SC Türkgücü: Vorstand Ulusoy hört auf

,,Das hat vor allem zeitliche Gründe: Ich bin umgezogen, habe mich beruflich erweitert und jetzt einen größeren Bestand zu betreuen." So begründet Ulusoy, der unter anderem in der Versicherungsbranche arbeitet und seine Büroräume vom Konrad-Adenauer-Ring an den Rosenplatz verlegt hat, seinen Rückzug. Entspannt sitzt der noch amtierende Vorsitzende nun nebenan bei seinem Freund Bekir Yildiz in dessen neu eröffneten Schnellrestaurant ,,Enjoy Döner" - gleichzeitig neuer Trikotsponsor des Vereins. Immer wieder muss er das Gespräch kurz unterbrechen, weil andere Gäste auf ihn zueilen und ihn lächelnd begrüßen. Ulusoy regelt das jovial, immer freundlich, hält kurzen Smalltalk auf Türkisch mit seinen Bekannten, bevor er den Faden von zuvor zügig wieder aufnimmt.

Als einfaches Mitglied, Fußballer im 5. Herrenteam in der 3. Kreisklasse und Leiter der kleinen Volleyballabteilung wolle er Türkgücü erhalten bleiben, sagt er. Dem nun auf der Mitgliederversammlung am 6. Dezember neu zu wählenden Vorstand bietet er seine Unterstützung an - ,,falls dieser das wünscht", so Ulusoy.

Nichts zu tun habe sein Rückzug mit den Ereignissen im Zuge der letzten Jahreshauptversammlung des Vereins, sagt er. Die Wahlen im Februar hatten ergeben, dass Jochen Weber als 2. Vorsitzender Rauf Güraslan folgen und Sinan Koc das Amt des Kassenwarts von Ibrahim Bag übernehmen soll. Aber das Amtsgericht annullierte nun bei der Eintragung ins Vereinsregister die Wahl: Laut Satzung des ,,Türk Gücü-Genclik Spor e.V." müssen mindestens 25 Prozent der Mitglieder an den Wahlen teilnehmen. Im Februar war das Quorum aber nicht erreicht worden, weil vor den Abstimmungen viele Mitglieder das Vereinsheim verlassen hatten.

Zuvor hatte es heftige, teils emotional geführte Debatten gegeben: Die Rücktrittsgründe der Amtsträger kamen zur Sprache, genauso das zeitweise in die Schlagzeilen geratene Finanzgebaren des Klubs. Das berichten Teilnehmer der Versammlung, das bestätigt auch Ulusoy. ,,Es gab viele Fragen. Deren Klärung hat eben Zeit in Anspruch genommen", sagt er.

Es war die Zeit, als bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück eine anonyme Anzeige wegen Steuerhinterziehung im Umfeld des Klubs vorlag. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte, dass einige Personen von der Polizei befragt worden seien. Die pauschal erhobenen Vorwürfe seien aber nicht haltbar gewesen. ,,Das Verfahren ist daher eingestellt worden", so der Sprecher, der andeutete, dass es um Fahrzeuge gegangen war, die den Fußballern unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden seien.

,,Wir haben die Autos von einem Partner geleast - die Kosten dafür wurden bis dato stets von Sponsoren getragen", erklärt Ulusoy, der angesichts der noch eineinhalb Jahre lang laufenden Leasing-Verträge sagt: ,,Ich werde dem neuen Vorstand anbieten, die Fahrzeuge persönlich zu übernehmen, falls der Verein keine Sponsoren mehr dafür findet und die finanziellen Belastungen nicht haben möchte." Von seinem Nachfolger erhofft sich Ulusoy, dass ,,er so weiterarbeitet, wie wir es getan haben."

Bei Betrachtung der Fakten lässt sich in der Tat eine Entwicklung bei Türkgücü erkennen, die über den beeindruckenden sportlichen Aufstieg von der Kreisliga in die Landesliga hinausgeht: Der Türkische Sportclub hat unter Ulusoy seine Mitgliederzahl auf 250 verdoppelt - die gelungene Integration des Klubs Türkiyemspor, der im SCT aufging, war Triebfeder der Entwicklung. ,,Wir hatten zwischenzeitlich auch überlegt, Kontakt zum TSV Osnabrück aufzunehmen, wobei sich das letztlich nicht konkretisiert hat ", sagt Ulusoy. Im Jugendfußball geht neben der B-Jugend nun zumindest auch eine D-Jugend auf Torejagd, dazu ist eine vom Nachwuchs geprägte Taekwondo-Abteilung entstanden. Für weibliche Mitglieder mit Migrationshintergrund bietet der Klub ein spezielles Frauensportprogramm mit vorgeschaltetem Sprachkurs und anschließender Gymnastik.

Und dafür, dass die finanzielle Basis des Klubs stimmt, sorgte nicht zuletzt auch Ulusoy mit seinen Beziehungen: ,,Enjoy Döner ist wichtig für uns, wir haben aber auch viele kleinere Sponsoren, die uns helfen. Ein Beispiel sind auch die Stadtwerke, die uns mit einem Bus bei Auswärtsfahrten unterstützen", sagt er. Das zeigt: Die Partner des Vereins stammen zwar vorwiegend, aber längst nicht mehr ausschließlich aus der Community mit türkischem Hintergrund in Osnabrück.

Wer nun zukünftig dem SC Türkgücü vorsteht, soll sich direkt nach dem Landesliga-Derby gegen den SV Bad Rothenfelde am 6. Dezember entscheiden: Für jenen Sonntag ab 16:30 Uhr ist im Vereinsheim an der Weberstraße die Neuwahl angesetzt. ,,Jochen Weber, Sinan Koc und Fußball-Obmann Ahmet Kurt stellen sich für die von ihnen ausgeführten Ämter wieder zur Wahl. Einen Präsidenten suchen wir noch", sagt Ulusoy. Auf der Agenda stehen zudem Satzungsänderungs-Vorschläge: und zwar bezüglich der Aufgabenverteilung im Vorstand und der Herabsetzung des Wahl-Quorums auf 15 Prozent. Die Mitgliederversammlung verspricht durchaus erneut Spannung. (Hier geht es zur Vereins-Homepage des SC Türkgücü, dort gibt es auch die offizielle Ladung zur Mitgliederversammlung mit der Agenda)