2024-05-14T11:23:26.213Z

Vereinsnachrichten

"Sport und Rassismus, das passt einfach nicht!"

Beim SV Azadi werden Respekt und Mitgefühl großgeschrieben - Trainer Abdulbari Cakar und Kapitän Khalil El-Chouli im Interview

Vor einigen Wochen machte der SV Azadi mit einem Facebook-Post nach dem Hallenturnier der TSV Farge-Rekum auf sich aufmerksam, in dem sie "Jeden Sieg, jedes Tor und jeden Einsatz beim Hallenturnier den kurdischen Geschwistern in Afrin" gewidmet haben.

Der SV Azadi ist wohl die kulturell am "buntesten" zusammengesetzte Mannschaft im Kreis Osterholz, die seit dem letzten Jahr vor allem durch ihre sportlichen Leistungen auf sich aufmerksam machte. Nach der Neugründung 2016, sicherte sich der SV im letzten Jahr direkt den Aufstieg in die 2.Kreisklasse und belegt auch dort aktuell einen soliden 7. Platz.

Im Interview haben Trainer Abdulbari Cakar und Kapitän Khalil El-Chouli mit uns über die Hintergründe des Postings, das Miteinander der Spieler und die Zukunft des Vereins gesprochen:

Welche Nationen sind bei euch vertreten?

Beim SV Azadi spielen momentan Deutsche, Kurden, Palästinenser, Libanesen, Albaner und einige andere Nationalitäten. Staatsangehörigkeit ist in keinster Weise ein Kriterium für den Vereinsbeitritt. Sport und Rassismus, das passt einfach nicht! (Abdulbari Cakar)

Wie habt ihr es geschafft, so gut zusammen zu wachsen?

Definitiv waren es die Liebe und Aufopferung für diesen Verein, durch die die Mannschaft zusammengewachsen ist. Die Spieler haben teilweise ihre Schicht bei der Arbeit getauscht oder Urlaubstage genommen, nur um an den Spieltagen dabei sein zu können. Mazlum Bayrak, ein Azadi-Urgestein, würde jetzt sagen: „Jungs, dafür küsse ich eure Augen“. (Abdulbari Cakar)

Was ist euer Erfolgsgeheimnis?

Niemals aufzugeben und einander zu respektieren! Wir standen in der letzten Saison ganz weit unten und haben dann 10 von 12 Spielen der Rückrunde gewonnen. Wer Azadi kennt, der weiß, dass wir auch in dieser Saison ähnliches anstreben. Wir haben uns mit Nico Flathmann, Ibrahim Omar und Azad Bayrak nochmal ordentlich verstärkt. Ihr könnt also gespannt sein, was die Rückrunde zu bieten hat! (Abdulbari Cakar)

Wie gehen die unterschiedlichen Religionen/Kulturen bei euch miteinander um?

In Harmonie natürlich. Warum „natürlich“? Weil es in der Kabine keinen Menschen juckt, welcher Religion du angehörst. Es bleibt letztendlich jedem selbst überlassen, woran er glaubt. Kulturelle Unterschiede sind kein Hindernis, sondern eine Bereicherung. Der Fussball ist allgemein eine tolle Gelegenheit, einander kennenzulernen und Vorurteile zu bekämpfen. (Khalil El-Chouli, Kapitän)

Welche Rolle spielt die Herkunft bei euch in der Mannschaft?

Bei Azadi spielen viele Deutsche mit kurdischen Wurzeln. Dennoch haben wir mit Khalil El-Chouli einen klasse Kapitän bei der Herrenmannschaft, der Deutscher mit palästinensischen Wurzeln ist. Irgendwo sind wir doch alle als Bürger dieser Stadt miteinander verbunden. (Abdulbari Cakar)

Was zeichnet den SV Azadi aus?

Wir haben einen bärenstarken Torwart. Ebuzer Alban hat gute Reflexe und wird immer stärker. In den Hallenturnieren hat „Ebu“ abermals sein Können unter Beweis gestellt und uns immer wieder im Spiel gehalten. (Abdulbari Cakar)

Was sind eure Ziele für die Rückrunde?

Unser sportliches Ziel ist es, jedes Rückenrundenspiel zu gewinnen. Was die Fairnesstabelle betrifft, so wollen wir unnötige Gelbe Karten wie in der Hinrunde vermeiden, um wieder oben in der Fairness-Tabelle zu stehen. Schließlich waren wir in der letzten Saison unter 72 Osterholzer Herrenmannschaften auf Platz 1 in der Fairness-Tabelle. Auf eine kleine Auszeichnung dieser Leistung warten wir heute noch ;) (Khalil El-Chouli)

Was hat euch dazu bewogen, auf die Situation der Kurden in Afrin aufmerksam zu machen?

Afrin ist ein Thema, das uns besonders am Herzen liegt. Beim Hallenturnier in Farge hatten wir bereits mit einem Mannschaftsfoto ein Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung in Afrin gesetzt. Letzten Freitag nahmen wir dann auch aktiv an einer Friedensdemo, die in Osterholz-Scharmbeck stattfand, teil. Es ist ein Unding, dass Werte wie Frieden, gemeinsames Miteinander oder auch Respekt gegenüber Anderen von Erdogan mit Füßen getreten werden. Für diese Werte steht unser wunderbare Sport und diese gilt es zu verteidigen. Was Afrin in Besonderem betrifft, so ist es aus unserer Sicht doppelt schmerzhaft, da einige Spieler vom SV Azadi Osterholz kurdische Wurzeln haben und nun miterleben müssen, wie deutsche Waffenexporte in den Händen der türkischen Armee vielen Menschen (in diesem Angriffskrieg gegen die Kurden in Syrien) das Leben kostet. Der Fussball lädt dazu ein, einander kennenzulernen und Frieden und Respekt vorzuleben. Dieser Einladung sind wir mit unserem Facebook-Post zu Afrin gefolgt! (Abdulbari Cakar)


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Aufrufe: 023.2.2018, 19:30 Uhr
Lena VarogaAutor