Auch wenn in einigen Vereinen schon wieder der Trainingsbetrieb läuft: Von der Normalität ist der Amateurfußball im Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) weit entfernt. An Freundschaftsspiele oder die Aufnahme des Rundenbetriebes ist in Rheinland-Pfalz augenblicklich nicht zu denken. Weiter sind diesbezüglich Nordrhein-Westfalen und Thüringen. In diesen beiden Bundesländern gibt es seit Anfang der Woche (15. Juni) weitere Lockerungen bei den Corona-Regeln. Im Freien darf Kontaktsport in Gruppen mit bis zu 30 Personen stattfinden. Zudem sind bis zu 100 Zuschauer auf einer Sportanlage erlaubt. Amateurfußball ist wieder möglich.
„In Rheinland-Pfalz sind wir davon weit entfernt und weiterhin von den Entscheidungen der Politik abhängig. Bis zum 31. August gelten die Einschränkungen und Kontaktsperren, zumindest bis dahin muss der Ball ruhen“, erklärt Karl Schlimmer, Fußballkreis-Vorsitzender im Gebiet Südpfalz. Die aktuellen Rahmenbedingungen besagen zwar, dass ein Trainingsbetrieb möglich ist. „Es dürfen aber keine Gruppen als mit mehr als fünf Spieler auf den Sportplätzen gebildet werden und der Sicherheitsabstand von mindestens 1,50 Meter muss immer eingehalten werden“, berichtet Schlimmer.
Für den Amateurfußball in der Südpfalz und im gesamten SWFV-Gebiet bedeuten diese Regelungen große Einschränkungen für die Vereine, auch wenn sie vor Wochen zur verständlichen Vorbeuge gegen eine Corona-Verbreitung getroffen worden sind. „Natürlich würden auch wir Lockerungen begrüßen, aber es darf dadurch keine krankheitsbedingten Nachteile geben - was schwer möglich ist“, erklärt Schlimmer.
Denn, 100 Prozent Sicherheit kann auch in Nordrhein-Westfalen und Thüringen niemand gewährleisten. Anders als im Profifußball können die Kontakte der Fußballer, außerhalb des Platzes, nicht nachvollzogen werden. Die Spieler für mehrere Wochen von ihrem Umfeld zu trennen ist nicht möglich, „gleiches gilt für regelmäßige Corona-Tests“, erklärt Schlimmer. Daher bezeichnet er den gesamten Zustand im Amateurbereich als fraglich und instabil: „Was ist, wenn es nach dem 31. August im Herbst eine zweite Welle gibt? Dann ist der Fortbestand des Amateurfußball - unter den Voraussetzungen und Spielformen wie wir ihn kennen - ernsthaft in Gefahr.“
Der augenblickliche Stillstand und die Ungewissheit bringen zudem eine weitere Komponente mit: Vor allem die älteren Spieler sind seit fast einem halben Jahr aus dem wöchentlichen Fußballgeschehen raus. „Manche erkennen, dass es auch ohne das runde Leder am Sonntag geht und wollen auch künftig die Zeit an den Wochenenden lieber mit ihren Familien verbringen“, erklärt Schlimmer. Auswirkungen habe dies vor allem auf die zweiten Mannschaften und unteren Spielklassen: „Ich bin gespannt, wie viele Meldungen in diesen Bereichen für die neue Saison eingehen werden.“ Abhilfe (mehr Freizeit) könnten Verkleinerungen der Ligen bringen, doch durch die getroffenen Auf- und Abstiegsregelungen sei eher das Gegenteil der Fall, erklärt Schlimmer.
Leiden müssen alle Vereine, da ihnen die Einnahmen aus dem Spiel- und Sportheimbetrieb komplett weggebrochen sind. Die Starken trifft die Krise sicher nicht so hart wie die Schwachen. „Wir haben Vereine, bei denen waren schon vor der Corona-Krise die Fußballer knapp. Das kann zu einem echten Teamsterben führen“, befürchtet Schlimmer. (frw)