2024-05-02T16:12:49.858Z

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Tobias Rathgeb war lange Kapitän des VfB Stuttgart II. Foto: Archiv Baumann
Tobias Rathgeb war lange Kapitän des VfB Stuttgart II. Foto: Archiv Baumann

Tobias Rathgeb: „Für mich spielt der VfB eine große Rolle"

Der Co-Trainer der U17 des VfB Stuttgart im Interview

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Tobias Rathgeb hat lange das Trikot des VfB Stuttgart getragen. Nun ist er Co-Trainer der U17-Bundesligamannschaft. Wir haben mit ihm über seine Karriere und seine Verbindung zum Club gesprochen.

Der VfB Stuttgart kann auf eine lange Geschichte zurückschauen und feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Jubiläum. Einer, der über Jahre das Trikot mit dem Brustring getragen hat, ist Tobias Rathgeb. Der jetzige Co-Trainer der U17-Junioren absolvierte über 300 Spiele für den VfB Stuttgart II und war lange Kapitän der Zweitvertretung der Roten. Wir haben ihn im Mercedes-Benz Museum getroffen und im Rahmen der Jubiläumsausstellung über seine Karriere und sein Verbindung zum VfB gesprochen.

Hallo Tobias, wie ist dein erster Eindruck von der Sonderausstellung „Bewegt seit 1893“?
Tobias Rathgeb: Mein erster Gedanke war: Wahnsinn, das möchte ich sofort meinem Sohn zeigen. Es herrscht eine super Atmosphäre, auch weil man sich mitten in der „VfB-Welt“ befindet. Schaut man aus dem Fenster, hat man einen perfekten Blick auf das Stadion und das Vereinsgelände. Man kann die Kraft des Clubs förmlich spüren.

Du kommst aus der Region und hast beim TV Nellingen sowie beim VfL Kirchheim in der Jugend gespielt. Hattest du schon vor deinem Engagement eine Verbindung zum VfB?
Rathgeb: Auf jeden Fall. Ich habe schon eine Verbindung zum Verein, seit ich denken kann. Mein Vater hat mich schon früh mit ins Stadion genommen und ich war einer der typischen Jungs, die gerne Fußball schauen und dann eben VfB-Fan sind. Einen anderen Verein gab es nicht.

Wie war es denn für dich, als ­das Angebot vom VfB Stuttgart kam?
Rathgeb: Der VfB war schon während meiner frühen Jugendzeit in Nellingen an mir interessiert. Der Schritt war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch zu früh und so bin ich zum VfL Kirchheim gewechselt. Als dann erneut ein Angebot kam, war das etwas sehr Besonderes. Allerdings habe ich mir auch viele Gedanken gemacht. Bin ich überhaupt gut genug? Komme ich mit den anderen Spielern klar?

Durch Einsätze in der WFV-Auswahl lernte ich viele dieser Spieler kennen und war motiviert jeden Tag mit ihnen zu trainieren. Dann war der Sprung für mich klar und ich bin in die Nachwuchsabteilung zum VfB gewechselt.

"Der VfB spielt eine ganz große Rolle"

Du hast dann viele Jahre für den VfB gespielt. Gab es in deiner Karriere einen besonderen Moment, der dir in Erinnerung geblieben ist?
Rathgeb: Da gibt es brutal viele Momente. Dadurch, dass ich VfB-Fan bin, war alles sehr besonders. Ich bin nicht mit dem Ziel gewechselt, um später Profi bei einem anderen Club zu werden. Deswegen ist auch meine Vita so verlaufen. Natürlich hätte ich aus karrieretechnischen Gründen andere Entscheidungen treffen können, aber für mich, und das ist auch heute noch so, spielt der VfB eine ganz große Rolle.

