz für die Waldperlacher. Ob man Vertragsamateure als Unterstützung der ersten Mannschaft verpflichten würde, schloss Stenzel nicht direkt aus.

Mit 15 Punkten Vorsprung waren wir eigentlich schon ein schlechteres Bezirksligateam.“

Stenzel über die Überlegenheit des SV Waldperlach in der vorherigen Kreisliga-Saison

In den ersten beiden Spielen holten die Waldperlacher vier Punkte - für einen Aufsteiger eine ordentliche Ausbeute. Gegen die Reservemannschaft des TSV Buchbach gelang dem Team von Stenzel sogar ein Sieg. „Der Kader ist bezirksligareif“, sagt Stenzel auf Nachfrage von fussball-vorort. Beim letzten Spiel gegen Westerndorf saßen zudem auch sechs Spieler auf der Bank, die allesamt der ersten Mannschaft angehörig sind.

Vergangenen Sonntag erzielte der eben erwähnte Maximilian Brunner einen Dreierpack beim 5:0-Heimsieg gegen den SC Baldham-Vaterstetten. Sein Abschiedsgeschenk an die Mannschaft, sozusagen. Brunner verabschiedet sich in den Hafen der Ehe und wird erst nach seiner Hochzeit und einem Arbeitseinsatz im Ausland wieder bei der Mannschaft sein.

Die nächste Herausforderung steht an: Fredi Ruthe erklärte der Mannschaft am Dienstag seinen Rücktritt

Bisher war das Trainerduo „Stenzel/Ruthe“ ein eingeschworenes Team. Um Nichtigkeiten wie Chef- und Co-Trainer machten sich die beiden keine Gedanken, man funktionierte als Einheit auf dem Platz. „Keiner war sich zu schade, auch mal ein Hütchen aufzustellen oder wegzuräumen“, sagt Stenzel über die Zusammenarbeit mit Ruthe.

Fredi Ruthe verkündete am vergangenen Dienstag, dass er sein Traineramt beim SV Waldperlach aus beruflichen Gründen nicht mehr weiter ausführen kann. Florian Stenzel wird nun erstmal alleine der Coach des Aufsteigers werden. Bisher wurden drei Gespräche mit potenziellen Co-Trainern geführt, doch laut Stenzel hat die Besetzung des Postens keine Eile.

Abhilfe schafft ein Vertragsamateur: Florian Kopp kommt als spielender Co-Trainer vom SV Heimstetten

Das Trainerteam von Florian Stenzel (l.) wird ab sofort von Florian Kopp (r.) komplementiert.
Das Trainerteam von Florian Stenzel (l.) wird ab sofort von Florian Kopp (r.) komplementiert. – Foto: Fupa

Am gestrigen Montag wurde fussball-vorort darüber informiert, dass die oben erwähnte Hypothese, Vertragsamateure zu verpflichten, tatsächlich eingetroffen ist. Mit Florian Kopp kommt ein Spielertrainer aus Heimstetten, der ab sofort Florian Stenzel als Co-Trainer unterstützen wird.

Zum Thema Personalknappheit und nicht vorhandener Kaderbreite sagt Stenzel zum Schluss nur noch eines: „Ich würde mir Sorgen machen, wenn wir null Punkte hätten.“ Doch bisher stehen sieben Zähler für den SVW zu Buche. Das nächste Spiel des SV Waldperlachs findet auswärts beim TSV Ottering statt. Stand jetzt steht der SV auf dem zweiten Tabellenplatz mit einer Tordifferenz von 7:1. (Magdalena Schwaiger)

Aufrufe: 010.8.2021, 15:13 Uhr
Magdalena SchwaigerAutor