2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
Marco Henrichs trainiert eine ukrainische Fußballmannschaft in Hennef im Bereich Athletik,
Marco Henrichs trainiert eine ukrainische Fußballmannschaft in Hennef im Bereich Athletik, – Foto: Marco Henrichs.

Sport als Zeichen für Verbindung und Miteinander

Marco Henrichs war von 2016 bis 2021 als Trainer im russischen Spitzensport tätig. Seit einigen Monaten ist der gebürtige Rheinländer wieder in Deutschland und unter anderem bei verschiedenen Vereinen am Mittelrhein aktiv. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich für eine ukrainische Auswahlmannschaft, die in der Sportschule Hennef untergebracht ist.

Marco Henrichs hat in Russland ein Trainerdiplom mit Schwerpunkt Schwimmen und Athletik absolviert, ist A-Lizenztrainer Ausdauersport sowie Hochschullizenz Athletiktrainer Fußball (Schwerpunkt Hochleistungsfußball). Aktuell trainiert er mehrere Mannschaften im Mittelrhein, wie Teams vom Nachwuchszentrum des FC Hennef, zwei Frauen-Regionalligateams des SV Menden sowie in seinem Jugendverein SV Blau-Weiß Hand. Zudem besucht er momentan jeden Montag die Sportschule Hennef, um ehrenamtlich das
Fußball-Athletik- und Lauftraining mit der dort untergebrachten Fußballmannschaft aus Kiew zu leiten.

So weit so ehrenvoll, bekommt das Ganze deshalb noch eine besondere Note, weil Henrichs erst seit gut sechs Monaten wieder in Deutschland ist. Zuvor verbrachte er wie erwähnt einige Jahre überwiegend in Russland. Also in dem Land, dessen Präsident dafür verantwortlich ist, dass die Fußballmannschaft aus Kiew nach Deutschland flüchtete und in der Sportschule Hennef Zuflucht suchen musste.

"Ich mache keinen Unterschied zwischen Spielern aus der Ukraine, Russland oder anderen Ländern"

Der ehemalige Triathlet und Freiwasserschwimmer war in Russland zunächst für eine große Schwimmliga und Stützpunkt in der Wolgaregion tätig. Später folgten Trainerstationen wie das Athletiktraining im Bereich Eishockey bei ZSKA Moskau und dem Olympischen Komitee sowie Sportartübergreifend eine kurze Zeit bei Spartak Moskau. Der 46-Jährige ist mit einer Russin verheiratet und ihr gemeinsamer Sohn wurde in Moskau geboren. Das Henrichs, der die Sprachbarriere mit den ukrainischen Nachwuchs-Kickern umgehen kann, hilft, ist für ihn keine Frage: "Ich mache keinen Unterschied zwischen einem Spieler aus der Ukraine, Russland oder anderen Ländern. Sport sollte immer ein Zeichen für Verbindung und ein Miteinander sein", sagt er.

Genau diese Aussage hatte auch die Botschaft des DFB zu Beginn des Krieges, als es in den höheren Ligen vor jedem Spiel eine Schweigeminute für Frieden und Solidarität gab: "Der Fußball steht für Frieden und Gemeinschaft. Fußball baut Brücken, er führt Menschen zusammen und sorgt für Verständigung zwischen den Völkern", hieß es da.

Henrichs lebt genau das vor. Die ukrainischen Jungs wissen natürlich um Henrichs Beziehungen zu Russland. Der Athletiktrainer und unter anderem auch Sport-Fachbuchautor hält diese Verbindung keineswegs geheim. "Wir haben zu Beginn kurz über meine sportliche und familiäre Verbindung zu Russland gesprochen. Die Jungs sehen es wie ich und können Sport und Politik durchaus trennen. Nach dem Training wird auch schon mal kurz über den
Konflikt zwischen den beiden Ländern gesprochen."

>>>Marco Henrichs auf FuPa

Vor allem aber geht es um den Sport - und da hat Henrichs, der vor ein paar Jahren auch eine paralympische Mannschaft aus der Ukraine betreute, in Osteuropa nur positive Erfahrungen gemacht: "Was mich sehr begeistert hat im russischen aber auch im ukrainischen Sport, ist diese Härte, die Zielstrebigkeit und die Leidensfähigkeit. Wenn sich Profispieler über die Härte von Felix Magath beschweren, dann lade ich diese herzlichst zu einem unserer Stützpunkte nach Russland ein", scherzt Henrichs.

"Meine Erfahrungen in Russland habe ich im Ehrgeiz auch bei den Jungs aus Kiew sofort wiedererkannt. Jeder Trainer, der mal in Osteuropa tätig war, der erkennt das ebenfalls sofort. Ob das eine Mannschaft aus Russland oder aus der Ukraine ist, das ist eigentlich kein Unterschied. Die Spieler und Athleten beider Länder sind im Durchschnitt leidensfähiger als bei uns in Deutschland." Damit meint Henrichs, dass er bei den Spielern tendenziell mehr Biss und Disziplin erkenne als in Deutschland, auch wenn das natürlich nicht pauschalisiert werden könne. "Was man drüben allerdings vermisst ist die Infrastruktur im Fußball, wie wir sie haben. Aber das Trainer Know-How im Bereich Athletik, Ausdauer- und Tempoentwicklung, sehe ich Sportartübergreifend in Russland auf einem höheren Niveau, als es hier in Deutschland der Fall ist.“

Verbindungen zu Russland führen pauschal zu Anfeindungen

Was Henrichs neben dem Krieg in der Ukraine aber auch verurteilt, ist die negative Stimmung gegen alles, was russisch ist. "Es werden Menschen, die in irgendeiner Art und Weise etwas mit Russland zu tun haben, pauschal beschuldigt, dass sie das, was Putin da macht, gutheißen", sagt Henrichs. "Ich persönlich bin natürlich gegen den Krieg in der Ukraine. Krieg ist nie eine Lösung und der Dialog sollte immer im Vordergrund stehen." Aber auch er selbst sei schon angefeindet worden und habe deshalb zum Beispiel sehr beleidigende Kommentare und Anfeindungen unter Presseartikeln über ihn aus dem Internet entfernen lassen, die es gab, nur weil er über Jahre den russischen Sport repräsentiert hat und seine Frau und Sohn Russen sind.

Wie es gemacht werden sollte, zeigt Henrichs durch seine ehrenamtliche Tätigkeit bei den geflüchteten Fußballern aus Kiew, mit der er den Sport tatsächlich dazu nutzt, um Brücken zu bauen und Menschen miteinander zu verbinden.

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Anfang des Jahres haben wir bereits ein ausführliches Interview mit Marco Henrichs über seine Laufbahn und seine Arbeit als Athletiktrainer geführt.

Hier geht es zu Teil 1
Hier geht es zu Teil 2

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Aufrufe: 020.4.2022, 12:00 Uhr
Stefan JanssenAutor