2024-05-02T16:12:49.858Z

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Schafft es Niklas Süle noch zur EM? Comeback-Plan mit Geheimrezept 

Verletzter Bayern-Star

Niklas Süle ist nach seinem Kreuzbandriss auf dem Weg zum Comeback. Hilft ihm dabei eine spezielle Strategie? Die Hoffnung auf die EM lebt.

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  • Das FCB-Abwehr-Ass Niklas Süle peilt ein baldiges Comeback an.
  • „Die EM ist mein Riesenziel“, sagt der 24-Jährige, der gerade eine Reha macht.
  • DFB-Manager Oliver Bierhoff spricht über den Bayern-Star.

München - Uli Hoeneß sprach diesen Satz im Oktober am Flughafen, aber er kam auch am Krankenbett von Niklas Süle an. „So wie’s ausschaut“, sagte der damalige Präsident des FC Bayern vor seiner letzten Champions-League-Reise als offizieller Amtsträger, „ist die Saison beendet.“ Hoeneß war befragt worden zum gerade frisch erlittenen Kreuzbandriss des Bayern-Verteidigers, und er schickte noch hinterher: „Die EM ist ad acta gelegt, die können Sie total vergessen.“

Natürlich waren diese Worte nicht böse gemeint, im Gegenteil. Hoeneß sprach aus Überzeugung und auch aus Erfahrung aus mehr als vier Jahrzehnten im Bundesliga-Zirkus. Ein Kreuzbandriss war früher ein Drama, das nicht selten zum Karriereende führte. Heute ist die Diagnose nicht mehr ganz so tragisch, aber immer noch gefolgt von einer Operation und einer langen Zeit der Reha und des Aufbautrainings.

Niklas Süle (FCB): „Ich traue mir zu, dass...“

Im Schnitt dauert es ein halbes Jahr, bis Spieler nach dem Eingriff wieder ins Mannschaftstraining einsteigen können, die Ausfallzeit allerdings variiert individuell stark. Es gab Spieler, die nach fünf Monaten wieder auf dem Platz standen; es gab aber genauso solche, die nach einem Dreivierteljahr noch nicht wieder fit waren. Niklas Süle, so sieht es gut vier Monate nach den Worten von Hoeneß aus, gehört eher zur ersten Gruppe.

Es vergeht zurzeit kaum eine Woche, in der es keinen guten Neuigkeiten aus der Reha des 24-Jährigen gibt. Am Montagvormittag nun lief er mit Fußballschuhen über den Platz, am Abend sagte er auf einer Veranstaltung: „Ich traue mir zu, dass ich demnächst wieder den nächsten Schritt machen kann mit Richtungswechseln und mit Ball dann auch.“ Das wäre ein wichtiger Meilenstein in seinem Plan, bis zum Sommer voll einsatzfähig zu sein. Das Eröffnungsspiel der „Heim“-EM ist am 12. Juni, also fast 240 Tage nach seiner Verletzung. Bei seinem letzten Kreuzbandriss – 2014/15 als Spieler der TSG Hoffenheim – fehlte Süle 203 Tage.

Niklas Süle (FC Bayern München) bei der EM? „Mein Riesenziel“

„Die EM ist mein Riesenziel“, sagt er nach wie vor, inzwischen aber geht Süle sogar noch weiter. Laufe die Reha nach Plan, „ist es mittlerweile auch mein Ziel, dem FC Bayern schnellstmöglich zu helfen und im Saisonendspurt wieder eine Alternative zu sein“. Sein Heilungsprozess verlaufe „ohne irgendwelche Komplikationen“, zudem wirkt sich eine Ernährungsumstellung positiv aus.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff sagte gestern: „Es freut mich riesig für ihn.“ Süle sei „hochmotiviert und hat sich große Ziele gesetzt“, zudem wisse der DFB-Stab, „dass Hansi Flick ihn voll unterstützt“. Tatsächlich sieht jeder, der Süle dieser Tage beobachtet, einen selbstbewussten Mann, der an seinen großen Traum glaubt. Die Zeit, in der er lieber alleine trainierte und die Allianz Arena selbst bei großen Spielen mied, ist vorbei.

Bierhoff über Süle: „Er soll da schon gemäßigt vorgehen“

„Ein wichtiger Spieler“ sei Süle, sagte Bierhoff, der sich aber noch vorsichtig gab: „Er soll da schon gemäßigt vorgehen.“ Mutmacher sind die positiven Beispiele, die es zur Genüge gab. Das Beste: Sami Khedira. Der Nationalspieler verletzte sich vor der WM 2014 noch später als Süle – Mitte November und nicht Mitte Oktober –, wurde aber sieben Monate und 28 Tage später Weltmeister.

Noch schneller schaffte es einst Lothar Matthäus aufs Feld. Verletzung am 12. April, Comeback nach 160 Tagen am 19. September 1992. Der heutige Vorstand Oliver Kahn brauchte 1994/95 vom 16. November bis 22. April. Auf diese Fälle blickt Süle nun natürlich lieber als auf die negativen, die es genauso gibt. Rerupturen, also erneute Risse, sind nach schnellen Comebacks nicht selten. Steffen Freund ging es so, als Dauer-Patient galt Holger Badstuber.

So oder so: „Total vergessen“ muss Süle die EM nicht. Hoeneß wäre sicher froh, wenn er sich getäuscht hätte.

Hanna Raif

Aufrufe: 019.2.2020, 09:33 Uhr
Münchner Merkur / tz / Hanna RaifAutor