2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Rasierer, Biernot und Hausparty: Theesens Meisterfeier!

Der VfL Theesen II hat am letzten Spieltag die Meisterschaft in der Kreisliga B2 Bielefeld klar gemacht. Wir haben mit VfL-Coach Jens Horstmann über die vergangene Saison, die Aufstiegsfeier und über seine Zukunft und des Vereins gesprochen.

Am 30. und letzten Spieltag der Kreisliga B 2 Bielefeld, reiste die Reserve vom VfL Theesen zum Tabellenführer nach Solbad Ravensberg. Mit einem Sieg konnten die Theesener an diesem Tag buchstäblich noch die Meisterschaft für sich entscheiden, obwohl die Ravensberger seit dem dritten Spieltag unangefochten an der Tabellenspitze standen. Diese Geschichten schreibt tatsächlich nur der Fußball.

Die Theesener hatten in der Rückrunde einen unfassbaren Lauf und mit einem 4:1 Sieg gegen Solbad Ravensberg konnte die Mannschaft von Jens "Hoshi" Horstmann letztendlich den Meistertitel und den Aufstieg in die A-Liga feiern. Unser Redakteur Jan-Philipp Kaul hat mit dem 34-jährigen VfL-Coach gesprochen und diese kuriose Saison mit ihm rekapituliert:

Grüß dich Jens, erzähl mal... was war das für eine verrückte Saison? Zweiter, Dritter, Zweiter, Dritter, Zweiter, Dritter... und am Ende dann plötzlich Erster? Hast du da so mit gerechnet?

Jens Horstmann: "Grüß dich! Ja, ich sah von Anfang an Potenzial in der Mannschaft. Wir sind eine relativ junge Truppe (Durchschnittsalter 23,66). Letztes Jahr sind wir fünfter geworden, das war beschissen. Jeder hat am Ende gesagt, dass wir zulegen müssen und wir dann etwas reißen können. Wir müssen ehrlich dazu sagen, dass wir neun Punkte hinter Ravensberg waren. In der Rückrunde war es zunächst das Gleiche. Es gab eigentlich keine Mannschaft die so richtig konstant war. Es gab zwar mehrere Teams, die Ambitionen hatten, dass es bei uns aber am Ende geklappt hat, war auch ein wenig Glück. Wir sind in die Rückrunde eigentlich schlecht reingekommen. Vor allem fehlte die Mentalität. Das war vielleicht der Nachteil der jungen Truppe. Die nötige Erfahrung hat gefehlt. In den letzten acht Spiele haben wir dann aber 22 von 24 Punkten geholt und das war entscheidend. Nach der Rückrundenniederlage gegen SC Bielefeld 2 hat sich so‘n Wandel vollzogen. Jeder hat versucht nochmal was draufzupacken. Solbad Ravensberg hat sich dann gegen Türksport Steinhagen den erhofften Patzer erlaubt. Es ist wirklich alles sehr kurios gelaufen, aber wir wollten da sein, wenn die Möglichkeit besteht. Mit 65 Punkten war das sicherlich auch keine überragende Meistersaison. Wir waren sozusagen der Einäugige unter den Blinden (lacht). Wir sind eine sehr junge Mannschaft. Von 11 Leuten waren 7 aus der eigenen Kreisligajugend. Das war ja auch die Herangehensweise. Wir wollten diesen Aufsteig aus eigener Kraft schaffen. Wir hatten das nötige Glück und hinten raus absolut verdient gehabt."

Musstet ihr denn mal Jungs an die Erste abgeben? Also seid ihr auch eine Art Backup?

Horstmann: "Dazu muss man ganz klar sagen, dafür sind die Ligen zu weit auseinander. Es gibt ein bis zwei Kandidaten, die den Sprung schaffen könnten. Das Ziel war es ja auch die Zweite in die A-Liga zu bringen. Von der A-Liga bis zur Westfalenliga ist dann der Abstand auch nicht mehr so groß. Das ist dann auch für Jugendspieler attraktiver. Grundsätzlich kann man aber sagen, da wird’s keinen enormen Durchlauf geben. Die Zweite ist eher eine Mannschaft aus Theesenern. Das ist die Mannschaft der Einheimischen!"

Und die Einheimischen haben dann am letzten Spieltag alles auseinander genommen?

