2024-06-04T08:56:08.599Z

Interview
Zuletzt nur noch Teilzeitkraft: Fiete Sykora (links), hier vor einer Einwechslung mit Co-Trainer Jan Sandmann. Foto: getty
Zuletzt nur noch Teilzeitkraft: Fiete Sykora (links), hier vor einer Einwechslung mit Co-Trainer Jan Sandmann. Foto: getty

Sykora: ,,Wir haben nichts zu verlieren"

Der Kieler Routinier im Interview

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Nur ein Spieler aus dem Kader der Kieler ,,Störche" hat die Relegationsspiele bereits einmal mitgemacht. Fiete Sykora erlebte mit Zweitligist VfL Osnabrück im Jahr 2009 die Duelle gegen Drittligist SC Paderborn (0:1, 0:1). Im Interview spricht der 32-Jährige über diese Erfahrungen, über seine jetzige Rolle und seinen anstehenden Wechsel zum ETSV Weiche nach sechs Jahren in Kiel.

Fiete Sykora, Sie haben Erfahrungen mit den Relegationsspielen gesammelt. Was können Sie davon für die anstehenden Spiele mitnehmen?

Es war damals eine andere Situation. Wir hatten mit dem VfL Osnabrück keine gute Saison gespielt und sind wirklich nicht mit viel Selbstvertrauen in die Spiele gegangen. Da war keiner dankbar, noch einmal zwei Spiele bestreiten zu dürfen. Deshalb ist das nicht vergleichbar.


In Kiel ist das jetzt anders, da sind diese beiden Spiele etwas Besonderes?

Genau. Wir können uns auf diese Spiele freuen. Im Gegensatz zum Zweitligisten haben wir doch nichts zu verlieren. Diese Erwartung ist in diesen Spielen der Vorteil des Drittligisten. Es ist wichtig, wie man in solche Spiele reingeht. Da können Kleinigkeiten entscheiden.


Dass die letzten beiden Spiele verloren gingen, ändert nichts an der Herangehensweise?


Nein, gar nicht. Natürlich war das schade. Aber ich denke nicht, dass das an unserem Selbstbewusstsein Einbußen gibt. Platz drei hatte uns doch niemand zugetraut.


Wie haben Sie den dramatischen Zweitliga-Spieltag erlebt?


Meine Mutter hatte Geburtstag, deshalb habe ich das nicht live verfolgt. Aber mit der heutigen Technik ist man ja schnell über alles informiert. Und die Details über den Gegner bekommen wir ja ohnehin geliefert. Das macht unser Trainer einfach immer gut.


Was sagen Sie denn zum Gegner 1860?


Eigentlich war es egal, wer da kommt. Große Qualität hat jeder Zweitligist. 1860 hat aber eine ganz gute Rückrunde gespielt.


Holstein spielt zuerst daheim. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Ich glaube nicht, dass es entscheidend ist. In unseren Aufstiegsspielen gegen Kassel vor zwei Jahren habe ich es als Vorteil empfunden, vorlegen zu können und dann mit einem 2:0-Vorsprung ins Rückspiel zu gehen. Letztlich hängt es aber immer davon ab, wie so ein Spiel dann läuft.


Sie selbst haben in dieser Saison nur neun Kurzeinsätze absolvieren dürfen? Glauben Sie, für die beiden entscheidenden Spiele noch eine Rolle zu spielen?


Ich hoffe es natürlich und werde alles dafür tun. Selbst wenn es dann dabei bleiben sollte, dass ich im Training alles mache, um der Mannschaft zu helfen - ich werde mich voll einbringen, wo ich kann. Es wäre doch ein runder Abschluss, sich mit dem Aufstieg zu verabschieden.


Woran lag es, dass Sie in diesem Jahr nicht mehr so oft zum Zug kamen?


Dazu möchte ich eigentlich gar nichts sagen. Das können Sie von außen besser beurteilen.


Es machte den Eindruck, dass Sie mit Ihrer Spielweise nicht mehr ins lauf- und kraftintensive Spielsystem passen.


Wie gesagt, das ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Aber festzuhalten ist, dass es ja sehr erfolgreich gelaufen ist. Also hat der Trainer alles richtig gemacht.


Können die wenigen Spielanteile die Zeit in Kiel am Ende trüben?


Nein, überhaupt nicht. Ich hatte hier sechs schöne Jahre, die im Rückblick sehr schnell vorbei gegangen sind. Und als ich damals gekommen bin, war ja das Ziel, irgendwann mal in die 2. Liga aufzusteigen.


Damals unter Falko Götz war das noch etwas anders geplant...


Das stimmt wohl. Dass es so gelaufen ist, hätte damals keiner vermutet.


Dass Ihre Zeit bei Holstein im Sommer endet, deutete sich früh an. Auch für Sie?


Wir hatten vereinbart, uns nach Beginn der Rückrunde zusammenzusetzen. Das haben wir gemacht. Man hat mir mitgeteilt, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Das war völlig in Ordnung. So hatten beide Seiten Zeit zu planen.


Wie kam es zur Entscheidung für den ETSV Weiche?


Ich habe ja nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich gern in der Gegend bleiben und noch etwas Fußball auf dem höchstmöglichen Niveau spielen möchte. Weiche hat sich sehr gut entwickelt. Ich kenne noch viele Spieler, die früher bei Holstein waren. Ich freue mich darauf.


Wie lange läuft Ihr Vertrag?


Ein Jahr mit einer Option, die an Einsätze gekoppelt ist.


Im Normalfall also zwei Jahre. Ist danach Schluss?


Darüber habe ich noch keine Gedanken gemacht. Ich möchte noch Spaß am Fußball haben und werde dann sehen, wie es körperlich läuft.


Was kommt nach dem Fußball?

Ich mache seit zwei Jahren ein Studium in Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie. Da geht es um Kommunikation, Personalführung, Marketing. Das möchte ich möglichst in den nächsten beiden Jahren abschließen.


In Kiel sorgt Aufsichtsrat Gerhard Lütje gerne dafür, dass verdiente Spieler eine berufliche Zukunft bekommen. Haben Sie über so etwas schon mal gesprochen?


Nicht konkret. Vielleicht ergibt sich das, wenn ich mit dem Studium fertig bin.


Und eine Zukunft im Fußball? Trainer oder Manager - wäre das für Sie vorstellbar?

Derzeit eher nicht. Wenn überhaupt, könnte ich mir am ehesten etwas im Jugendbereich vorstellen. Aber derzeit habe ich das nicht geplant.

Aufrufe: 027.5.2015, 19:00 Uhr
SHZ / Interview: Chr. JessenAutor