2024-05-22T11:15:19.621Z

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F: Raab
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Rivalitäten sind ihnen fremd

PORTRÄT: +++ Die Brüder Roman und René Brenneis vom SV Leusel pflegen eine enge Beziehung

ALSFELD . Es kommt zuweilen auch im Amateurfußball nicht mehr so oft vor, dass Spieler einem Verein lange erhalten bleiben. Erst recht nicht, wenn sie sich im besten Fußballer-Alter befinden. René und Roman Brenneis gehören allerdings zu der Sorte Fußballer, die sich vereinstreu nennen dürfen. Die beiden Brüder kicken seit dem Winter der Saison 2010/2011 gemeinsam beim Alsfelder Kreisoberligisten SV Leusel.

Es ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, die die Geschwister, die gerade einmal 13 Monate Altersunterschied trennen, verbindet. Seit Kindesbeinen an teilen sie die Leidenschaft für den Fußball. Auf überregionaler Ebene legte ihr Vater ihnen die Leidenschaft für den FC Bayern München in die Wiege. Aber nur zuschauen reichte ihnen nicht. Alternativen zum Fußball waren, wie René, der Ältere der beiden, betont, rar gesät - und auch keine wirkliche Alternative.

Das Kicken lernten beide quasi vor der Haustür, beim SV 06 Alsfeld. Sie durchliefen sämtliche Jugendabteilungen, wobei die Positionen auf dem Feld unterschiedlich waren. ,,Angefangen habe ich im Tor und bin dann im zweiten Jahr auf die Verteidigerposition vorgerückt. Im Laufe der Zeit habe ich immer wieder zwischen diesen beiden Positionen gewechselt", sagt Roman Brenneis. René dagegen stand von Anfang an auf dem Feld, wo er sich auf der rechten Außenbahn, ganz gleich ob in Abwehr oder Mittelfeld, am wohlsten fühlt. Die Wege der Brüder trennten sich in den folgenden Jahren nie. Als Roman in der A-Jugend kickte und René bereits seine ersten Erfahrungen im Seniorenbereich sammelte, kam die Anfrage aus dem Nachbarort.


Roman Brenneis

,,Alsfeld hatte zu dieser Zeit eine Jugendspielgemeinschaft mit Leusel. Es war eine schwere Zeit im Alsfelder Fußball und deshalb konnte und wollte ich das Angebot, bei einem Kreisoberligisten zu spielen, nicht ausschlagen", erinnert sich Roman. ,,Es war allerdings kein großer Plan von mir und René gemeinsam nach Leusel zu gehen. Das hat sich vielmehr so ergeben." Im Winter 2010 wechselten beide schließlich zu den Grün-Weißen, gemeinsam mit Teamkollege Mirko Bambey, der ebenfalls bis heute der Sportvereinigung treu geblieben ist. Der Wohlfühlfaktor ist dabei für beide, die gemeinsam unter dem Dach der Eltern in Alsfeld leben, ein gemeinsamer und wichtiger Nenner. ,,Die Mitspieler sind nahezu im selben Alter, und wir verstehen uns gut miteinander", unterstreicht René Brenneis. Roman pflichtet ihm bei. ,,Ich bin kein Typ, der irgendwo hingeht, wo es vielleicht sportlich besser läuft oder ich Geld verdienen könnte. Ich spiele lieber da, wo es mir am meisten Spaß macht und das ist in Leusel. Gerade weil wir hier mit vielen Kumpels gemeinsam spielen können."


Natürlich spielt auch der sportliche Aspekt eine Rolle. ,,Wir hatten uns für die Saison mehr vorgenommen und hängen etwas hinter den Erwartungen zurück. Aber die Beteiligung und der Eifer im Training sind genauso hoch, wie zu Beginn der Saison", erläutert René die momentane Situation und lobt zugleich Trainer Ertac Caliskan. ,,Er ist der beste Trainer, den ich jemals hatte. Er hat viel zu meiner Weiterentwicklung beigetragen", so René, der seine Stärken im Tempodribbling und seiner Zweikampfstärke sieht. ,,Im Torabschluss und dem Kopfballspiel kann ich aber noch an mir arbeiten", schiebt der 25-jährige, der bislang 20 der 21 Saisonpartien absolviert und dabei zweimal getroffen hat, nach. Bruder Roman kommt auf 14 Einsätze, auch weil ihn eine Entzündung in beiden Patellasehnen ausbremste. Auch steht er positionstechnisch weiter zwischen den Stühlen. ,,In Leusel habe ich erst als Verteidiger gespielt. Wegen Knieproblemen habe ich mich aber dann wieder ins Tor gestellt. Mir macht es auf dem Feld aber mehr Spaß und ich sehe die Position zwischen den Pfosten eher als Notlösung. Wegen meiner Verletzung trainiere ich deshalb derzeit viel, um wieder auf dem Platz, statt im Tor zu stehen", so der 24-Jährige, der deswegen seit November kein Spiel mehr absolviert hat.



René Brenneis

Doch nicht nur die gemeinsamen Aktivitäten auf dem Fußballplatz verbindet die beiden. ,,Wir sind praktisch wie Zwillinge, haben sogar den selben Freundeskreis", beschreibt Roman die enge Verbindung. ,,Im Sommer unternehmen wir gemeinsame Mountainbike-Touren durch die Berge. Im Winter gehen wir entsprechend gemeinsam Skifahren", erklärt René die sportlichen Hobbys der beiden. Es passt also kein Blatt Papier zwischen das Leuseler Brüderpaar. Rivalitäten oder Reibereien, wie sie unter Brüdern ab und an vorkommen können, sind deshalb selten im Hause Brenneis. ,,Ich weiß gar nicht, wann wir uns das letzte Mal gestritten haben", überlegt Roman und René fügt hinzu. ,,Selbst wenn. Das hält nie länger als zwei oder drei Tage an." Wegen den verschiedenen Positionen und dem geringen Altersunterschied der beiden gibt es auch keine Hierarchie, stattdessen geben sich beide gegenseitig Tipps auf- und abseits des Platzes und unterstützen sich. Deswegen gibt Roman auch unumwunden zu: ,,René ist der bessere und filigranere Fußballer. Dafür sehe ich meine Vorteile im Stellungsspiel und Spielverständnis. Außerdem bin ich körperlich vielleicht etwas robuster."

Wie lange der gemeinsame Weg noch andauern wird, vermögen beide nicht zu prognostizieren. ,,Es wäre schon einen Versuch wert, höherklassig zu spielen. Aber das muss auch nicht sein, solange ich mich hier so wohl fühle", wirft René einen kurzen Blick in die Glaskugel. Solange das Umfeld und der Spaß also so bleiben wie derzeit, ist nicht abzusehen, dass sich ihre Wege trennen und nur einer der beiden Brenneis-,,Zwillinge" für den SV Leusel auflaufen wird.



Aufrufe: 019.3.2016, 08:03 Uhr
Tim Georg (Oberhessische Zeitung)Autor