2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Boor
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LANDKREIS. Nach dem frühen Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft steht Vieles auf dem Prüfstand - auch das Konzept des Public Viewing. Schon bei den vergangenen Welt- und Europameisterschaften stellten die Veranstalter fest, dass der Zuspruch abnimmt.

"Fanmeilen in der Region begrüßen immer weniger Zuschauer", titelte das TAGEBLATT während der EM 2016. Damit lagen die Public-Viewing-Locations in der Region im Bundestrend.Diesmal zeichnet sich ein noch dramatischeres Bild. In der Lagerhalle des Baufachzentrums Hasselbring in Stade verfolgten teilweise nur 600 Menschen die Deutschlandspiele vor der 28 Quadratmeter großen Leinwand. "Das ist eine Katastrophe", sagt Prokurist Marco Hartlef. Vor zwei Jahren seien noch um die 1000 Zuschauer zu Gast gewesen, beim WM-Gewinn 2014 sogar bis zu 2000 Menschen. Wie ist der Rückgang zu erklären? "Ich glaube, dass Public Viewing heute nicht mehr die Art ist, Fußball zu gucken", sagt Hartlef. Was bei der Heim-WM 2006 im großen Stil begann, scheint inzwischen ein Auslaufmodell zu sein.

Das werde dadurch begünstigt, dass Fernseher und Beamer immer günstiger würden und sich das gemeinsame Fußballgucken auf mehrere Standorte verteile, sagt Hartlef. Er geht davon aus, dass es zum nächsten Turnier, der EM 2020, wohl kein Public Viewing mehr bei Hasselbring geben werde. Zwar erhofften sie sich dort einen Werbeeffekt durch das Angebot, andererseits seien die Auflagen der Stadt und die Kosten hoch, was sich bei nur noch 600 Zuschauern nicht mehr lohne. Das Unternehmen hatte seit der WM 2006 alle Deutschlandspiele gezeigt. "Wir können uns vorstellen, dass wir statt dem Public Viewing andere Aktionen starten werden", sagt Hartlef.

Auch auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg hat der Abbau des "Fan Parks" begonnen. "Wir haben unmittelbar nach Spielende damit angefangen", sagt Veranstaltersprecherin Sabine Vogt. "Die Enttäuschung war natürlich riesengroß." Rund 20000 Fans hatten am Mittwoch das erste Vorrunden-Aus der deutschen WM-Geschichte miterlebt. Veranstalter Uwe Bergmann hatte von Beginn an angekündigt, im Fan-Park auf St. Pauli nur Spiele der deutschen Mannschaft zu zeigen.

Vor Beginn der Partie herrschte noch ausgelassene Stimmung auf dem maximal 40000 Besucher fassenden Platz vor der 126 Quadratmeter großen LED-Wand. Etwa 20000 Fans waren trotz der frühen Anstoßzeit um 16 Uhr gekommen. "Die Sonne schien und man hatte endlich das Gefühl, dass das alte Fanfestfieber wieder zurückkehrt", sagt Vogt. Veranstalter Bergmann nehme das frühe Ende trotz der hohen fünfstelligen Summe, die als Minus bleibe, aber "sportlich" - dann sei es "eben ein Mal nicht so gut gelaufen" wie bei vergangenen Turnieren. Der Abbau des Fansparks sollte in etwa einer Woche über die Bühne gegangen sein.

Aufrufe: 029.6.2018, 13:00 Uhr
Tageblatt / Tim ScholzAutor