"Beim letzten Spieltag waren es wirklich überragende 90 Minuten. Für Ravensberg war es aber schon bitter. Ich habe ein Hauch von Mitgefühl. 25 Spieltage bist du Erster und wirst am Ende eingeholt. Nicht, dass ich jetzt den Aufstieg eintauschen wollen würde, aber ich kann auch Mitleid empfinden."


Wie sah denn die Meisterschaftsfeier aus?

"Die letzten Wochen waren schon geil, auch wie alle durchgezogen haben. Wir waren auf einmal wieder 22 Mann beim Training. Die Meisterschaftsfeier war überragend. Wir waren mit Bus in Solbad – keiner hat geduscht, wir haben nur gefeiert und getrunken. Dann sind wir nach Theesen gefahren und irgendwer zog 'nen Rasierer aus der Tasche. Dann hat sich das halbe Team die Haare kürzer gemacht. An mir ist die Sache zum Glück vorbeigegangen, auch wenn mein Haaransatz das begrüßen würde, so'n Radikalschnitt (lacht). Um Mitternacht war das Bier alle. Wir sind dann erstmal in die Kabine, ich bin nachhause gefahren und habe ein paar Flaschen Rum und Whiskey geholt. Dann habe ich bei der Tankstelle die Cola-Vorräte leer gekauft. Bis 3 Uhr haben wir dann weitergefeiert und um 12 Uhr morgens standen die ersten Spieler vor meiner Tür. Ich habe nämlich mal gesagt, dass wenn wir Meister werden, die Jungs jeden Tag bei mir saufen können. Bis 14 Uhr waren wir dann 14 Leute und saßen dann am Montag bis Abends nochmal zusammen. Ein paar Hartgesottene haben tatsächlich bis Dienstagmorgen durchgezogen. Von draußen hörte ich dann morgens: Ey, lass uns doch mal bei Hoshi klingeln. Ich musste halt arbeiten und dachte, wenn ich jetzt die Tür aufmache dann werd‘ ich sie nicht mehr los (lacht)."

Sehr, sehr stark! Gibt's personell jetzt irgendwelche Änderungen? Kommen neue Leute, hauen welche ab?

"Ja, also Jan Stellbrink und Timo Traphöner gehen zum TuS Brake. Unser Vize-Kapitän Simon Ferling zieht mit seiner Freundin nach Minden. Jan Roeth hört auf und wird Jugendtrainer. Pascal Vorderbrügge, unser Top-Torjäger, wechselt nach Pödinghausen. Nico Sander geht für ein Jahr ins Ausland. Es gibt dafür schon einige Neuzugänge, wie Rojat Önen von TuS Brake Bielefeld II oder Manuel Heeren vom Bielefelder SV West II. Für die kommende Saison sind wir daher gut aufgestellt, dann übernimmt Sascha Becker, der ist Jugendtrainer bei Theesen. Die Zusammenarbeit mit Andreas Brandwein, dem Co-Trainer Fynn Bergmann und dem sportlichen Leiter Heinz-Werner Stork war auch immer super. Die fanden es gut wie wir es gemacht haben. Wenn Bedarf bestand konnte man immer mit den Leuten reden.“

Und jetzt verlässt du im Sommer den Verein und wechselt zum TuS Dornberg richtig?

"Ja genau...nach vier Jahren jetzt zu gehen ist mir nicht leicht gefallen. Da hat die Chemie schon sehr gepasst. Klar gab es auch immer Ungereimtheiten - wie in jeder guten Beziehung. Darüber kann man reden solang man will, wie geil es einfach ist Meister zu werden, dann hat man auch immer wieder Bock drauf. Auch auf Malle, das war ne verlängerte Meisterfeier. Das hat man den Jungs auch angesehen, wie sehr die das genossen haben. Die waren unglaublich glücklich, so wie ich auch. Es waren schon sehr, sehr tolle Jahre und so'n Abschluss, das klingt ja schon fast nach Hollywood-Film. Das werd' ich mein Leben lang nicht vergessen!"

FuPa Ostwestfalen wünscht VfL Theesen II und Jens "Hoshi" Horstmann viel Erfolg in der nächsten Saison!

Aufrufe: 013.6.2019, 15:00 Uhr
Jan-Philipp Kaul / FuPaAutor