2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht

Ramadan: Kicker gehen an ihre Grenzen

Der Fastenmonat macht einigen Fußballern schwer zu schaffen

In diesem Jahr fällt der Fastenmonat Ramadan mitten in die Vorbereitung der Amateurfußballer auf die neue Saison. Für Trainer und viele Spieler muslimischen Glaubens ist dies bei den aktuellen Temperaturen keine einfache Situation.

Wer am vergangenen Samstag den Super-Cup zwischen Borussia Dortmund und Bayern München verfolgt hat, der musste sich über einen verfrühten Halbzeitpfiff wundern. Nach rund 22 Minuten schickte der Schiedsrichter die 22 Akteure vom Feld. Und zwar aus gutem Grund. Bei Temperaturen über 30 Grad hatten sich die Teams bereits im Vorfeld darauf geeinigt, in jeder Halbzeit eine Trinkpause einzulegen.

Dass die Zufuhr von Wasser beim Sport bei der aktuellen Hitzewelle dringend erforderlich ist, wird jeder Sportmediziner bestätigen. Doch es gibt Menschen, die darauf verzichten. Der Hintergrund ist religiös. In diesem Jahr fällt der Fastenmonat Ramadan mitten in die Vorbereitung der Amateurfußballer. Dies bedeutet, dass sie vom Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang nichts Essen und Trinken dürfen.

Bei den zeitweise tropischen Temperaturen sind viele Kicker muslimischen Glaubens derzeit im Zwiespalt. "Früher habe ich mich streng an die Fastenzeit gehalten. Aber heute habe ich einen Job, der von mir schwere körperliche Arbeit erfordert. Da geht es einfach nicht", sagt Hakan Isik, Kapitän des A-Ligisten des TuS Drevenack.

Der Routinier ist Anlagentechniker und muss daher ohnehin täglich bei hohen Temperaturen arbeiten. "Da muss ich sehr konzentriert zu Werke gehen. Wenn ich nichts trinken würde, wäre es nicht zu leisten", meint Isik, der aber vor Jedem den Hut zieht, der sich an das Fastengebot hält. "Wenn ich Urlaub habe oder zuhause bin, ziehe ich es auch durch. Für jüngere Menschen, die noch nicht im Berufsleben stehen, ist das alles noch etwas einfacher. Es ist unsere Religion, das respektiere ich. Aber ich faste nicht um jeden Preis."

Mohammed Öztürk spielt mit Hakan Isik in einer Mannschaft. Er ist einer von den jüngeren Spielern im Team, die noch nicht im Beruf sind. Öztürk will sich aber auch in Zukunft an das Fastengebot halten. "Letztlich muss es jeder selbst wissen. Aber für mich ist die Religion sehr wichtig. Ich habe das von meiner Familie immer vorgelebt bekommen. Solange mein Körper es mitmacht und ich gesund bleibe, werde ich mich dran halten", sagt der 19-Jährige, der aus der A-Jugend der TuS Drevenack kommt und nun vor seiner ersten Saison bei den Senioren steht.

Öztürk hat sein Abitur mit dem Leistungskurs Sport gemacht. Er ist also fit. Trotzdem fällt ihm die Vorbereitung aktuell sehr schwer. "Wir machen momentan natürlich sehr viel Ausdauertraining. Das ist schon sehr hart. Aber meine Mitspieler und auch der Trainer haben Verständnis dafür. Ich darf bei langen Läufen mein eigenes Tempo laufen", sagt Öztürk.

Sein Trainer ist Frank Saborowski. Er weiß um die besondere Situation seines Youngsters. Und er nimmt tatsächlich Rücksicht darauf. "Ich achte darauf, dass er sich nicht übernimmt. In den Vorbereitungsspielen lasse ich Mohammed maximal eine Halbzeit lang spielen. Wir müssen darauf ein Auge werfen", sagt der Coach.

Seit vier Jahren hält sich Mohammed Öztürk an die Vorgaben des Ramadan. Neidisch auf die Kollegen, die beim Training durstig zur Trinkflasche greifen, ist er nicht mehr. "Ich kann damit gut umgehen und darf mir ja auch wenigstens den Mund ausspülen. Irgendwie geht das schon. Bei aller Liebe zum Fußball würde ich lieber auf eine Vorbereitung als auf den Fastenmonat verzichten", sagt der 19-Jährige.

Aufrufe: 031.7.2013, 13:00 Uhr
Rheinische Post / Daniel BrodhuhnAutor