2024-04-25T10:27:22.981Z

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Die Neuzugänge des FC Löffingen (von links)?: Magnus Wölfle, Valentin Knöpfle, Torwart Raphael Albert und Marco Kopp. | Foto: Bachmann
Die Neuzugänge des FC Löffingen (von links)?: Magnus Wölfle, Valentin Knöpfle, Torwart Raphael Albert und Marco Kopp. | Foto: Bachmann

Tempozuwachs bei den Rothosen

Trainingsauftakt des Landesligisten FC Löffingen +++ ungewöhnliche Trainingshürde

Löffingens Trainer Tobias Urban setzt mit seinen Spielern im zweiten Landesligajahr auf Vollgas-Fußball. Platz sechs im Vorjahr war ein großer Erfolg. Und was folgt jetzt? Erst mal ein ungewöhnliches Trainingsutensil: Europaletten.
FUSSBALL-LANDESLIGA. Die Löffinger Fußballer sind auf dem Holzweg. Und das ist gut so, findet FCL-Trainer Tobias Urban, der sein keckes Aufsteigerteam in der vergangenen Saison auf einen bemerkenswerten sechsten Platz geführt hat. Urban ist ein Tüftler. Verschmitzt verspricht er seinen Kickern beim Auftakttraining im Haslachstadion "viel weniger Läufe als bisher" - um sie dann auf einen unscheinbaren Höllenparcours zu schicken. Rauf auf jeweils drei übereinandergestapelte Europaletten, runter im Strecksprung. Sechs Wochen lang soll das so gehen. "Danach", verspricht Urban seinen Spielern, "werdet ihr 15 bis 20 Prozent schneller sein".


Tempo am und mit dem Ball - das war schon in der vergangenen Saison die Spezialität der Löffinger, die reihenweise Favoriten schreckten, sich vom Start weg in der Landesliga wohlfühlten und 14 Siege feierten. Was seine Spieler geleistet haben, wurde Urban ("vorher waren wir ja alle fokussiert in einem Tunnel") erst ein paar Tage nach dem letzten Spieltag so richtig bewusst. "Sensationell, toll" - das Lob, das sein Team in der Frühjahrsrunde erhielt, konnte er erst jetzt richtig einordnen. "Der Blick in die Statistik hat mir gezeigt, was die Jungs da geleistet haben, weil sie sich immer als Team verstanden haben." Ein Team, das zusammen bleibt, mit der Erfahrung aus jetzt 30 Landesligaspielen. Im Prinzip gibt es nur zwei "echte" Neuzugänge - den wuchtigen Torwart Raphael Albert (25) und Stürmer Marco Kopp (21), die beide vom A-Kreisligisten FC Bräunlingen kommen. Altbekannte "Neue" sind Adam Zimoch und Fabian Messner, die nach monatelanger Pause wieder zum Kader zählen.

"Wenn wir zusammenhalten,

können wir Berge versetzen."

FCL-Vereinschef Klaus Auer
Dazu gesellen sich sechs den A-Junioren entwachsene Kicker, die Tobias Urban "sehr entwicklungsfähig" nennt: "Die sollen Zeit bekommen, zu reifen." So wie jene Neuzugänge, die just vor einem Jahr beim FCL ins Abenteuer Landesliga starteten und längst mit jeder Faser "Rothosen" sind: Nico Winter, der vom Kreisligisten SV Saig kam und zum Auftakttraining aufreizend gelbe Stutzen trägt, ist Stammspieler sechs, Jannick Beha war in der vergangenen Saison auf der rechten Seite in der Viererkette eine unverzichtbare Korsettstange.

Was nun Herr Urban? "Locker bleiben", sagt der Trainer. "Wir wissen wo wir herkommen." Vereinschef Klaus Auer setzt auf unbedingtes Wir-Gefühl: "Wenn wir zusammenhalten, können wir Berge versetzen." Ob sich Rang sechs übertrumpfen lässt, ist für Urban im Moment zweitrangig. Keinen leichten Weg erwartet er in der zweiten Landesligasaison, an der Qualität seiner Mannschaft hat er keinen Zweifel. Doch Gutes lässt sich verbessern. "Mehr Schnelligkeit, mehr Beweglichkeit", will Urban ins Spiel bringen - schließlich ist Tempo im Fußball moderner Prägung mit ein Schlüssel zum Erfolg. Rothosen-Vollgas-Fußball, das ist das Ziel in der neuen Runde.

Laufen, laufen, laufen, am besten lang und mehrmals pro Woche - das war die Hausaufgabe, die Urban seinen Kickern in die fünf Wochen kurze Sommerpause mitgegeben hatte. Kontrolliert wurden die Kilometerleistungen (freiwillig) über die Handy-App "Runtastic". Ein Programm mit Suchtfaktor und sanftem Gruppenzwang. Das zeigt Wirkung. Die erste Laufeinheit auf der idyllischen Trainingswiese im Löffinger Sportpark packen die FCL-Fußballer trotz knapp 30 Grad in der Abendsonne sichtlich entspannt.

"Anders trainieren" will Urban in den kommenden sechs Wochen bis zum Saisonstart. Intensiver, schneller, fast immer mit Ball. Dazu kommen diese verdammten Holzhindernisse. Lowtech statt Firlefanz. Analoges Leiden statt digitalem Blödsinn. Kniehoch sind die aus jeweils drei Europaletten geformten Hindernisse. Rauf aufs Podest mit Schwung, runter im Sprung in die Hocke und dann ein Strecksprung: was aussieht wie eine Spaßstation bei einem Kindergeburtstag, ist eine Schinderei, die den Puls fliegen lässt. Der Schweiß fließt in Strömen. Hoch, runter, abspringen, wieder hoch. Zehn-, zwanzigmal. Schnell, schnell !!! Aus grinsenden werden finster dreinschauende Rothosen, die Blicke wandern sehnsüchtig zu den wie zufällig auf dem Grün liegenden Fußbällen. Endlich ist Schluss mit der Palettenstürmerei - und der Ballkontakt danach ein Genuss. Jetzt leuchten die Augen. Und Tobias Urban lacht sein jungenhaftes dröhnendes Lachen.

Nur sechs Testspiele, das erste davon am Samstag (Anpfiff 17 Uhr) beim Breisgau-Bezirksligisten SV Kappel, stehen bis zum Saisonstart am 15./16. August auf dem Programm. Es ist eine gewollte Verknappung: "Die Jungs sollen heiß sein auf das erste Punktspiel", so Urban.
Aufrufe: 08.7.2015, 00:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor