2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die rot-weißen Absperrbänder signalisieren es: Vom Normalzustand  kann noch keine Rede sein.
Die rot-weißen Absperrbänder signalisieren es: Vom Normalzustand kann noch keine Rede sein. – Foto: Günter Bergmann

Training während Corona: Kein Bierchen, aber endlich wieder ein Ball

Erfahrungsbericht von einer Übungseinheit beim TSV Sielmingen

Rund drei Monate lang hat Corona für Stillstand gesorgt. Inzwischen darf immerhin wieder trainiert werden, wenn auch stark eingeschränkt. Ein Erfahrungsbericht von Patrick Steinle, Mitarbeiter der Filder-Zeitung und Fußballer in Sielmingen.

Dienstagabend, 19.30 Uhr: Trainingsbeginn beim TSV Sielmingen. Ich fahre auf das Sportgelände an der Seestraße und steige aus dem Auto, dies bereits in Trainingsklamotten. Nur noch schnell am Kofferraum die Schuhe wechseln, und dann in Richtung Spielfeld. Daheim habe ich die Hände gewaschen und desinfiziert. Bevor es auf den Platz geht, schaue ich auf die Tafel am Eingang. Ein rot-weißes Absperrband sticht mir ins Auge. Der Kunstrasen ist in mehrere einzelne Bereiche aufgeteilt – für jeden stehen auf besagter Tafel vier Namen. Mannschaftssport in Kleingruppen. In welchem Feld bin ich denn?

Der eigentlich übliche Händedruck mit den Mitspielern und Trainern fällt aus. Ein simples „Servus“ und ein kurzer Smalltalk müssen reichen. Dennoch ist es schön, alle wiederzusehen. Erst recht nach so langer Zeit. Rund drei Monate ist es her, dass das abrupte Ende kam. Corona! Seither war Stillstand.

Während wir Spieler kurz vor knapp erscheinen, ist unser Coach Daniel Schlüter schon seit einer Stunde da. Er baut Tore, Hütchen und Stangen auf. Und, nicht zu vergessen: er führt eine Liste mit Spielern, die am Training teilnehmen. Eine namentliche Registrierung ist vorgeschrieben. Schließlich sollen im Fall der Fälle mögliche Infektionsketten nachverfolgt werden können.

Abstand zum Mitspieler

Dann geht es los. Das Highlight der Woche: endlich wieder ein Ball am Fuß! Die erste Ballannahme: miserabel. Fünf Meter weit versprungen. Der erste Schuss auf das Tor: klar daneben. Es fühlt sich teilweise an, als hätte man nie Fußball gespielt. Doch mit der Zeit komme ich wieder rein. ­Natürlich passt nicht alles, aber es macht Spaß. Als Sportler für mehrere Wochen auf seine Leidenschaft zu verzichten, das war nicht ­einfach. Umso erfreulicher, nun wieder auf dem Platz zu stehen.

Auf dem Platz zu stehen, das bedeutet in anhaltenden Corona-Zeiten aber auch, Abstand zu halten. Zwei Meter zum nächsten Mitspieler – deshalb die Hütchen. Sie dienen als Orientierungshilfe. Verbissene Zweikämpfe, Sprints Schulter an Schulter oder Grätschen aus der Kategorie eines Sergio Ramos? All das macht ja für gewöhnlich den Fußball aus, ist jedoch unverändert verboten. Schade, aber verständlich. Bis es neue Lockerungen gibt, bestreiten wir unser Übungsprogramm individuell. An diesem Abend lautet der einhellige Tenor: Hauptsache, es geht mittlerweile überhaupt wieder was.

Not macht erfinderisch

Bei uns ist Fußball-Tennis beliebt. Der Ball darf einmal auf den Boden aufkommen und muss dann über ein Netz zum Gegner gespielt werden. Auch hier dauern die ersten Ballwechsel nicht lange. Das Gefühl im Fuß ist erst einmal weg. Ob es geht, dass man zu zweit in einem Team spielt? Da wird man kreativ. In der Mitte der beiden Felder wird eine zwei Meter breite Aus-Zone eingerichtet. Not macht erfinderisch.

Lauf- oder Passübungen sowie Krafttraining runden den Auftakt ab. Der Trainer hat schnell gemerkt, dass wir uns noch nicht auf die neue Saison vorbereiten wollen – nun, da die alte gerade erst endgültig abgebrochen worden ist und noch keiner sagen kann, wann der Beginn der nächsten möglich sein wird. Fest steht seit Samstag: wir sind Meister! Unsere souveräne Tabellenführung bedeutet den Wiederaufstieg in die Kreisliga A. Die entsprechende Feier werden wir wohl ein anderes mal nachholen müssen.

Die Freiheit wieder kicken zu dürfen

Aktuell ist es befreiend, die Energie, die sich im Homeoffice oder beim bloßen zuhause Herumhocken angestaut hat, einfach mal loszuwerden. Den Alltag für 90 Minuten vergessen. Es ist inzwischen 21 Uhr, Trainingsende, und ich habe ein gutes Gefühl. Ich habe Sport gemacht und bin meiner großen Leidenschaft nachgegangen. Normalerweise würden wir uns nun noch zusammensetzen und ein Bierchen trinken. Jetzt setzen wir uns ungeduscht in unsere Autos und fahren heim. Jeweils ein Spieler jeder Kleingruppe legt die Trainingsutensilien vor dem Ballraum ab. Dort desinfiziert der Trainer alles und schließt ab. Dann ist Feierabend.

Ich freue mich schon auf nächste Woche. Auf dem Feld also kein Körperkontakt und keine langen Gespräche – aber immerhin wieder eine Freiheit: jene, endlich wieder kicken zu dürfen.



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Aufrufe: 024.6.2020, 12:00 Uhr
Filder-ZeitungAutor