Als Ende Oktober 2020 die Spiele der Fußball-Amateure am Niederrhein abgepfiffen wurden, ahnte wohl noch niemand, dass es für lange Zeit die vorerst letzten sein würden. Bedingt durch die Corona-Pandemie haben alle Jugend-, Männer- und Frauenmannschaften im Bereich des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) seither eine Zwangspause im Spielbetrieb.
Immerhin: Die Corona-Schutzverordnung in Nordrhein-Westfalen erlaubt es Teilen des Jugendfußballs, den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten, wenn es denn schon keine Spiele gibt. „Da ab November eigentlich gar nichts erlaubt war, waren wir alle sichtlich froh, dass wir uns im März wieder auf den Sportplätzen sehen konnten“, sagt Thomas Müller, Geschäftsleiter der Jugendspielgemeinschaft (JSG) St. Tönis, einer Gemeinschaft der Jugendteams der benachbarten Vereine DJK Teutonia St. Tönis und SV St. Tönis. Auch Ralf Horster, der Sportliche Leiter der JSG, blickt zurück: „Ich erinnere mich an unser erstes Training mit der B1-Jugend nach der Zwangspause. Wir haben, wegen der Abstandsregel, Fußball-Tennis gespielt. Mein Sohn, der zum Team gehört, sagte mir danach: ,Papa, das hat wenig mit Fußball zu tun, aber es war klasse, endlich wieder gegen den Ball treten zu können.’“
Thomas Müller und Ralf Horster freuen sich seither über eine derart hohe Trainingsbeteiligung, von der sie in Nicht-Corona-Zeiten nur träumen können. „Gefühlt sind immer alle da“, sagt Horster. Müller begründet dies mit „der Sehnsucht der Jungs nach Abwechslung“: „Wenn ich doch auch in der Schule nicht immer jeden sehen kann, dann merke ich auch als Kind, dass ich nicht immer nur vor dem Computer hocken kann, man muss einfach raus und sich bewegen und Gleichaltrige in der Freizeit treffen.“
Eine hohe Trainingsbeteiligung erhöht natürlich die Schwierigkeit, dass im Training die Abstände eingehalten werden können, aber: „Wir haben lange überlegt, wie wir den vereinseigenen Hygienekonzepten gerecht werden können. Das braucht natürlich Zeit, das Training entsprechend umzugestalten, aber unsere Trainer leisten hier hervorragende Arbeit“, betont Müller, der als Geschäftsleiter den Spielbetrieb von 25 Mannschaften koordiniert. „Natürlich ist der Aufwand hoch, den Trainingsbetrieb corona-konform zu gestalten. Aber es lohnt sich doch, wenn man dann sieht, wie die Jungs mitziehen“, sagt Müller, der im Übrigen nicht nur den Trainingseifer der Kinder, sondern auch deren Bewusstsein für den Ernst der Lage lobt.
Durch den Trainingsbetrieb der Jugendmannschaften sind immerhin die Sportplätze nahezu ausgelastet und liegen nicht brach, wie man angesichts des fehlenden Spielbetriebes vermuten könnte. Thomas Müller: „Wir haben hier natürlich eine weitere Herausforderung: Die Abstandsregeln erfordern mehr Platzbedarf für jede Mannschaft, und es sollen sich ja die einzelnen Teams nicht begegnen.“ Und so findet nun auch wieder vermehrt Training auf dem Ascheplatz an der Gelderner Straße statt, auch wenn dieser aufgrund seines Belages nicht der beliebteste ist. „Was diesen Platz betrifft, wird es sicher in der Zukunft eine Veränderung geben, aber das ist noch nicht konkret, denn wir warten erstmal ab, wie die Fusionsgespräche von SV und DJK Teutonia weiterlaufen“, sagt Tönisvorsts Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD).
Abwarten ist das wichtigste Wort, das derzeit den Seniorenfußball betrifft. Die Corona-Regeln erlaubten es den Erwachsenenen – anders als der Jugend – nicht, zumindest das Training aufrecht zu erhalten. „Trotz Video-Mannschaftsabenden und ähnlichem: Bei uns hat eine Entfremdung stattgefunden und auch Freundschaften haben unter dem fehlenden Kontakt gelitten“, sagt Michel Laskowski. Er ist Vorstandsmitglied und Spieler des SV Vorst, mehr noch, ein „Mädchen für alles“ im Spielverein. Laskowski hofft nicht, dass es so kommt, aber er malt ein düsteres Bild für die Zeit nach der Pandemie: „Ich erwarte viele Abmeldungen in unserem Verein, weil viele die Lust am Fußball verloren haben dürften und anderswo Spaß gefunden haben.“ Und auch Sponsoren und Gönnern des Vereins gehe es wohl corona-bedingt nicht so gut wie vor der Pandemie. „Unsere Einnahmen werden geringer werden“, mutmaßt Laskowski. Auch deshalb habe der Verein sein Vorhaben, neue Umkleidekabinen zu bauen, zurückgestellt.
Laskowskis Appell, der sich auch an andere Vereine richtet, lautet: „Nur gemeinsam schaffen wir den Weg aus dieser Misere heraus, in dem wir beispielsweise reihum Turniere organisieren, die Geld in unsere Kassen bringen können.“
DJK Teutonia St. Tönis fünf Seniorenteams, darunter je ein Alte-Herren- und Frauenteam
SV St. Tönis drei Seniorenteams, darunter ein Alte-Herren-Team
JSG St. Tönis gemeinsame Jugendspielgemeinschaft von DJK Teutonia und SV, 25 Teams
SV Vorst vier Senioren-Teams, darunter je ein Alte-Herren- und Frauenteam; fünf Jugend-Teams