2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

Trotz Corona optimale Bedingungen

Nachspielzeit mit Rui Marinho: Trainer des 1. FC Schwabsburg fühlt sich beim B-Klassen-Tabellenführer pudelwohl

Schwabsburg. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Rui Marinho (52). Der Trainer des 1. FC Schwabsburg, Tabellenführer der B-Klasse Mainz-Bingen Ost 2, spricht über die fußballlose Zeit, die bislang gespielte Runde und die Aufstiegsziele des FCS.

Rui, zwei Monate ohne Amateurfußball. Wie kamst Du durch diese Zeit und wie hast Du die Feiertage überstanden?

Ich arbeite in der Lebensmittelbranche, da ist aktuell Land unter. Eine Woche vor Weihnachten fällt den meisten ja erst ein, was sie noch alles brauchen. Durch den Lockdown ist zusätzlich Chaos ausgebrochen. Man hat das Gefühl, die Leute sehen schon die Welt untergehen und legen sich Vorräte zu. Total unnötig, aber so gab es also auch genug abseits des Fußballplatzes zu tun. Dennoch fehlt mir der Fußball sehr, gerade zu meinem stressigen Beruf ist das einfach ein geiler Ausgleich. Wenn du um 18 Uhr den Laptop runterfährst oder von einem Kundenbesucht dann direkt auf den Platz kommst und dich nur noch mit deinen Spielern beschäftigst, ist das einfach was ganz anderes und für mich persönlich auch sehr wichtig.

Dennoch hast Du Dir nach Deinem Engagement bei UDP Mainz mal eine kleine Auszeit gegönnt…

Richtig, sechs Monate wollte ich mal nichts hören und sehen vom Fußball. Das hat acht Wochen gehalten, dann habe ich mich schon wieder dabei ertappt, dass es mich sonntags auf irgendwelche Plätze gezogen hat. Seit meinem dritten Lebensjahr spiele ich Fußball oder habe es damals zumindest versucht. So eine Auszeit ist nichts für mich, dafür bin ich viel zu sehr Vollblutfußballer. Das habe ich auch an meiner Freundin gemerkt, die selbst gesagt hat: ‚es wird Zeit, dass du wieder was mit Fußball machst, das ist sonst ja unerträglich`. (lacht)

Im Sommer kamst du dann nach Schwabsburg, mitten in der Pandemie. Wie kam der Kontakt zustande?

Das ging über 25.000 Ecken. Am Ende war es aber so, dass Steffen Jennerke als Spielertrainer und ich an der Seitenlinie das gemeinsam angehen wollten. Wir haben uns dann mit Schwabsburg zusammengesetzt, unser Konzept neben das des Vereins gelegt und einen gemeinsamen Weg erarbeitet. Das war schon weit vor Saisonbeginn, als wir uns gefragt haben: wo wir sind, was können wir verbessern oder was funktioniert bereits gut? Als alle Stellschrauben ausgemacht waren, ging es auch schon los.

Und wie erlebst Du die Zeit bis hierher?

Es ist meine erste Saison hier und gleichzeitig auch die Komischste. Dadurch, dass der Verein aber ein supergeiles Hygienekonzept hatte, waren wir relativ früh wieder auf dem Platz. Da hat der Verein sich schon brutal Mühe gegeben, um uns da alles so einfach wie möglich zu machen. Von den Beschränkungen abgesehen hatten wir echt optimale Bedingungen für die Vorbereitung. Das war sicher auch ein Grund dafür, dass wir so gut gestartet sind.

Obwohl Du neu im Verein bist, kanntest du einige Spieler schon von früheren Stationen, etwa bei der SG Harxheim. Hat Dir das den Einstieg erleichtert?

Klar musst du zu Beginn erstmal die Mannschaft kennenlernen und umgekehrt. Aber es war eben nicht so, dass man nur auf Unbekannte getroffen ist. Nur ganz, ganz Wenige kannte ich überhaupt nicht. Trotzdem muss sich das natürlich erstmal einspielen, das ist ja nach jedem Trainerwechsel so. Ehrlich gesagt, war ich etwas überrascht, dass es so schnell so gut funktioniert har. Die Jungs haben alle volles Rohr mitgezogen, was sich auch an der Trainingsbeteiligung von über 20 Leuten zeigt. Teilweise haben Spieler sogar ihre Arbeitszeiten verlegt, nur um trainieren zu können. Das war wirklich vorbildlich.

Nach sieben absolvierten Spielen stehen sechs Siege und eine Niederlage. Mit 18 Punkten führt ihr die Tabelle an. Zufrieden?

Ja, bis auf das Spiel in Lörzweiler war das wirklich sehr gut. Die Niederlage nehme ich aber auch ein Stück weit auf meine Kappe, da hatten wir das Spiel im Kopf vor dem Anpfiff schon gewonnen. Der Gegner hat es aber richtig clever gemacht und wir haben keine Lösungen gefunden.

Welchen Spielstil willst Du denn generell von Deiner Mannschaft sehen?

Wir wollen viel Ballbesitz und damit den Gegner sowie das Spieltempo bestimmen. Ich will mich nicht am Gegner orientieren, sondern immer unser Spiel durchbringen. Vor allem wollen wir aber auch viele Tore schießen.

Das ist euch mit 30 Toren in sieben Spielen auch eindrucksvoll gelungen…

Wir haben große Qualität im Spiel nach vorne. Das habe ich den Jungs auch immer wieder gesagt. Selbst, wenn wir mal mit ein, zwei Toren hinten liegen, können wir das locker drehen, wenn wir unserem Spiel treu bleiben. Ich sage immer, wir müssen einfach nur unser Pensum abspulen, wie eine Nähmaschine. Dann werden wir am Ende vom Spiel immer zu unseren Ergebnissen kommen.

Und am Ende der Saison soll der Aufstieg stehen?

Unser Ziel ist ganz klar die A-Klasse und uns dort zu etablieren. Ich schätzte die Mannschaft rein von der Qualität jetzt schon so ein, dass wir dort mithalten könnten.

Gibt es Bedenken, dass diese Saison wegen Corona am Ende nicht gewertet wird?

Die Runde ist ein bisschen wie eine Kinderüberraschung und aktuell weiß niemand, was man am Ende bekommt. Es ist einfach eine schwierige Situation und wenn es wieder losgeht, fangen alle ein Stück weit wieder bei null an. Wenn man die Nachrichten so verfolgt, sieht es ja aber nicht danach aus, als ob der aktuelle Plan für den Restart eingehalten werden kann.

Wie ist der Kontakt zur Mannschaft nun zwischen den Jahren?

Bis letzte Woche hatten die Spieler individuelle Trainingspläne bekommen. Jetzt haben wir bewusst mal einen Trainingsstopp eingelegt, dann kann sich jeder wirklich auch mal um andere Dinge kümmern. Auch auf eine digitale Weihnachtsfeier haben wir verzichtet. Sobald das wieder möglich ist, schmeißen wir einfach Weihnachten, Neujahrsempfang und Fastnacht zusammen auf eine große Party. Um das Thema muss ich mir glaube ich am wenigsten Sorgen machen, Party können wir. Vorher wollen wir aber natürlich einfach erstmal so schnell es geht wieder zurück auf den Platz.

Aufrufe: 029.12.2020, 16:15 Uhr
Martin ImruckAutor