War es für dich schon früh klar, dass du auch nach deiner Spielerlaufbahn beim VfB bleiben möchtest bzw. musstest du lange überlegen, als der Verein dir einen Folgevertrag angeboten hat?
Rathgeb: Die Entscheidung war nicht einfach. Zuvor kam ich in der Winterpause aus Rostock zurück in die zweite Mannschaft und habe das Team im Abstiegskampf unterstützt. Dieses halbe Jahr lief super. Als dann die Verantwortlichen auf mich zukamen und mir das Angebot machten, nach meiner Spielerlaufbahn als Jugendtrainer einzusteigen, musste ich wirklich überlegen. Ich bin Vollblutfußballer und diese Entscheidung ging gegen meine Spielerkarriere. Zu dem Zeitpunkt war ich wieder fit und hatte auch die Qualität noch einmal anzugreifen. Mit 27 war ich an einem Punkt, an dem ich eine Entscheidung für die Zukunft treffen musste. Ich habe mir dann zwei Wochen Zeit genommen, in denen ich sehr wenig geschlafen habe, um dann den Entschluss zu fassen, das Angebot des Clubs anzunehmen. Diese Entscheidung habe ich nie bereut.

Aktuell bist du Co-Trainer der U17-Bundesligamannschaft. Wie sehen deine Aufgaben aus?
Rathgeb: Wir arbeiten sehr viel außerhalb des Platzes und haben eine ganz klare Aufgabenverteilung. Ich mache unter anderem Einzelcoaching mit den Jungs und setzte mich vor oder nach dem Training mit Einzelnen zusammen. Dann arbeiten wir zum Beispiel anhand von Video-Sequenzen Bereiche heraus, in denen sich der jeweilige Spieler verbessern kann. Da geht es nicht nur um das Sportliche, vor allem die Körpersprache ist uns sehr wichtig.
Ich möchte aber auch Ansprechpartner sein. Dadurch, dass ich Profifußballer war, kann ich meine eigenen Erfahrungen teilen und versuchen, die Jungs auf das Profitum vorzubereiten.


Die vergessene Maske in der Allianz-Arena


Zurzeit findet die Ausstellung anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des VfB Stuttgart im Mercedes-Benz Museum statt. Gibt es hier ein Exponat, das dir besonders gut gefällt?
Rathgeb: Ja, das gibt es. Mir gefällt das Taktikposter mit der Aufstellung zum Spiel gegen Cottbus im Meisterschaftsjahr besonders gut. Die Mannschaft hatte sich über die ganze Saison hinweg gesteigert und sich so dieses Spiel erarbeitet.
Man sieht dem Exponat an, wie daran gearbeitet wurde. Namen wurden durchgestrichen und durch andere ersetzt. Das gibt mir, und auch anderen Fans, einen richtig guten Einblick in die Arbeit, die vor einem Spiel gemacht wird. Ich kann mir gut vorstellen, wie der Trainer davor gestanden ist und die Aufstellung, vielleicht noch kurz vor Spielbeginn, bearbeitet hat.

Die Ausstellung erzählt viele kleine Geschichten. Hast du eine Geschichte zum Club auf Lager, die nicht jeder kennt?
Rathgeb: Da gibt es in der Tat eine lustige Geschichte. Unter Huub Stevens trainierte ich bei der ersten Mannschaft mit und wurde tatsächlich für das letzte Spiel in München in den Kader berufen. Zu dieser Zeit habe ich aufgrund eines Nasenbeinbruchs eine Maske getragen. Beim Aufwärmen habe ich diese am Mittelkreis abgelegt und mit Timo Werner ein paar Bälle geschlagen. Mein Traum hat gelebt. Anschließend sind wir in die Kabine, wo der Trainer die Ansprache vor dem Spiel gehalten hat. In diesem Moment kam mir in den Kopf: Wo ist meine Maske? Die Antwort: am Mittelkreis der Allianz-Arena. Zum Glück stand unser Busfahrer in der Nähe und ich konnte ihn bitten, dass er meine Maske in die Kabine holt.
Ich war einfach so stolz, dass ich dabei sein darf, wollte mich voll konzentrieren und alles richtig machen. Da war ich wieder dieser kleine Junge vom Anfang.


Der VfB Stuttgart feierte seinen 125. Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums findet noch bis zum 04. April 2019 im Mercedes-Benz Museum die Sonderausstellung „Bewegt seit 1893“ statt. Ausgestellt werden zahlreiche bedeutende Exponate aus der Vereinsgeschichte. Pokale, Trikots, Wimpel, Fußballschuhe und viele weitere Raritäten erzählen die Vereinsgeschichte auf eine ganz besondere Art und Weise.

Das Museum hat von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Kassenschluss ist um 17 Uhr.

Aufrufe: 08.11.2018, 10:00 Uhr
FuPa Stuttgart / Hannes FreyAutor