2024-04-29T14:34:45.518Z

Vereinsnachrichten
Klawon an der Seitenlinie
Klawon an der Seitenlinie

René Klawon gibt zum zweiten Mal Trainerposten ab

Beim Buxtehuder SV soll es auch ohne Klawon an der Seitenlinie laufen

Zum jetzigen Saisonende hat René Klawon seinen Trainerjob beim Landesligisten Buxtehuder SV abgetreten. Zum zweiten Mal, am liebsten für immer, denn das bedeutete, dass es gut läuft beim BSV. Ein Rückblick mit Blick in die Zukunft.

Er muss schon als Institution genannt werden in der Fußballabteilung des Buxtehuder SV. Seit 40 Jahren ist René Klawon am Ball und an der Seitenlinie. Im Hintergrund hält er mit seinen Helfern die Abteilung am Laufen, so gut es geht, in einem Breitensportverein, wo der Fußball nicht den höchsten Stellenwert genießt.

Der bald 52 Jahre alte René Klawon hat als Zwölfjähriger beim Buxtehuder SV mit dem Kicken angefangen. Als Erwachsener wurde er von BSV-Trainerikone Wolfgang Nitschke trainiert. Der machte Klawon später auch zum Trainer der Oberligareserve in der Bezirksliga. Und als Nitschke abtrat, übernahm Klawon. So der Kurzabriss des Klawonschen BSV-Daseins, das ihn aber viel Zeit kostet und beizeiten noch mehr Nerven. "Natürlich habe ich mich schon des Öfteren gefragt: Warum tue ich mir das noch an?", sagt Klawon. Aber er sei mit Herzblut am Ball und letztlich überwiegen die positiven Dinge, so Klawon. "Außerdem", stellt Klawon fest, "stecke ich da so tief drin, dass ich da auch nicht so schnell rauskomme." Da spricht das Verantwortungsgefühl. Und die Frage: Wer sollte es dann machen?

Der Buxtehuder SV soll weiterhin gute Leistungen bringen – auch ohne Klawon als Trainer

Die Fußballehe zwischen Klawon und dem BSV begann 2003, als er Trainer der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga wurde. Zuvor hatten sich die Trainer der Reserve die Klinke in die Hand gegeben. Seinerzeit ein unliebsamer Job. Die Spieler wollten lieber Erste spielen, und die besseren mussten oft abgegeben werden. Klawon, immerhin dreimal Herbstmeister, nahm den Job an und stand für solide gearbeitete Konstanz.

Als die erste Mannschaft 2008 nach vier Jahren in der Oberliga abstieg, war das der Anfang vom Ende der Ära Nitschke. Der Großteil der Leistungsträger verließ die Mannschaft. Im Folgejahr lief es damit auch nicht in der Landesliga, die verbliebenen Leistungsträger verließen ebenso das sinkende Schiff. Am Ende schmiss auch Nitschke hin. Nach dem Doppelabstieg in die Bezirksliga stand der BSV-Fußball kurz vor der Versenkung im Nichts. Klawon übernahm die Verantwortung. Der BSV startete mit 30 Spielern und zwei Mannschaften in zwei Staffeln der Bezirksliga. Die zweite Mannschaft verabschiedete sich so sang- und klanglos in die Kreisliga. Klawon arbeitete am Neuaufbau der Ersten. Holte Verstärkungen - und vor allem startete er die Rückholaktion aller abgewanderter Leistungsträger mit BSV-Identifikation. Im zweiten Jahr verpasste der BSV den Landesliga-Aufstieg denkbar knapp. Im dritten Jahr war’s geschafft. Wiederum zwei Jahre später feierte die Mannschaft nach einer spektakulären Saison die Meisterschaft und die Rückkehr in die Oberliga. "Wir hatten einfach eine super Stimmung in der Truppe", sagt Klawon. Der BSV sei nicht die beste Mannschaft in der Landesliga gewesen, wurde aber von der entfachten Euphorie getragen. Zu den Spitzenspielen kamen seinerzeit bis zu 400 Zuschauer.

"Bitter war es dann nach dem Oberliga-Aufstieg", sagt Klawon. Er hatte vorausgesagt, dass sich der wahre Charakter der Spieler bei Niederlagen zeigt. Es gab viele Niederlagen. Er, der sich auch immer als Freund der Spieler versteht, hatte nun Streitigkeiten und musste unliebsame Entscheidungen treffen. "Aber am Ende haben wir den Klassenerhalt geschafft", sagt er und räumt zugleich ein: "Natürlich hatten wir auch das Glück, dass es noch schlechtere Mannschaften gab."

