2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Michael Steinmaßl geht mit dem TSV Berg in seine erste Saison als Trainer einer Verbandsligamannschaft. Alexander Tutschner
Michael Steinmaßl geht mit dem TSV Berg in seine erste Saison als Trainer einer Verbandsligamannschaft. Alexander Tutschner

TSV Berg will aggressives Pressing spielen

Neuer Verbandsliga-Trainer Michael Steinmaßl über seinen Kader, seine Ziele und seine Spielphilosophie

Berg / sz - Während an diesem Wochenende von der Kreis- bis zur Bundesliga der Ball wieder rollt in den Fußballstadien, haben die Kicker vom TSV Berg noch eine Woche Schonfrist. Die Mannschaft von Michael Steinmaßl bereitet sich seit sechs Wochen auf den Verbandsligastart am 22. August vor. Alexander Tutschner sprach mit dem neuen TSV-Trainer über seinen Kader, seine Ziele und seine Spielphilosophie.

Der TSV Berg ist Ihre dritte Trainerstation, haben Sie sich schon eingefunden in die neue Aufgabe?

Wir haben vor sechs Wochen angefangen und waren im Trainingslager in Vorarlberg, das war für mich wichtig, um die Mannschaft kennenzulernen. Vieles ist für die Mannschaft natürlich neu, jeder Trainer bringt ja sein eigenes Konzept mit. Da gibt es natürlich Reibungspunkte, das macht es aber auch spannend.

Was konkret haben Sie verändert?

Ich lege großen Wert auf ballorientiertes Spiel und viel Laufarbeit. Wenn wir in Ballbesitz sind, möchte ich, dass alle elf Spieler mitmachen. Wir hatten schon ein paar harte Wochen ...

Sind Sie zufrieden mit der Vorbereitung?

Wir haben noch viel Luft nach oben. Es gibt noch einiges, was wir verbessern müssen, das wird auch noch Zeit brauchen. Vom Läuferischen her bin ich zufrieden, da sind wir auf einem guten Level. Leider haben wir schon einige Verletzungen zu beklagen. Das ist schade, denn man kann dann die Abläufe nicht so einstudieren, die Automatismen fehlen. Die Ergebnisse hätten etwas besser sein können. Immerhin waren wir im Markdorf-Cup im Finale (1:4-Niederlage gegen den FV Ravensburg) und haben uns beim Schussenpokal-Einlagespiel gegen den SC Pfullendorf (2:2) ordentlich präsentiert. Schlecht war das Pokalspiel in Weiler (2:3-Niederlage).

Neben Dominik Bentele und Haris Mesic (beide FV Ravensburg) und Simon Lang (FC Wangen) hatten Sie mit Sebastian Seiler (SV Weingarten) noch einen namhaften Abgang. Wie kam es dazu?

Nachdem Fabian Ammon doch bei uns weitermacht als Verteidiger, hat Sebastian auf der Position keine Chance gesehen. Wir hatten dann die Vereinbarung, dass er gehen darf, das war für beide Seiten okay.

Wie schätzen Sie die Neuzugänge ein?

Tobias Ullrich (FC Wangen) liefert sich im Tor ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sebastian Willibald um die Nummer eins. Luis Metzen (FC Wangen) und Timo Wichert (FV Biberach) sind wichtige Verstärkungen für den Defensivbereich. Mit Dominik Boos (SV Weingarten) und Roman Hanser (FG 2010) haben wir talentierte, junge Mittelfeldspieler dazubekommen, sie werden noch Zeit brauchen. Mit Andreas Kalteis (FV Ravensburg) haben wir einen starken Stürmer verpflichtet, er macht einen tollen Eindruck.

Ist Kalteis im Sturmzentrum gesetzt?

Er wird ganz sicher seine Chance bekommen. Er braucht aber noch Spiele, er muss sich erst an die neuen Laufwege gewöhnen. Er hatte in der Vorbereitung schon eine tolle Quote, er hat fast immer getroffen. Wir hoffen, dass er bei uns Spaß hat beim Fußball. Wenn er die Kugel hat im Strafraum, wird es immer gefährlich.

Soll Moritz Fäßler weiter der Führungsspieler beim TSV sein?

Ja, das ist weiter so geplant. Allerdings ist noch nicht ganz klar, ob er auf der Sechs spielt oder rechts hinten. Das hängt auch vom Gegner ab. Er ist ja nach einer Verletzung auch erst zwei Wochen im Training.

Überhaupt sind Sie schon vom Verletzungspech gebeutelt ...

Artur Müller hat sich gleich in der ersten Woche das Kreuzband gerissen. Er fehlt in der Vorrunde definitiv. Taner Atta musste sich am Knie operieren lassen, er macht Fortschritte, er wird aber erst in vier bis sechs Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen können. Silvio Battaglia leidet an einem Miniskusanriss, bei ihm sieht es aber gut aus. Vielleicht ist er beim ersten Heimspiel gegen Essingen schon wieder dabei. Roman Hanser und Moritz Fäßler hatten Probleme mit dem Sprunggelenk und sind erst seit rund zwei Wochen im Training.

Wer soll die Fäden im Mittelfeld ziehen?

