2024-04-25T14:35:39.956Z

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2005 startete der ehemalige Oberligist RWO Alzey mit dem Gewinn der Rheinhessenmeisterschaft die Wende zum Besseren. Zwölf Jahre dauerte es dann noch, um in die Fußball-Verbandsliga zurückzukehren.	Archivfoto: photoagenten/Axel Schmitz
2005 startete der ehemalige Oberligist RWO Alzey mit dem Gewinn der Rheinhessenmeisterschaft die Wende zum Besseren. Zwölf Jahre dauerte es dann noch, um in die Fußball-Verbandsliga zurückzukehren. Archivfoto: photoagenten/Axel Schmitz

RWO Alzey meistert Krise seriös

Vor 20 Jahren stieg der Wartbergklub mit rund 100000 Euro Schulden aus der Oberliga ab

ALZEY. RWO Alzey gehört mit dieser Spielzeit wieder zu den 16 Premiumklubs des Südwestdeutschen Fußballverbands. Selbstverständlich ist das nicht. Vor genau 20 Jahren stand der Klub vorm Kollaps. Schätzungsweise 200000 DM (rund 100000 Euro) Schulden hatten sich angehäuft. Das war der Preis für den Aufstieg bis in die Oberliga, der der Klub in der Spielzeit 96/97 angehörte.

Es ist aller Ehren wert, dass der Klub seinerzeit nicht das Buch zuklappte und in die Insolvenz ging. Das stand auch gar nicht zur Diskussion, wie sich Thomas Bergmann erinnert: „Uns ging es seinerzeit um die Seriosität. Wir wollten die Krise seriös meistern. Dass uns das gelungen ist, darauf bin ich stolz“, sagt der Jurist, der damals dem Vorstand angehörte. Dem Vernehmen nach griffen sogar einige Mitglieder dem Verein finanziell unter die Arme, um den drohenden Konkurs abzuwenden.

Sportlich hatte die Krise Konsequenzen, wenn auch mit Verzögerung: Zwei Jahre nach dem Oberliga-Abstieg ging es innerhalb von zwei Jahren über die Landesliga bis in die Bezirksliga, wo 2005 die Talfahrt gestoppt wurde – und zwar mit dem direkten Wiederaufstieg in die Bezirksliga. Heinz Blarr, seinerzeit Vorsitzender der Rot-Weißen, hält den damaligen Gewinn der Rheinhessenmeisterschaft sportlich für das entscheidende Ereignis in der jüngeren Vereinsgeschichte des Traditionsklubs: „Wenn wir damals nicht die unmittelbare Rückkehr in die Landesliga geschafft hätten, ich bin sicher, wir würden heute noch da unten rumkrebsen“, sagte der Senior dieser Tage.

RWO Alzey ist in der Region einer der Vereine, über die in Fußballer-Kreisen am häufigsten gesprochen wird. Das liegt an seiner sportlich exponierten Stellung im Alzeyer Land. Das liegt aber auch daran, dass viele Außenstehende die mangelnde Jugendarbeit des Klubs beklagen. Vielerorts heißt es, in einer Stadt von der Größenordnung Alzeys müsste RWO in dieser Hinsicht deutlich mehr auf die Beine stellen.

Fakt ist aber auch: RWO Alzey ist ohne intensive Jugendarbeit weit und breit der führende Fußball-Klub. Lediglich dem TV (SG) Lonsheim gelang es vorübergehend, dem Wartbergklub diesen Rang abzulaufen. Nicht geglückt ist es dem TSV Gau-Odernheim, der selbst in der Spielzeit 11/12, als beide Vereine in der Landesliga spielten, immer hinter RWO rangierte.

Nicht absprechen lässt sich RWO, dass sich die Vorstandschaft immer wieder um eine Verbesserung der Jugendarbeit bemüht. Warum das bislang nicht nachhaltig funktionierte, sei mal dahingestellt. Festhalten lässt sich aber, dass der Klub ein Geschäftsmodell entwickelt hat, das dieses Manko kompensiert. Er erwirtschaftete ausreichend finanzielle Mittel, um einerseits seine Verbindlichkeiten zu reduzieren und andererseits einen vernünftigen Spielbetrieb seiner ersten Mannschaft zu gewährleisten. Auch das ist eine Leistung.

Die Einnahmen von RWO Alzey resultieren nicht ausschließlich aus dem Sponsoring. Vielmehr hat sich der Klub als Dienstleister im Fußball und im kulturellen Leben der Stadt einen Namen gemacht.

Seit Jahren sind immer wieder namhafte Klubs zu Gast auf dem Wartberg. Angefangen hat das mit den B-Junioren von Mainz 05, die vorübergehend ihre Bundesliga-Spiele in Alzey austrugen. Aber auch der 1. FC Kaiserslautern und die Profis von Mainz 05 spielten schon im Schatten des Wartbergturms, wovon RWO Alzey finanziell profitierte.

Zugefallen sind den Alzeyern diese Einnahmen nicht. Sie verfügen über ein ehrenamtliches Helferteam, das beispielsweise das in Eigenleistung renovierte Imbiss- und Getränkeständchen „RWO-Klause“ im Stadion bewirtschaftet. Das ist gut für die Vereinskasse. Darüber hinaus traten sie als Veranstalter von Auftritten wie Tobias Mann oder den Bembelsängern auf. Leidenschaft und Kreativität einiger Idealisten trugen demnach dazu bei, dass der Verein „die größte Krise seiner Geschichte“, wie es Thomas Bergmann nannte, überstand, ohne sportlich „ganz unter anfangen zu müssen“.

In Reihen des Aufsteigers gibt es zudem nicht nur gute Fußballer: Mit Ines Appelmann verfügt er über eine international aktive Schiedsrichterin. Thomas Bergmann ist heute Stellvertretender Vorsitzender des Südwestdeutschen Fußballverband und Mitglied im Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes. Bärbel Petzold ist ebenfalls seit Jahrzehnten im Bundesverband aktiv, als Mitglied im Ausschuss für Frauen und Mädchen. Karlfried Appelmann managt das Schiedsrichter-Ressort im Kreisverband. Und Steffen Jung, Vorsitzender von RWO Alzey, brachte sich mit vielen Ideen in Zukunfsworkshops des Verbands ein. Es dürfte bundesweit wenige Vereine von der Größenordnung RWO Alzeys geben, die über so viele Mitglieder verfügt, die sich über die Grenzen hinaus verdient machen. Auch das ist eine Facette von RWO Alzey, die sich die Rückkehr in den Premiumkreis des SWFV hart erarbeitet hat. Wenn auch nicht über den klassischen Weg, der Jugendarbeit heißt.



Wenn Alzeyer über RWO Alzey sprechen, dann sagen sie „die“ RWO- Ob sich der Artikel vom korrekten Vereinsnamen „SG RWO Alzey“ ableitet, oder von der im Volksmund üblichen Kurzform „die Rot-Weißen“, das ist ein bislang ungelöstes Rätsel.

RWO steht bei RWO Alzey für Rot-Weß Olympia.

Das Rästel um den Artikel
Aufrufe: 012.7.2017, 12:00 Uhr
Claus RosenbergAutor