2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Hartmut Gerlach

Späte Entscheidung im Finale der Frauen

Die Damen vom ESV Lok Meiningen hatten im Pokalfinale lange an der Überraschung geschnuppert. Am Ende setzten sich die Favoriten von Carl Zeiss Jena mit späten Treffern durch.

Bericht von Hartmut Gerlach

Erwartungsgemäß hatte die höherklassige Elf schon im ersten Durchgang Feld- und Chancenvorteile. Aber die Theaterstädterinnen versteckten sich nicht und nutzten, so wie von Trainer Enrico Muffel geplant (siehe unten), jede Möglichkeit zum Gegenangriff. Ausdruck dessen war auch zwei Aluminiumtreffer kurz vor dem Wechsel. Auch die Zeiss-Frauen trafen vor der Pause je einmal Pfosten und Latte.

Nur vier Minuten nach Wiederbeginn nutzte Luisa Müller für die Lok eine Lücke in der Jenaer Abwehr und legte den Ball an der herauseilenden Torhüterin vorbei aus fast 30 Metern in die Maschen. Die Kucharz-Schützlinge zeigten sich nicht geschockt, erhöhten das Tempo, schluderten jedoch bei der Verwertung ihrer vielen Möglichkeiten. Zudem hielt Torhüterin Lena Gunkel herausragend und brachte die Jenaerinnen mit ihren Paraden fast zur Verzweiflung. Außerdem zeigte das Gestänge bei zwei Latten- und einem Pfosten des FC Carl Zeiss erneut seine Standfestigkeit.

Meiningen, bei dem die Kräfte nachließen, kam nun nur noch gelegentlich zu Angriffen, aber es dauerte bis zur 77. Minute, ehe Anna-Wiebke Schmidt eine Eingabe von links direkt verwandelte. Eine drohende Verlängerung verhinderte in der Nachspielzeit Nicole Gaßmann mit einem 18-Meter-Schuss unter die Latte und Leonie Wichmann, die das Leder über die Linie stocherte.

Zur Siegerehrung, die Bertram Schreiber, Vizepräsident des TFV, und Anja Kirchner, die Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses, vornahmen, wurde zunächst Lena Gunkel als „Frau des Spiels“ ausgezeichnet. Danach erhielt der ESV Lok, der Thüringen im DFB-Pokal vertreten darf, da zweite Mannschaften hier nicht zugelassen sind, die Medaillen. Im Anschluss wurde der Pokalsieger geehrt.

Enrico Muffel (ESV Lok Meiningen)

„Wir hatten einen Matchplan und der bestand darin, dass wir sehr defensiv stehen wollten. Das heißt, wir haben zwei eng stehende Viererketten aufgebaut und Jena spielen lassen. Wenn der Gegner in unsere Hälfte kommt, wollten wir eng verteidigen und aggressiv anlaufen, die Bälle erobern und auf Konter setzen. Diese Taktik hat meine Mannschaft überragend umgesetzt. Klar, dass in der 2. Halbzeit die Kraft nachlässt. Der FC Carl Zeiss hatte klar mehr und auch die eindeutigeren Chancen mit Pfosten und Latte. Aber meine Mädels haben super dagegen gehalten. Wir haben uns auch Chancen erarbeitet und nicht unverdient geführt. Aber dann wurde es zu einem großen Kraftakt, den wir nicht bewältigen konnten. Jena war einfach fitter und spielerisch versierter. Wir können froh sein, dass wir so ein Spiel gezeigt haben. Für den DFB-Pokal wünsche ich mir am liebsten einen Regionalligisten.“

Christian Kucharz (FC Carl Zeiss Jena II):

„Ich fand die Leistung von Meinungen unfassbar gut. Dabei geht es nicht darum, unsere Leistung zu relativieren. Ich freue mich immer, wenn Vereine über Jahre im Nachwuchs so gut arbeiten und die Frucht davon auch oben ankommt. Ich meine, das ist eine außerordentlich hohe Qualität.

Aber heute haben es die Spielerinnen sicher genossen, endlich wieder Fußball spielen zu können – und das in einem Pokalfinale. Das war richtig schön und wir sollten dankbar sein, wieder auf dem Platz stehen zu können. Da sollte man den Ärger über die eine oder andere ausgelassene Chance nicht zu hoch kochen lassen.

Dennoch waren die Mädchen nach dem Spiel trotz des Sieges irgendwie enttäuscht. Das hängt damit zusammen, dass sie, wie auch ich, an ihre Leistung sehr viel höhere Ansprüche haben. Es gab dafür sicher verschiedene Gründe. Wir haben lange nicht gespielt, der Gegner war sehr stark und wenn die ersten Dinge nicht so recht funktionieren, dann wird man nervös. Sie haben sich so ein wenig in einen Strudel hinein katapultiert. Positiv war, dass die Mannschaft in einem Spiel, in dem wenig läuft, sie in der Lage war, dass Tempo so zu erhöhen und so Druck auszuüben, dass sie die Zahl der Torchancen erhöht hat und wir im Minutentakt beste Möglichkeiten hatten. Natürlich ist es ausbaufähig, wie wir sie genutzt haben. Meine Hoffnung bestand schon darin, dass mit zunehmender Dauer doch noch ein Tor fällt. Und so war es dann auch.“

Aufrufe: 028.6.2021, 13:00 Uhr
Hartmut GerlachAutor