Die Saison im Amateurfußball ist zu Ende, die Entscheidungen sind gefallen. Doch eine Frage bleibt: Wie erging es den Ex-Profis in der Rückrunde?
Eine lange Spielzeit im Amateurfußball ist zu Ende gegangen. Nach der zerstückelten und letzten Endes abgebrochen Corona-Saison 2019/2021 konnte in diesem Jahr endlich wieder durchgespielt werden. Wieder einmal besonders im Rampenlicht: Die zahlreichen Ex-Profis, die es in diesem Jahr in die Amateurklassen Oberbayerns verschlagen hat. Wie haben sich sieben ehemalige Berufsfußballer in der Rückrunde geschlagen? Ein Fazit.
Korbinian Vollmann und der Kirchheimer SC haben das Unmögliche doch noch möglich gemacht. Nach einer enttäuschen Hinrunde mit lediglich zwölf Punkten platzte bei der Elf von Trainer Steven Toy in der Rückserie der Knoten. Der KSC avancierte zur viertbesten Mannschaft der Rückrunde und schaffte so den direkten Klassenerhalt. Im alles entscheidenden Duell am letzten Spieltag gegen den SB Chiemgau Traunstein erledigten Kirchheimer eindrucksvoll ihre Hausaufgaben und schossen die Gäste mit 6:1 nach Hause. Die Krönung der Siegesserie zum Saisonabschluss.
Korbinian Vollmann hat sich seit seinem Debüt im Oktober bestens im Münchner Landkreis eingelebt. In der kommenden Saison wird er die Rolle des spielenden Co-Trainers übernehmen. „Ich fühle mich sehr wohl beim KSC, und diese Aufgabe hat mich schon immer interessiert“, erklärte der 28-jährige Ex-Löwe Ende April im Interview. Vollmann hat mit neun Treffern aus zwölf Spielen einen beachtlichen Anteil am Klassenerhalt. „Lobeshymnen sind nicht angebracht: Ohne das Team geht gar nichts“, stellte er dennoch klar. In der neuen Saison will Korbinian Vollmann noch mehr Verantwortung übernehmen.
„Persönlich ist natürlich noch Luft nach oben“, sagte Karl-Heinz Lappe nach dem Ende der Hinrunde über seine eigene Trefferquote. Dieser Meinung wird er wohl auch noch nach Abschluss der Saison sein. Sechs Treffer stehen in 22 Spielen für den ehemaligen Profi des FC Ingolstadt zu Buche. Gerade zu Beginn der Saison hatte Lappe mit Verletzungen, wie etwa einem Bänderriss, zu kämpfen. Dennoch wird er mit der Saison des SV Nord München-Lerchenau zufrieden sein.
Dem Aufsteiger der Bezirksliga Oberbayern Nord gelang auf Anhieb der nie gefährdete Klassenerhalt. Der SV Nord war am Ende sogar auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen und schloss die Saison auf Tabellenplatz drei ab - allerdings mit neun Punkten Rückstand auf den Zweiten ASV Dachau. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein“, freut sich Karl-Heinz Lappe über die Rückkehr zu seinem Heimatverein.
In seiner Profi-Karriere ist Christian Träsch eigentlich nicht gerade als Torjäger im Stile eines Robert Lewandowski in Erscheinung getreten. Im Trikot des FC Gerolfing bewies der 34-Jährige ungeahnte Qualitäten. Acht Treffer aus acht Partien bedeuten eine starke Quote für den ehemaligen Nationalspieler, der erst in der Rückrunde für den FCG spielberechtigt war. Immer wieder heben die Vereinsverantwortlichen Träschs Bodenständigkeit hervor. „Wir haben 18 Stars in der Mannschaft, da braucht man nicht einen besonders herausheben“, bleibt der ehemalige Profi des VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg und FC Ingolstadt selbst bescheiden.
Trotzdem endete die Saison mit einer Enttäuschung für die Mannschaft aus dem Ingolstädter Raum. „Alles außer dem Aufstieg wäre hier kein Ziel“, sagte Träsch vor Beginn der Rückrunde. Am Ende hat es denkbar knapp nicht gereicht. Punktgleich mit dem TSV Gaimersheim verpassten die Gerolfinger die Relegation zur Bezirksliga lediglich aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs.
Auch Lars und Sven Bender werden mit der Saison - zumindest in sportlicher Hinsicht - nicht ganz zufrieden sein. Zwischenzeitlich standen die Zwillinge mit dem TSV Brannenburg auf Kurs Kreisliga, doch dann kam in der Rückrunde der Einbruch. Am Ende schloss das Team von Trainer Hans Nietzold die Saison auf dem 6. Tabellenplatz ab. Lars Bender kommt auf 15 Einsätze (drei Tore), Bruder Sven auf 13 (ein Tor).
Trotzdem haben sich die Benders haben sich in der Kreisklasse bestens eingelebt. Die ehemaligen Profis (u.a. Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund) beteiligen sich mit Herzblut bei ihrem Heimatverein. Zwischenzeitlich gab es Gerüchte um ein Comeback in der Nachwuchsarbeit des TSV 1860 München, doch Stand jetzt spielen Lars und Sven Bender auch in der kommenden Saison in der Kreisklasse.
Kreisliga-Aufstieg mit dem SV Ingolstadt-Hundszell? „Das ist das klare Ziel und war es übrigens auch schon, bevor ich zur Mannschaft gestoßen bin“, sagte Marvin Matip im Interview mit „fussball.de“. Dieses Vorhaben ist tatsächlich geglückt. Mit vier Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Türk SV Pfaffenhofen wurde die Mannschaft Meister in der Kreisklasse Donau/Isar 2.
Sieben Einsätze markierte der langjährige Kapitän des FC Ingolstadt, vier Treffer stehen dabei zu Buche. Besonders eindrucksvoll war dabei direkt sein Debüt, bei dem er einen Doppelpack markierte. „Wie der große Star fühle ich mich ganz sicher nicht“, übt sich Marvin Matip dennoch in Bescheidenheit. In der nächsten Saison könnte er in der Kreisliga auf seinen ehemaligen Mitspieler Christian Träsch treffen.
In der kommenden Spielzeit stößt ein weiterer Ex-Profi in den Amateurfußball. Sascha Mölders, 37, schließt sich dem Bayernligisten TSV Landsberg an. Gemeinsam mit Mike Hutterer wird er das Amt des Spielertrainers in der Lechstadt übernehmen. „Ich freue mich riesig darauf, mit einem Profi zusammen zu arbeiten“, sagte Landsbergs sportlicher Leiter Jürgen Meissner zu der Neuverpflichtung.
Spekulationen darüber, ob Mölders‘ Teilnahme bei der RTL-Reality-Show „Sommerhaus der Stars“ dessen Tätigkeit beim TSV im Wege stehen könnten, wurden aus der Welt geschafft. Mölders wird pünktlich zum Auftakt auf dem Trainingsplatz in Landsberg stehen und für das Team auf Torejagd gehen. (vfi)