Nach dieser nervenaufreibenden Saison trat Klawon, der als Teammanager auch im Hintergrund wirbelt, zurück. Er präsentierte Sven Timmermann. Der brachte neuen Schwung in die Mannschaft. Trotzdem spielte der BSV nur gegen den Abstieg, spielte aber eine mitreißende Rückserie, auch dank des Glücksgriffs und Torgaranten Mustafa Karaaslan.

Im dritten Oberligajahr muss Klawon eine seiner bittersten Entscheidungen treffen und erlebt seinen ersten Abstieg als Trainer. Der BSV schaffte es nicht, an die starke Rückserie der Vorsaison anzuknüpfen. Nach sieben sieglosen Spielen entschieden die Verantwortlichen, sich von Timmermann zu trennen. Klawon traf die Entscheidung mit, wollte und konnte seinem Trainer dies aber nicht mitteilen. "Ich ging erst zu ihm, als er es wusste", sagt Klawon. Dabei sei schon die eine oder andere Träne geflossen. Klawon übernahm wieder als Trainer und stieg ab. "Im Nachhinein kann man sagen, wir hätten auch mit Timmermann weitermachen können", sagt Klawon, "aber uns hätte man das vorgeworfen."

Klawon (links) gilt als eine Institution des Buxtehuder Fußballs
Klawon (links) gilt als eine Institution des Buxtehuder Fußballs

Vor der jetzigen Landesligasaison wurde erwartet, Klawon sucht einen neuen Trainer. Das sei beim BSV aber nicht so leicht, sagt Klawon. Die BSV-Truppe sei schon immer "sehr speziell" gewesen und da müsse man erst mal einen passenden Trainertyp finden. Zudem könne sich der BSV schlicht nicht jeden Wunschtrainer leisten. "Wir haben einfach nicht die Möglichkeiten", sagt Klawon. Er selbst arbeite für "einen Appel und ein Ei". Und wenn er sich in seinem Job im Außendienst nicht die Zeit selbst einteilen könnte, könnte er den ganzen Aufwand auch nicht betreiben. Klawon macht kein Geheimnis daraus, dass er meint, der Fußball werde im BSV eher als Nischenabteilung behandelt.

"Eine Stadt wie Buxtehude müsste eigentlich Oberligafußball haben", sagt Klawon. Dies koste in der heutigen Zeit "aber leider" Geld. Da müsste sich auch der Verein positionieren, sofern der das wollte.

Kurzfristig plagen Klawon und die anderen Verantwortlichen, wie Abteilungsleiter Karl-Heinz auf’m Kampe und Thorsten Pohl, die Trainersuche für die Zweite. Auch, dass die Kreisligamannschaft die mögliche Meisterschaft "vergurkt hat", regt Klawon auf.

Trainer Muharrem "Momo" Tan, der die Kreisligamannschaft vor der Saison übernommen hatte, wollen die BSV-Verantwortlichen nun die Landesligamannschaft anvertrauen. "Eine Gemeinschaftsentscheidung", sagt Klawon. Alle waren sich einig, dass eine Veränderung guttun könnte. Klawon war wichtig, dass die Spieler mit der Personalie einverstanden sind und fragte bei jedem nach. Menschlich passe Momo gut zum BSV. Klawon hofft, dass der Neue mit der jungen Mannschaft auch einen guten Trainerjob in der Landesliga macht.

Ansonsten könnte es durchaus passieren, dass der Teammanager auch nach seinem zweiten Trainerrücktritt nochmals einspringt. Das sagt und denkt Klawon zwar nicht. Aber die Feststellung, dass ihm der Trainerjob zusammen mit seinem Schwager Vincent Murray "zuletzt wieder richtig viel Spaß" gemacht habe, sagt einiges aus. In dem Fall, dass er wieder einspringen müsste, wüsste er, was seine Kritiker, die seine Trainerfähigkeiten gern mal infrage stellen, davon hielten. Aber er will ja nur eins: dass es läuft.

Aufrufe: 026.5.2018, 11:30 Uhr
Tageblatt / Von Jan BröhanAutor