2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
Das Teamfoto des SV Winnenden mit Ex-Profi Cacau (vordere Reihe, Vierter v. re.). Foto: SVW
Das Teamfoto des SV Winnenden mit Ex-Profi Cacau (vordere Reihe, Vierter v. re.). Foto: SVW

SV Winnenden: Vorbild gelungener Integration

Spieler aus neun Nationen gehören zum Kader

Das Projekt „SV Winnenden – Welcome United“ wird von mehreren Institutionen ausgezeichnet – Ex-Profi Cacau leitet ein Training.

Dass das neue Team durch die Ligen stürmen würde, war nicht das Ziel der Sportvereinigung Winnenden, als sie zur Saison 2018/19 wieder eine erste Fußballmannschaft angemeldet hatte. Insofern ist Platz zwölf in der Kreisliga B im Bezirk Rems-Murr keine große Enttäuschung. Denn was Woche für Woche unter dem Namen „SV Winnenden – Welcome United“ auf den Platz läuft, ist keine normale Mannschaft. „Die meisten unserer Spieler haben keine klassische Fußballausbildung durchlaufen, die anderen Teams spielen seit vielen Jahren zusammen“, sagt Trainer Timo Loos. Spieler aus neun Nationen gehören zum Kader – alles Geflüchtete.

Es war eine glückliche Fügung, die zu diesem erfolgreichen Projekt führte. Das gibt SVW-Geschäftsführerin Claudia Brähler gerne zu. Auf der einen Seite gab es eine Lücke in der Fußballabteilung, die Loos und sein Kollege Stefan Simon gerne gefüllt hätten. Bei ihrem Arbeitgeber Paulinenpflege haben die beiden Sozialarbeiter schon einmal ein ähnliches Projekt, allerdings zur Inklusion, erfolgreich durchgeführt. Dann gibt es in Winnenden auch noch eine unterstützende Stabsstelle für Integration. Und zu guter Letzt, so bekennt Brähler offen, sei es noch nie so einfach gewesen, für ein ähnliches Projekt finanzielle Unterstützung zu bekommen. Schließlich mussten die Spieler mit Sporthosen, Trikots und Trainingsanzügen versorgt werden. Zudem müssen Busse angemietet werden, um die Spieler bei den Auswärtsfahrten transportieren zu können.

Auszeichnungen für gelungene Integration

Begonnen hat das Projekt vor einem Jahr mit einem Casting. 200 Geflüchtete zwischen 18 und 35 Jahren wurden angeschrieben, 56 nahmen an drei Probetrainings teil, 23 von ihnen wurden ausgewählt. Mehrere Spieler haben in Winnenden eine neue Heimat gefunden – und über den Verein eine Ausbildungs- bzw. eine Arbeitsstelle bekommen. Auch konnten einige schon aus der Gemeinschaftsunterkunft in eine normale Wohnung umziehen. Beim Stadtfest „City Treff“ hat das Team eine Spielstraße für Kinder betreut. Über den Sport und Fußball können Werte und Normen vermittelt werden, die auch im normalen Leben gelten.
Dies und viele andere Hilfen haben geholfen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. „Durch den Fußball habe ich deutsche Freunde gewonnen“, sagt Michael Gebru, der 2014 aus Eritrea gekommen war und eine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher absolviert. Doch so gut das Projekt innerhalb der SV Winnenden funktioniert, mitunter kommt es bei den Spielen doch zu rassistischen Anfeindungen. „Dies geschieht subtil während des Spiels“, erzählt Loos, „ich habe das lange nicht mitbekommen.“ Mit seinen Spielern hat sich der Coach darauf verständigt, „wenn eine rassistische Bemerkung fällt, werden wir den Platz verlassen“. Denn in einem Punkt seien sich alle einig: „Rassismus hat in unserer Gesellschaft nichts verloren.“

Von mehreren Institutionen wurde das Projekt der SV Winnenden als Vorbild gelungener Integration ausgezeichnet. So konnte Loos den Integrationspreis des Landes Baden-Württemberg in Empfang nehmen, auch die Sportstiftung des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) vergab einen Preis. Das größte Erlebnis hatten die Spieler aber Anfang April, als Ex-VfB-Stürmer Cacau in seiner Rolle als DFB-Integrationsbeauftragter ein Training leitete. Neben Tipps zum Umgang mit dem Ball gab der gebürtige Brasilianer den Spielern mit auf den Weg: „Durch den Fußball entstehen Orte der Gemeinschaft. Aber ohne das Erlernen der Sprache ist es unmöglich, Heimat zu finden.“ Deshalb wird beim SVW großer Wert auf Zusammenhalt gelegt. „Nicht der sportliche Erfolg, sondern die menschliche Entwicklung steht an erster Stelle“, sagt Loos. Auch in der neuen Saison.



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Aufrufe: 023.5.2019, 15:45 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Klaus-Eckhard JostAutor