2024-06-14T14:12:32.331Z

Halle
Nico Deistlers Schuss ins Glück. Mit dem Abpfiff trifft der Reppichauer zum Siegtreffer. Fotos: Michael Kölbel
Nico Deistlers Schuss ins Glück. Mit dem Abpfiff trifft der Reppichauer zum Siegtreffer. Fotos: Michael Kölbel

Sekunden-Triumph der Reppichauer

Friedersdorf sieht im Finale des Midewa-Sportiwo-Cup lange wie der Sieger aus

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Sie haben es wieder geschafft! Die SG Reppichau holte sich am Sonntagabend zum zweiten Mal den Sieg beim Midewa-Sportiwo-Cup. Und wie! Mit einem fulminanten Endspurt im Finale gegen das turnierbeste Team vom SV Friedersdorf drehte Reppichau das Spiel in den letzten 30 Sekunden.

Anschließend lagen sich alle Reppichauer in den Armen, denn dieses Finale beim Midewa-Sportiwo-Cup hatten die Friedersdorfer eigentlich schon fast gewonnen. Stefan Matuszewski brachte das Team von Trainer Sebastian Tkalec in Führung und danach hatte der Landesklassist weitere klare Chancen, das Ergebnis hochzuschrauben. Doch vor allem ein fantastisch aufgelegter Jens Kaulitzki im Reppichauer Kasten verhinderte einen weiteren Treffer für den SVF.

Stattdessen gelang Kevin Jerzak eine halbe Minute vor dem Ende mit einem Gewaltschuss der Ausgleich. Michel Saliger, der ansonsten ein hervorragendes Turnier zwischen den Friedersdorfer Pfosten spielte, zeigte hier seinen einzigen Wackler. Und genau wie damals, beim Champions-League-Finale 1999 zwischen Manchester United und Bayern München hingen plötzlich die Köpfe bei Friedersdorf, während Reppichau noch einmal die letzten Kräfte mobilisierte. Quasi mit der Schlusssirene drosch Nico Deistler den Ball ein zweites Mal in die Maschen!


Edderitz (weiß, Marek Mennicke) war die positive Überraschung des Turniers. Sandersdorf hingegen enttäuschte trotz eines 3. Platzes.

"Das ist Fußball", meinte Sebastian Tkalec bei der Siegerehrung, "Sieg und Niederlage können so dicht beieinander liegen. Mir tut es nur leid um die Jungs. Die haben hier noch nie gewonnen und waren heute so kurz davor." Die Reppichauer jubelten derweil zum zweiten Mal nach 2011 über einen Überraschungssieg beim Midewa-Sportiwo-Cup, der damals freilich noch Sportiwo-MZ-Cup hieß. Und ein Erfolgsgeheimnis hatten die Reppichauer auch, wie der Sportliche Leiter Lutz Richter verriet: "Vor einer Woche haben wir beim Anhalt-Cup schlecht gespielt und sind als Titelverteidiger Siebter geworden. Da haben wir heute umgestellt und die Stürmer der letzten Woche nach hinten genommen und die Verteidiger nach vorne."

Und der Erfolg hatte mindestens einen Namen: Jens Kaulitzki. Was der Schlussmann am Sonntagabend in der Sandersdorfer Ballsporthalle hielt, war überragend. Bei der Wahl zum Torhüter des Turniers fiel die Wahl daher auch einstimmig auf ihn. "Heute war so ein Tag, wo es einfach gepasst hat", so Kaulitzki. Sein Teamkollege Kevin Jerzak sicherte sich zudem den Titel des erfolgreichsten Turnierschützen. Mit je drei Treffern entschied er das Entscheidungsschießen vom Neunmeterpunkt gegen den Edderitzer Marek Mennicke für sich. Der beste Spieler kam aus den Reihen der Friedersdorfer, Philipp Anton wurde vor dem Edderitzer André Ochmann zum besten Spieler gewählt.

Überhaupt: Der SV Edderitz war die positive Überraschung des Turniers und landete am Ende nach verlorenem Neunmeterschießen gegen den Oberligisten Union Sandersdorf auf dem 4. Platz. Nur mit einem Wechselspieler angereist rannten sich die Kicker des Landesklassisten die Lunge aus dem Leib und boten den anderen Teams dennoch Paroli. Und wie! Im ersten Gruppenspiel foppte Edderitz den Oberligisten Union Sandersdorf und gewann mal eben 2:0. Ein Unentschieden gegen Rot-Weiß Thalheim und ein Sieg gegen den CFC Germania bescherte ihnen sogar den Gruppensieg.

Und auch das Halbfinale geriet zu einem Thriller gegen die SG Reppichau. Beide Teams belauerten sich und man stellte sich beim Stand von 0:0 eigentlich schon auf ein Duell vom Punkt ein. Kaulitzki wäre da sicher der bessere Keeper gewesen, doch dazu kam es nicht. Denn ausgerechnet der Reppichauer Schlussmann erzielte mit der Schlusssirene den Siegtreffer. "Da hab ich mit der Pieke einfach draufgehalten, weil ich keine andere Wahl mehr hatte", so Kaulitzki. Der Schuss ging in den Winkel und Reppichau ins Finale. Edderitz verpasste die Sensation. "Ich bin richtig stolz auf meine Jungs", sagte Trainer Peter Franczak in seiner gewohnt herzlichen Art, "damit konnte keiner rechnen, so wie wir hier angereist sind."

Die Geschichten der Gewinner sind erzählt, aber es gab auch schwächere bis enttäuschende Auftritte. Die SG Ramsin verabschiedete sich nach einem tollen Auftritt im Vorjahr diesmal ohne Punkte. Da musste selbst Hallensprecher Holger Bär dreimal auf seinen Computer schauen, ehe er das glauben konnte. Der zweite Landesligist aus Thalheim verpasste ebenfalls den Einzug in das Halbfinale, zeigte mit Daniel Bernhardt jedoch einen Neuzugang, der vom SSV Markranstädt mit Oberliga-Erfahrung nach Thalheim kommt. Der Verbandsligist FC Bitterfeld-Wolfen reiste mit der zweiten Mannschaft an, da die Erste am Montag ein Testspiel gegen RB Leipzig absolvierte und offenbar dafür die Kräfte schonte. Dem Turnier fehlte damit sicherlich etwas, denn brisante Duelle, die die Gemüter erhitzt hätten, blieben so aus.

Union Sandersdorf als Gastgeber und Turnierfavorit spielte ebenfalls ein dürftiges Turnier. Nach der Auftaktpleite gegen Edderitz mühte sich der Oberligist auch gegen Köthen nur zu einem 1:0 und zeigte lediglich beim 6:2 gegen Thalheim, wie Hallenfußball aussehen kann, wenn man spielstark ist und die nötige Lust mitbringt. Prickelnd wurde das Halbfinale gegen den SV Friedersdorf. Keine Tore nach 12 Minuten bescherten der sehr gut gefüllten Halle das erste Neunmeterschießen. Hier versagten vielen Schützen kollektiv die Nerven, so dass von zehn Spielern nur drei trafen. Friedersdorf gewann 2:1 auch dank des gut haltenden Jens Gerhardt im Kasten.

Aufrufe: 06.1.2014, 11:13 Uhr
Thomas RinkeAutor