2024-05-02T16:12:49.858Z

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Roman Drescher trifft vom Punkt - hier als Spielertrainer des VfL Nürnberg. F: Zink
Roman Drescher trifft vom Punkt - hier als Spielertrainer des VfL Nürnberg. F: Zink

Roman Drescher: Eine facettenreiche Karriere dank Tante Anna

Nürnbergs Fußballer: Der 31-Jährige von der SG 83 hat mit Stefan Kießling und gegen Mario Gomez gespielt - heute sind Verletzungen sein größter Gegner

Nürnbergs Fußballer, das sind kleine und große Geschichten, die der Ama­teurfußball schreibt. In unserer Serie sammeln wir sie — vom Knoblauchs­land bis zum Fernsehturm. Diesmal: Roman Drescher von der SG 83 Nürnberg Fürth.

Es war der Handball, der ihn nach Nürnberg brachte. Drei Jahre war Roman Drescher alt, da verließ die Familie ihre Heimat Oberschlesien. Und das nur, weil eine gewisse Anna Kostowski bei den Handballern des 1. FC Nürnberg eine neue sportliche Heimat gefunden hatte. Diese Anna Kostowski, Tante des kleinen Roman, habe im polnischen Handball einen großen Namen gehabt, sagt der große Roman heute. Und so zogen die Dre­schers aus, um ebenfalls in Nürnberg eine neue Heimat zu finden.

Dass es auch Romans sportliche wer­den würde, deutete sich früh an. 1989, mit vier Jahren, nimmt eine facetten­reiche Karriere beim FSV Gostenhof ihren Lauf, einem der Vorgängerverei­ne der heutigen SG 83. Großartig treu bleibt Roman Drescher aber keinem Klub, es geht weiter über die DJK Langwasser und den ESV Rangier­bahnhof — bis der große FCN anklopft. Vier Jahre schnürt er die Schuhe für seinen Herzensklub am Valznerweiher, „das war einfach eine tolle Zeit“. Auf Turnieren trifft der inzwischen jugendliche Roman auf einen gewissen Mario Gomez und spielt mit Roberto Hilbert und Stefan Kießling in einer Mannschaft.

Warum es für ihn nicht zur großen Karriere gereicht hat? Roman Dre­scher überlegt. Das berühmte Quänt­chen Glück habe gefehlt, auch das gewisse Vitamin B, die Beziehungen, „die man halt auch braucht“. Ein schlechter Fußballer sei er keineswegs gewesen, beteuert er, „aber da waren teilweise Spieler dabei, die noch bes­ser waren, heute aber auch keine Stars geworden sind“. Ein gewisser Jörg Rudolf vom ESV Rangierbahn­hof beispielsweise. Dazu kommt schon zu dieser Zeit, dass der Körper nicht mehr so will. Im letzten A-Jugend-Jahr in Feucht bricht sich der heute 31-Jährige zweimal den Mit­telfuß — in einem Jahr. Vorbei der Traum von der Bayernliga. Ein Spiel macht Roman Drescher in dieser Zeit in der zweiten Mannschaft — „und dann bin ich gleich mit Rot vom Platz geflogen“. In Feucht lernt er auch den ehemaligen Club-Profi Jan „Jasch“ Majkowski kennen, der als Trainer ein „Schleifer wie Felix Magath“ gewesen sei.

Um wieder Fuß zu fassen schließt sich Roman Drescher dem TSV Korn­burg an, wo sie den Aufstieg in die damalige Bezirksoberliga knapp ver­passen. Also muss er Kornburg wieder verlassen und seiner Karriere ein neu­es Kapitel hinzufügen. „Ich wollte Jahr für Jahr eine Klasse weiter oben spielen, also musste ich oft den Verein wechseln“, sagt er zu seinen Beweg­gründen. Weiter geht es beim TSV Südwest Schwaben um Ioan Pal, „dem besten Trainer im Herrenbe­reich“. Wenig später zieht es ihn zurück zum SC Feucht, neben Abstiegsangst plagt Roman Drescher dort auch eine Kapselverletzung im Knie. Dass ihm trotz der vielen Wech­sel doch etwas an den Klubs liegt, zeigt sich in diesen Momenten. Meine Karriere, sagt Drescher, „war immer auch ein Gang zurück in die Vergan­genheit“.

Bengalos bei Dergah

Doch die Odyssee geht weiter, nächste Station: Dergahspor. Sport­lich sei diese Zeit beim „Multikulti-Team“ die beste seiner Karriere gewe­sen. „Irre Relegationsspiele“ um den Aufstieg in die Landesliga habe es gegeben. „In Hersbruck haben wir vor 1500 Zuschauern gegen Amberg im strömenden Regen gespielt, die Fans waren mit Bengalos da.“ Dann gerät die Karriere aber ins Stocken, Prüfun­gen für den Fachwirt rauben Roman Drescher die Zeit. Seinen Bruder Christofer, der beim VfL Nürnberg kickt, verliert er aber nie aus den Augen. Als der VfL einen Trainer sucht, sagt Roman Drescher zu — und wird Spielertrainer. „Teilweise waren da nur zehn Leute im Training, man­cher kam besoffen zum Spiel. Oder auch gar nicht“, klagt er — und geht.

Und dann trifft er Leo Swierczyn­ski, einen alten Sandkastenfreund und Trainer der SG 83. „A Bierla“ spä­ter steht fest: Roman Drescher und sein Bruder wechseln zur SG, „wieder zurück an meine alte Wirkungsstät­te“. Aber die Gesundheit spielt nicht mit, seit Januar hat Roman Drescher wegen einer Schambeinentzündung striktes Sportverbot — bis Juni noch. Ziele? „Ich möchte einfach noch ein bisschen spielen und dann später als Trainer etwas weitergeben.“ Erlebt hat Roman Drescher ja genug...

Roman Drescher spielt einen Pass zurück in die Vergangenheit zu Jörg Rudolf vom ESV Rangierbahnhof.

Aufrufe: 031.3.2016, 12:35 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor