2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kurz nach einem Platzverweis hatte der 15-jährige Schiedsrichter keine andere Wahl mehr, als das Spiel abzubrechen. Symbolfoto: dpa
Kurz nach einem Platzverweis hatte der 15-jährige Schiedsrichter keine andere Wahl mehr, als das Spiel abzubrechen. Symbolfoto: dpa

Spuckattacke an jungen Schiedsrichter

Tätlichkeit, Jagdszenen, Spielabbruch - ein Spiel in der Regensburger A-Klasse lief am Wochenende völlig aus dem Ruder

Pöbeleien und Beschimpfungen gegenüber dem Schiedsrichter sind auf den regionalen Fußballplätzen - leider - an der Tagesordnung. Kaum ein Spiel, egal, ob im Senioren- oder Juniorenbereich, vergeht, ohne dass der Unparteiische nach einer kniffligen Entscheidung negativ im Blickpunkt steht. Aber nicht immer bleibt es so harmlos. Jeder vierte Schiedsrichter in Deutschland soll schon einmal Opfer von körperlicher Gewalt geworden sein. Ein Fall der ganz hässlichen Sorte beschäftigt im Moment das Regensburger Sportgericht.

Das Spiel zwischen der NK Hrvatska Regensburg und dem SV Harting in der Regensburger A-Klasse zwei stand vergangenen Sonntag unter keinen besonderen Vorzeichen. Für beide Mannschaften ging es am letzten Spieltag um nichts mehr. Hvratska dümpelte im Niemandsland der Tabelle herum, während Harting bereits als Meister feststand. Am Weinweg entwickelte sich ein Sommerkick, bei dem beide Teams nach einer halben Stunde je ein Tor für sich verbuchen konnten. Abgesehen von einzelnen Schreien von der Tribüne in Richtung des Schiedsrichters deutete nichts darauf hin auf das, was dann geschah. Wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff kam es zum Eklat.

Nach einem Zweikampf zwischen einem Hartinger Abwehrspieler und seinem Opponent fühlten sich drei, vier Spieler der NK Hrvatska dermaßen betrogen, dass sie auf den Schiedsrichter zurannten und ihn bedrängten. Einer packte ihn an der Gurgel, sah daraufin die rote Karte. Anschließend wurde der erst 15-Jährige, welcher erst seit dieser Saison Spiele im Herrenbereich leitet, bespuckt. Damit nicht genug: Zwei, drei Spieler des Gastgebers jagten den jungen Mann anschließend über den halben Platz, ehe Mitspieler dazwischengingen und ihre Teamkollegen aufhielten. Erst nach und nach beruhigte sich die Situation. Der Referee, in Tränen aufgelöst, war da bereits auf den angrenzenden Kunstrasenplatz geflüchtet. An eine Spielfortsetzung war freilich nicht mehr zu denken. Ein Großteil der Hrvatska-Mannschaft zeigte sich solidarisch mit dem Schiedsrichter, einer begleitete ihn bis in die Kabine - was nichts daran ändert, dass das Verhalten besagter Einzelner mehr als beschämend ist.

Einer, der dem jungen Schiedsrichter nach der Attacke sofort zur Seite stand, ihn versuchte, zu beruhigen, war Stefan Maier. Der 41-jährige Abwehrhaudegen der NK Hrvatska ist auch zwei Tage nach dem Vorfall noch voller Reue für das Verhalten ein paar seiner Mitspieler. Der Verein entschuldigt sich sehr dafür, vor allem in Hinblick darauf, dass die Schiedsrichter es allgemein sehr schwer haben und dringend benötigt werden. Das Ganze war sehr unnötig - und in keiner Weise mit unseren Werten vereinbar, betont Maier und spricht damit für den ganzen Verein.

Unabhängig vom Urteil des Kreissportgerichts werde man interne Konsequenzen treffen. Ein detailliertes Statement möchte man von Seiten der Kroaten zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeben. Da es sich um ein schwebendes Sprotgerichtsverfahren handelt, wolle man erst dem Sportgericht detailliert antworten, so Maier.

Auch der SV Harting hätte sich natürlich ein schöneres Ende einer sportlich so tollen Spielzeit gewünscht. So aber wird man den 21. Saisonsieg am grünen Tisch einfahren. Jakob Müller, Hartings Fußball-Abteilungsleiter, hatte am Tag nach dem Spielabbruch ein Statement auf der SV-Facebookseite verfasst. Darin fand er passende Worte für das Geschehene: Sich als erwachsener Mann so beschämend zu verhalten und einen 15-Jährigen körperlich anzugreifen, driftet ganz weit mit den Werten, die der Amateurfußball für uns ausmacht, auseinander. Wir spielen im Amateurbereich, bei dem wahrscheinlich jeder Spieler pro Spiel 15 Fehlpässe macht, acht Mal falsch steht und drei Mal über den Ball haut. Von daher sollte man immer erst seine eigene Leistung bemängeln, bevor man die Schuld beim Unparteiischen sucht. Müller hofft, dass Hrvatska die Situation in Ruhe klärt und ihre Konsequenzen daraus zieht, sodass solche Bilder und Geschichten nicht das Vereinsbild prägen. Gegenüber FuPa sagte Müller am Dienstag: Wir haben eine junge Truppe und wollen unseren Spielern natürlich andere Werte vermitteln. Es ist schade für Hrvatska, dass es ein schlechtes Bild auf die ganze Mannschaft wirft, obwohl das nur einzelne Leute waren.

Tätlichkeiten wie diese gegenüber dem Schiedsrichter sind zwar die Ausnahme, kommen aber dennoch immer mal wieder vor. Auch im Fußballkreis Regensburg: Schlagzeilen machte zum Beispiel vor sieben Jahren der Fall von Dieter Haller, der nach einem Schubser zu Boden ging und das Spiel kurz vor Schluss abbrach. Diesmal dauerte es bloß 40 Minuten, ehe es zum Abbruch kam. Kreisspielleiter Rupert Karl verurteilt das Ganze aufs Schärfste. Er sagt: Auf der einen Seite werben wir, dass wir Schiedsrichter kriegen, aber sowas schreckt natürlich wieder ab. Vor allem muss man den Schiedsrichter erstmal überzeugen, dass er weiter pfeift. In diesem konkreten Fall hofft Karl auf eine harte Strafe für den Hrvatska-Akteur: Spucken halte ich für das Schlimmste überhaupt, was es gibt.

Nun setzt sich das Kreissportgericht mit dem Fall auseinander. Das Verfahren ist bereits eingeleitet; die Meldung des Schiedsrichters bereits beim Verband eingetroffen. Beide Parteien werden nun um schriftliche Stellungnahmen gebeten. Sollten diese ausreichen und eine mündliche Verhandlung nicht nötig werden, könnte bereits übernächste Woche ein Urteil gesprochen sein. Übrigens hat der junge Schiedsrichter, ganz unabhängig vom sportlichen Verfahren, gegen betreffenden Spieler bei der Polizei eine Strafanzeige gestellt.

Aufrufe: 021.5.2019, 17:10 Uhr
Florian WürtheleAutor