2024-04-25T08:06:26.759Z

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Unterschiedliche Welten: Der TSV Röttenbach kämpft um den Aufstieg, für den FC Großdechsendorf ist der Abstieg hingegen kaum mehr zu vermeiden. F: Giulia Iannicelli
Unterschiedliche Welten: Der TSV Röttenbach kämpft um den Aufstieg, für den FC Großdechsendorf ist der Abstieg hingegen kaum mehr zu vermeiden. F: Giulia Iannicelli

Träume und Albträume unter Rivalen

Der TSV Röttenbach kämpft um den Aufstieg, für Großdechsendorf scheint im Abstiegskampf jede Hilfe zu spät zu kommen

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Im Kreisliga-Derby trafen mit dem FC Großdechsendorf und dem TSV Röt­tenbach zwei Fußball-Welten aufein­ander. Während der FCD als Schluss­licht den drohenden Abstieg bereits akzeptiert hat, träumen die Nachbarn nach dem 6:2-Erfolg vom Aufstieg.
Der Jubel ist fast so schön wie das Tor. Fabian Maar schnippelt das Leder aus 30 Metern genau in den Winkel. Anschließend rennt der Zauber-Schütze zur Seitenli­nie und springt in die offenen Arme seines Trainers. „Wir haben beim Warmmachen darüber gesprochen“, sagt der beinahe umgerannte Joachim Müller. „Fabi, habe ich gesagt, ich sehe den Ball schon im oberen Winkel - und genau so ein Ding haut er raus.“ Der Coach hatte gegenüber Fabian Maar klargestellt: „Wenn das passie­ren sollte, gibst du mir die Hand und sagst Danke.“ Am Ende war es eine große Umarmung. „Es hat mich ein­fach wahnsinnig gefreut“, sagt Mül­ler, der einen schönen Sonntagnach­mittag in Dechsendorf erlebt. Rötten­bach gewinnt beim Rivalen aus der Nachbarschaft mit 6:2 und überzeugt zeitweise auch am Ball.

„Wenn du oben dabei sein willst, musst du diesen Gegner schlagen. Aber es ist nicht so einfach“, sagt Trai­ner Müller. Dechsendorf ist im Klasse­ment abgeschlagen Letzter, „unterbe­wusst“ könne es also schon passieren, diese Partie zu leicht zu nehmen. Zumindest am Anfang aber ist das den Gästen nicht anzumerken. Zwar hat der FCD ebenfalls einige gute Chancen, doch nach einer Viertelstun­de netzt Fabian Leis per Flachschuss zum 1:0 ein.

Nach einer guten halben Stunde steht es bereits 3:0, weil Daniel Schulz schnörkellos und Fabian Maar zauber­haft treffen - gegen überforderte Hausherren. „Das geht die gesamte Saison so: Vorne macht man die Tore nicht, hinten kassiert man sie. Dann kommen solche Ergebnisse zustande“, sagt Dechsendorfs Spielertrainer Sven Berthold. Er selbst muss aushel­fen, weil der Mannschaft Verteidiger fehlen. „Im Derby ist fast kein Feuer mehr drin“, sagt er. „Das Spiel muss nicht besonders hart sein, doch die Mentalität fehlt, so ein Derby unbe­dingt gewinnen zu wollen.“ Früher hätte wohl jeder spielen wol­len, doch nun haben viele etwas besse­res vor, als ihre Knochen für das Schlusslicht hinzuhalten. Wirklich Spaß macht es so nicht. Zwar treffen Hendrik Wiebach und Stefan Raeuber beim Stand von 0:5 noch, doch über diese Tore ärgern sich die Röttenba­cher mehr als sich die Dechsendorfer freuen können. Bei den Gegentreffern tobt TSV-Coach Joachim Müller an der Seitenlinie. „Ich bin voll dabei. Manchmal ist es gut, die Jungs aufzu­wecken“, sagt der 50-Jährige. „Ich höre am Ende der Saison hier auf. Des­halb möchte ich in den letzten Spielen keinen Schlendrian aufkommen las­sen. Das möchte ich vorleben.“

Vielleicht kann sich Müller mit dem Aufstieg verabschieden. „Zwar hat Adelsdorf hat einen Vorteil und Wei­sendorf ist sehr, sehr stark.“ Doch vor der Saison hatten einige Röttenbach­zum Abstiegs-Kandidaten ernannt. „Deshalb ist es auch eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung. Wir sind oben da­bei.“ Einen Punkt Rückstand hat der TSV auf den Spitzenreiter, mit dem Zweiten ist Röttenbach punktgleich. „Wir wollen so lange wie möglich die anderen ärgern.“ Spannend wird es bis zum letz­ten Spieltag bleiben, die direk­ten Duelle kommen erst noch. „Seit fünf Jahren wollen wir auf­steigen, und jetzt sind wir näher dran als je zuvor.“ In Dechsen­dorf ist hingegen schon alles klar: „Wir sind realistisch und sagen: Es ist vorbei. Jetzt müs­sen wir uns anständig aus der Kreisliga verabschieden.“ Dazu gehört auch, den Röttenbachern beim Jubeln zuzusehen. Fabian Maar und Joachim Müller sind mittendrin.

Aufrufe: 03.4.2017, 15:03 Uhr
Katharina Tontsch (EN)Autor