2024-04-30T08:05:46.171Z

Ligabericht
Schwer verletzt: Der Wittstocker Patrick Schönfeldt erlitt im Zweikampf einen Schienbeinbruch.  ©MZV/Stephan Ellfeldt
Schwer verletzt: Der Wittstocker Patrick Schönfeldt erlitt im Zweikampf einen Schienbeinbruch. ©MZV/Stephan Ellfeldt

Schwere Verletzung wird zum kniffligen Regelfall

MIT GALERIE: Nicht nur über das gebrochene Schienbein in Neuruppin, sondern auch über die Verfahrensweise der Referees wird diskutiert.

Die 44. Spielminute der Kreisoberliga-Partie zwischen Union Neuruppin II und Stahl Wittstock wird der Unparteiische Mark Wagenschütz aus Rhinow nicht mehr vergessen. Der Wittstocker Patrick Schönfeldt setzte zum Tackling an und brach sich dabei das Schienbein. Ein Schockmoment, der auch den Unparteiischen besonders traf.

"Hallo Mark, hier der Trainer von Stahl, Dietmar Andree. Ich wollte nur noch mal klarstellen, dass wir an deiner Leistung von Sonntag nichts zu mäkeln hatten. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg beim Leiten deiner Spiele. Gruß Dietmar". Diese Worte in Form einer SMS erreichten den Unparteiischen am Mittwoch, nachdem die Beteiligten erfahren hatten, dass es ein Beobachtung des jungen Referees in Person von Eberhard Karbe (Alt Ruppin) gab. Die auch einige Regelfehler aufdeckte. Doch bei einem Blick auf die Szenerie, kann sich jeder Fußballfan überprüfen, wie er gehandelt hätte. "Also menschlich kann ich das Vorgehen vom Unparteiischen komplett nachvollziehen, jedoch entsprach es nicht dem Regelwerk", so Karbe.

Was war passiert? Nach dem folgenschweren Malheur von Patrick Schönfeldt unterbrach Wagenschütz die Partie. Es waren noch 30 Sekunden in der ersten Halbzeit zu spielen. Der herbeigerufene Krankenwagen kam, der Stahl-Spieler auf dem Rasen behandelt. Etwa 20 Minuten lang. Schon frühzeitig entschied sich daher der Unparteiische, zur Halbzeit zu pfeifen. Es ertönte nur ein Pfiff. "Doch dann kam der erste Assistent, Richard Breitkreutz (Rhinow), dazu und meinte, es könne so nicht gemacht werden", blickt Andreé zurück. Weshalb es letztendlich nur eine Unterbrechung gab.

Kurios wurde es jedoch, als der Spieler ins Klinikum abtransportiert wurde. Jeder Spieler erwartete den Wiederanpfiff, doch es ging plötzlich in die Kabine. Nach 15 Minuten kamen beide Parteien zurück auf das Spielfeld. Anpfiff, zwei Minuten lang rollte der Ball. Und dann der erneute Abpfiff. Beide Teams wechselten in Windeseile die Seite. Und Schiri Mark Wagenschütz gab die Partie wieder frei.

"Das war der schnellste Seitenwechsel in der Geschichte des Fußball", witzelt Andreé. Ob es so etwas überhaupt geben darf, konnte er nicht beantworten. Spielbeobachter Karbe erging es ähnlich. "Da musste ich erst einmal im Regelwerk nachschauen." Dies tat er, ebenso rief er Kollegen an, um sich schlau zu machen. "Bis 22 Uhr habe ich gesessen. Wir sind uns inzwischen einig, dass er lieber dreimal hätte pfeifen sollen - zur Pause. Eine Nachspielzeit ist halbzeitgebunden, weshalb sie nicht nach der Pause ausgespielt werden kann." Die zweite Option wäre gewesen, dass er bis zur Abfahrt des Rettungswagens wartet, um anschließend die Restzeit spielen zu lassen. "Da waren aber alle Spieler bereits durchgefroren. Es wäre nicht sinnvoll gewesen. So wie er es dann letztlich geregelt hat, geht es leider nicht", so Karbe.

Der Ärger bei den Verantwortlichen an der Seitenlinie richtete sich jedoch nicht gegen Wagenschütz, wie die SMS von Andreé beweist. Der Stahl-Coach ist der Meinung: "Er hätte doch zur Pause gepfiffen. Herr Breitkreutz hat ihm aber leider alles vorgesagt. Der Junge war dann irgendwann komplett von der Rolle. Es geht nicht, dass jemand von der Seite alles hineinruft. Wir empfanden das nicht als sonderlich witzig und haben mit ihm während der Unterbrechung auch heftig diskutiert."

In eine ähnliche Richtung argumentierte Karbe. Der Spielerbeobachter mahnte an, dass beispielsweise es im Vorfeld der schweren Verletzung bereits zwei Szenen gab, die der Assistent hätte anzeigen müssen, um das Foul anzuzeigen. "Er tat dies aber nicht. Die Konzentration auf die eigenen Aufgaben hätte ihm gut getan." Laut Karbe sei es ein denkwürdiger Tag in Gildenhall gewesen, weil aufgezeigt wurde, wie schwer die Aufgabe von Unparteiischen sein kann. "Er ist noch jung und unerfahren, was ich ihm zu Gute halte. Eine solche Situation hat er noch nie erlebt. Der Assistent hätte ihn aber besser unterstützen müssen", lautet das Fazit vom Beobachter. "Es gibt eben nicht nur Sonnenschein, sondern auch einmal düstere Gewitterwolken."

Als Konsequenz für den jungen Rhinower Mark Wagenschütz stand nun eine längere Pause im Raum. Die gibt es nicht. Denn Wagenschütz leitet am Sonntag die Kreisliga-Partie TSV Wustrau gegen SG Sieversdorf. Und weder der SV Union noch Stahl hätten eine solche Zwangspause begrüßt. "Ich bin sogar direkt nach dem Spiel zu ihm hin. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht seine Schuld sei", so Andreé. Der regte sich allerdings in dieser Szene erneut über Assistent Breitkreutz auf, der hinzugeeilt kam. "Der drohte, ohne zu wissen worüber wir sprachen, direkt mit einem Sonderbericht und forderte die Ordner an."

Dem Wittstocker Fußballer Schönfeldt geht es inzwischen besser. Die Mannschaft von Stahl fuhr zu großen Teilen noch am Sonntag ins Krankenhaus. " Wir haben ihn dann lächelnd, wahrscheinlich dank der Medikamente, direkt vor der Operation noch angetroffen", berichtet Andreé. Anschließend verlief der Eingriff, wobei ihm Schrauben eingesetzt wurden, erfolgreich.

Bis dato hat der Stahl-Kicker das Krankenhaus noch nicht verlassen. Auf seinem Zimmer hat er als Bettnachbarn ebenfalls einen Fußballer - Marco Kilian vom SV Union Neuruppin.

Aufrufe: 029.10.2016, 21:08 Uhr
MOZ.de / Stephan EllfeldtAutor