Wir haben einiges ausprobiert in der Vorbereitung, wir sind ja auch noch in der Findungsphase.Jan Rieger und Luis Metzen haben sehr gute Spiele gemacht, genauso wie David Brielmayer, auch Bartosz Broniszewski macht einen sehr guten Eindruck im Spiel nach vorne. Nikolas Deutelmoser und Heiko Wenzel können über rechts Dampf machen, Christian Hepp auf links ebenso, wir sind da insgesamt gut aufgestellt im Mittelfeld.

Darf man von Dan Constantinescu, der ja schon für Rumänien in den U-Mannschaften spielte, einen Sprung erwarten?

Er hat in der Vorbereitung ordentliche Spiele gemacht und fühlt sich sehr wohl in Berg. Ihm fehlt momentan noch etwas die Zweikampfhärte, er hatte zuletzt leider Probleme mit der Schulter und kann nur Lauftraining machen. In den ersten zwei Spielen wird er noch nicht dabei sein.

Sind Sie insgesamt mit dem Kader zufrieden?

Wir haben von der Leistungsstärke einen ähnlichen Kader wie in der Vorsaison. Tragisch ist der Ausfall von Artur Müller, er hat in meinen Plänen eine zentrale Rolle gespielt. Entscheidend wird aber sein, ob die Mannschaft das umsetzen kann, was wir Trainer von ihr wollen. Und dass die Jungs von der ersten bis zur letzten Minute alles geben.

Sind noch Nachverpflichtungen geplant?

Unser Kader ist gut und wir können in der Verbandsliga eine gute Rolle spielen. Wenn wir noch einen bekommen, der uns wirklich weiterhilft, würden wir nicht Nein sagen.

Hat das frühe Pokal-Aus gegen Weiler geschmerzt?

Ja, wir wollen das nicht beschönigen, wir wollten da weiterkommen. Aber wir hatten in der Woche eine große Belastung, was Training und Spiele betrifft. Es ist aber ein Fingerzeig dahingehend, dass wir jeden Gegner ernst nehmen und vom Kopf her immer hellwach sein müssen.

Wie sieht Ihre Spielphilosophie aus und wie setzt die Mannschaft diese um?

Was wir noch nicht so gut machen, ist die Spieleröffnung, wir spielen noch zu viele lange Bälle, die Abläufe stimmen noch nicht ganz. Das wird die Aufgabe in der nächsten Woche sein. Ganz wichtig ist mir das Umschaltspiel bei Ballverlust, dass wir gleich wieder voll draufgehen. Wir wollen Pressing spielen, den Gegner früh stören und zu Fehlern zwingen. Mit Leuten wie Kalteis, Broniszewski und Battaglia wollen wir nie zu weit vom gegnerischen Strafraum weg sein.

Was kann der TSV Berg in dieser Saison erreichen?

Viele in der Liga haben sich kräftig verstärkt. Wir wollen besser abschließen als in der Saison zuvor, als wir Achter waren. Das können wir schaffen, aber diese Liga ist gefährlich, man darf keinen Gegner unterschätzen. Ein guter Start wird wichtig sein. Wenn man einen Lauf hat, kann man natürlich auf einer Euphoriewelle schwimmen. Wir wollen vor allem konstanter spielen.

Wer sind die Topteams der Liga?

Ich denke, dass Göppingen, Neckarsulm und Essingen die stärksten Teams haben, auch Nagold hat eine super Vorbereitung gespielt. Ich denke aber auch, dass die Aufsteiger für die eine oder andere Überraschung gut sind.

Für Sie ist es der erste Trainerjob in der Verbandsliga, Sie betreten also Neuland ...

Es war für mich auf jeden Fall sehr spannend, man weiß ja nie, wie die Spieler reagieren. Es ist ein anderes Arbeiten, die Spieler verlangen dem Trainer mehr ab, es gibt mehr tiefgründige Fußball-Gespräche. Mir macht die Arbeit auf dem Trainingsplatz großen Spaß, der große Unterschied zur Landesliga ist die Dynamik und die Professionalität der Spieler.

Ist die Atmosphäre in Berg wirklich so familiär, wie es immer heißt?

Ja, das kann ich bestätigen. Ich bin herzlich empfangen worden, wir waren gerade geschlossen auf dem Bergfest, die Mannschaft hat eine super Kameradschaft. Spieler wie Silvio Battaglia oder Andi Kalteis müssen sich wohlfühlen, um an ihre Leistungsgrenze ranzukommen. Aber die Kameradschaft muss man vor allem auf dem Platz zeigen, da muss jeder für jeden da sein.

Neben dem FV Ravensburg (Oberliga) sind Sie als Verbandsligist die Nummer zwei in der Region, das wird von den Zuschauern aber oft noch nicht honoriert ...

Ja, wir wollen mit attraktivem Spiel mehr Zuschauer anlocken. Wir hoffen auch, dass die Berger wieder verstärkt kommen. Wir haben mit Luis Metzen oder Andreas Kalteis bewusst Spieler aus der Region geholt, die bestimmt der eine oder andere sehen will. Wir möchten unsere Spiele künftig als kleines Event veranstalten, um mehr Leute ins Stadion zu kriegen, wir wollen auch in dieser Hinsicht wachsen.

Aufrufe: 013.8.2015, 18:22 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor