Rüdersdorf und Kraftsdorf gehen gemeinsame Wege

Angeboten hatte sich ein Zusammengehen schon lange. In Rüdersdorf ist man sehr stark dem Nachwuchs zugewandt, in Kraftsdorf legt man großen Wert auf Traditionspflege, frönt stark dem Altherrenfußball. Was liegt also näher, sich bei 2,5 km voneinander entfernt liegenden Sportplätzen auch quantitativ zu ergänzen? 2018 kam der erstmalige Rüdersdorfer Kreisoberliga-Aufstieg dazwischen, das Zusammengehen war zunächst vertagt. Im Vorjahr trafen sich die Vorstände nun mehrfach, um Details abzusprechen und die Spielgemeinschaft (SG) anzugehen. Die Abteilungsleitung Fußball des TSV um Chef Volker Uhlig und der KSV-Vorstand um Uwe Gäbler lagen sofort auf einer Wellenlänge und stimmten einer SG-Bildung zu. Unter den Spielern aber, vor allem den Älteren, brach nicht gleich die große Euphorie aus, gab es doch zu viele Vorbehalte.

Am 5. Spieltag der Kreisoberliga Ostthüringen am 15. September 2018 gab es zum allerersten Mal in der Fußballgeschichte beider Orte und Vereine ein Punktspiel der jeweiligen ersten Männermannschaften gegeneinander. Bis zum Kreisoberliga-Aufstieg 2018, der unter Trainer Karsten Bräuner gelang, hatten sich die beiden ersten Männerteams noch nie in einem Punktspiel gegenübergestanden. Bisher standen sich nur die Rüdersdorfer Erste und die ehemalige zweite Mannschaft der Kraftsdorfer in Pflichtspielen gegenüber (zuletzt 2009/2010). In zwei freundschaftlichen Vergleichen der ersten Mannschaften trennte man sich jeweils 1:1 unentschieden (2014 und 2017). Ihr erstes Kreisoberligaspiel bestritten die Rüdersdorfer am 11. August 2018 vor 150 Zuschauern gegen die SG 1876 Pforten/Lusaner SC, das 1:1 endete. Erster Torschütze war Christian Spindler (1:0/63.), von dem sich die Mannschaft wünscht, dass er die Schuhe mit knapp 30 Jahren noch nicht an den Nagel hängt. Drei Mal gab es in der KOL bisher das Derby Kraftsdorf gegen Rüdersdorf, das über 600 Zuschauer sahen. Am 15. September 2018 kamen 284 Besucher auf den Waldsportplatz und sahen nach Treffern von Maisel und Martin einen 2:0-Sieg der Gäste. Das Rückspiel ein halbes Jahr später in Kraftsdorf gewann der KSV 3:2, nachdem der TSV zur Pause noch 2:1 geführt hatte. Und im dritten und vorläufig letzten Derby gab es nach Rüdersdorfer 2:0-Führung am 21. September 2019 vor 125 Zuschauern am Erlbach ein 2:2. Dann kam Corona, die das Rückspiel am 28. März 2020 verhinderte. Der TSV war damals KOL-11., Kraftsdorf 15.

Die Rüdersdorfer waren bislang stets der „kleinere Bruder“ der Kraftsdorfer, sind sie doch zur Gemeinde Kraftsdorf zugehörig und spielten stets unterklassig. Der KSV war beispielsweise 1993 Bezirksliga-13. Und 1994 nur 15. Unter der Landesliga war dies die zweithöchste Thüringer Spielklasse. Im Spieljahr 2009/10 spielte der KSV mit Eintracht Eisenberg, Blau-Weiß Neustadt, VfL Saalfeld, ZFC Meuselwitz II und 1.FC Gera 03 II in der Landesklasse Ost mit 16 Teams und wurde starker Neunter.

Der Rüdersdorfer Fußball wird in diesem Jahr immerhin schon 118 Jahre alt. Wie lange in Kraftsdorf schon Fußball gespielt wird, war noch nicht zu ergründen, da die Zahl im Kraftsdorfer Vereinsname „03“ nicht auf ein Gründungsdatum zurückzuführen ist, sondern auf die Anzahl der Ortsteile, vermutet Uwe Gäbler, der auch Ortsteilbürgermeister von Oberndorf, Kraftsdorf und Harpersdorf ist. Geographisch liegt Kraftsdorf 17 Meter tiefer als der nördliche Ortsteil auf der Hochfläche und hat auch weniger Mannschaften. Während beim TSV 1880 zuletzt fünf Teams (2 Männer-, 3x Nachwuchs) dem runden Leder nachjagten, spielten in Kraftsdorf nur die 1. Männer und zwei Alt-Herren-Teams.

Perspektivisch wäre es schön, wären alle Altersklassen von den A- bis zu den G-Junioren besetzt, da es im Nachwuchs die SG ja auch schon mal in verschiedenen AK`s gab. Könnte sich die Männer-SG in der KOL auf Dauer etablieren, wäre das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die 2. Mannschaft sollte mindestens Kreisliga spielen und vielleicht kommt ja auch noch eine Kleinfeldliga-Mannschaft auf die Beine.