2024-04-30T13:48:59.170Z

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Prominenter Zugang in Striesen

Horst Rau kommt aus Heidenau zur Sportgemeinschaft. Der Vater erzielte eines der wichtigsten Europapokal-Tore für Dynamo.

Horst Rau jr. gibt in Heidenau nicht nur die Kapitänsbinde ab. Nun spielt der 29-Jährige für Striesen. Foto: Förster

Paukenschlag bei der SG Dresden Striesen. Der Absteiger aus der Fußball-Landesklasse präsentiert seinen ersten Neuzugang für die kommende Saison: Horst Rau jr. „Damit schließt sich der Kreis, ich bin zurück in Dresden“, schmunzelt der 1,94 m große Schlaks. Vor zwei Jahren spielte der 29-Jährige noch in der Regionalliga für den VfB Auerbach, wechselte danach zum Landesligisten Heidenauer SV. Dort war er Kapitän, spielte an der Seite der Ex-Dynamos Robert Scannewin (geht wohl nach Laubegast) und Torhüter Axel Mittag eine ordentliche Serie.

Beraten wird Horst Rau, wie sollte es anders sein, von seinem Vater. Horst Rau sen. Der 67-Jährige besucht immer noch regelmäßig die Spiele seines Juniors, egal in welcher Liga der unterwegs ist. „Wir haben ein sehr enges Verhältnis“, sagt Horst Rau jr. Der Vater spielte von 1968 bis 1974 für Dynamo, bestritt u. a. elf Europapokalpartien. Unvergessen ist sein Tor im Turiner „Stadio Comunale“ im Oktober 1973. Nach einem 2:0-Sieg in Dresden war Dynamo im Rückspiel frühzeitig in Rückstand geraten. Rau sorgte für den Ausgleich. Die Dresdner verloren am Ende mit 2:3, zogen aber in die nächste Runde ein, wo der spätere EC-Sieger Bayern München wartete (3:4, 3:3).

Später machte sich Rau sen. als Aufstiegstrainer einen Namen, sorgte 1986 mit Bischofswerda für eine Sensation, als er „Fortschritt“ in die DDR-Oberliga führte. „Ein tolles Jahr, zumal mein Sohn geboren wurde und wir in der Abstimmung zur Mannschaft des Jahres vor Dynamo Dresden einkamen“, blickt der Vater zurück. Der Sohn trat schnell in die Fußstapfen seines Papas und war im Nachwuchsbereich als torgefährlicher Stürmer unterwegs. „Da wir etwas abgeschieden wohnten, spielte ich als Kind immer da, wo mein Vater gerade als Trainer arbeitete. Natürlich auch bei Dynamo.“

Als Spieler war er aber nur einmal unter den Fittichen des Vaters aktiv – bei Budissa Bautzen. In der Spreestadt nahm Horst Rau jr. ein Studium auf (Bankwirtschaft mit Diplom), stieg später mit Germania Halberstadt in die Regionalliga auf. „Die Spieler waren bei einem Großsponsor angestellt, mussten 20 bis 25 Stunden in der Woche arbeiten. So war es möglich, zweimal vormittags und viermal am Nachmittag zu trainieren.“

Halbprofi bis zur Verletzung

In den Genuss dieser Halbprofi-Bedingungen kam er aber nur bis Anfang 2012. „Ich hatte mir eine schwere Knieverletzung zugezogen und erhielt in der Winterpause das Signal, dass der Verein für die kommende Saison nicht mehr mit mir plante. Da kam das Angebot aus Auerbach genau richtig.“ Und auch mit dem VfB stieg er in die 4. Liga auf. „Zwei Aufstiege in zwei Jahren, das war ein schönes Gefühl.“

Die Auerbacher Bedingungen waren allerdings mit denen von Halberstadt nicht vergleichbar: „Ich bekam oft zu hören, dass man in der Regionalliga gutes Geld verdienen kann. Sicher gibt es solche Klubs, aber in Auerbach war es eher ein gutes Taschengeld. Leben konntest du mit deiner Familie davon nicht. Ich habe in Auerbach in der Stadtverwaltung gearbeitet, im Fachbereich Finanzen.“

Anfang 2015 reifte der Entschluss, in die Heimat zurückzukehren, „obwohl die Auerbacher den Vertrag verlängern wollten“. Horst Rau, inzwischen Vater der kleinen Clara (3), begab sich in Dresden auf Wohnungssuche und wurde im Stadtteil Striesen fündig. „Auch mit dem Job hat es gut funktioniert. Ich arbeite jetzt im Stadtplanungsamt in der Abteilung Finanzen und Fördermittel.“ Die sportlichen Betätigungsmöglichkeiten waren aber eher überschaubar. Immerhin meldete Oberligist Bischofswerdaer FV Interesse an. Kein Wunder, arbeitete Horst Rau sen. doch dreimal erfolgreich als Trainer in Schiebock. „Ja, das hätte schon etwas gehabt“, sagt der Junior schmunzelnd. Letztlich entschied er sich aber für den Heidenauer SV. „Ich wollte nicht wieder ständig im Auto sitzen, um zum Training beziehungsweise nach Hause zu fahren.“ In Striesen kann er nun zum Training laufen oder mit dem Rad fahren.

Aufrufe: 05.7.2016, 11:51 Uhr
Jürgen SchwarzAutor