Aufstieg? Nein. Dieses Wort wollen weder Cagrispors Trainer Yasin Sümer noch Kapitän Necati Güler in den Mund nehmen. „Wir wollen einfach nur Spaß am Fußball haben“, betont Güler. Spaß hatten die 60 Zuschauer, die die Partie gegen Diepersdorf am Samstag verfolgt haben, allerdings nicht unbedingt. Das lag einerseits am kalten Wetter, andererseits auch an den schlechten Platzverhältnissen, die die kontrollierte Ballweitergabe nicht ermöglichten. „Wir mussten ziemlich viele lange Bälle spielen, wie auch Diepersdorf. Das war bestimmt nicht schön anzusehen“, sagt Kapitän Güler.
Anfangs hat Diepersdorf mehr Spielanteile als Cagrispor, sie kommunizieren besser und sind mit ihrer Spielweise effizienter. In der 4. Minute geht ein Freistoß von Diepersdorf knapp über das Tor von Florent Gerxhaliu, kurz darauf fängt er den Ball sicher ab (8.). In der 19. Minute rettet die Latte Cagrispor vor einem Rückstand. Bei den Gastgebern dagegen sieht man die feineren Spielzüge – auch wenn die Mannschaft von Yasin Sümer in der ersten Halbzeit nur wenige klare Aktionen vor dem Tor gegen den tief verteidigenden Gegner zeigt (9./35. Minute).
Nach der Halbzeitpause fällt das 1:0 für Cagrispor wie aus dem Nichts (53.). Ein unglückliches Eigentor lässt die Gastgeber aufwachen und mehr miteinander kommunizieren. Nach einem Freistoß und einem schönen Spielzug in der 68. Minute erhöht Cagrispor auf 2:0. Diepersdorf gibt sich trotz dieses Rückstands nicht auf und kämpft bis zum Ende gegen die Niederlage an. Doch technisch macht es die Mannschaft von Yasin Sümer einfach besser und hätten in der Nachspielzeit sogar noch ein drittes Tor erzielen können, nur die Latte verhindert dies (90+1).
Dass es gerade bei türkischen Mannschaften etwas emotionaler zugeht, sieht man auch bei der Partie gegen Diepersdorf. Einige Fouls führen zu kleinen Rudelbildungen, die der Schiedsrichter mit seiner unaufgeregten Art – und ein paar Gelben Karten – allerdings gut lösen kann (14./45./89. Minute). Diese emotionale Seite seiner Mannschaft kann der Trainer gut einschätzen: „Eigentlich sind wir qualitativ nicht zu unterschätzen, wenn das Emotionale nicht wäre.“ Seitdem er im Verein ist, haben sie das aber im Großen und Ganzen im Griff, sagt er und fügt hinzu: „Natürlich gibt es da gute und schlechte Tage.“ Ob die angesprochene Qualität seiner Mannschaft reicht, um oben mitzuspielen? „Dafür muss man schon einen entsprechenden Kader haben“, sagt Sümer.
Bei Cagrispor spielen viele Schichtarbeiter, die aufgrund ihrer Arbeitszeiten entweder im Training oder bei den Spielen fehlen oder später dazukommen. Auch gegen Diepersdorf kamen drei Spieler direkt von der Arbeit. Die haben dann erst gebraucht, um in das Spiel zu finden. „Deshalb waren wir vielleicht auch in der zweiten Halbzeit besser als in der ersten“, so Yasin Sümer, der sich, um seine Mannschaft im Notfall zu unterstützen, als Ersatzspieler bereithält.
Aus diesem Grund ist der Aufstieg nicht das Saisonziel von Cagrispor. Wichtiger ist es für Sümer, den Abstand zu den Abstiegsplätzen zu halten und sich so weit es geht von unten abzugrenzen. Die erste Etappe hat Cagrispor dafür schon erreicht: Zwei Spiele, zwei Siege in der Rückrunde. „Wenn das so weitergeht, würde ich mich natürlich auch nicht beklagen“, sagt Sümer mit einem Lächeln. Sie denken aber von Spiel zu Spiel und wollen dementsprechend auch in jedem Spiel zumindest punkten, betont der Trainer. Also doch mit den Gedanken beim Aufstieg? „Was dann noch kommt, damit möchte ich mich jetzt noch nicht befassen.“ Hauptsache ist, dass ihnen der Spaß am Fußballspielen nicht verloren geht. Sollte Cagrispor weiter punkten, wird das auch nicht passieren.