Profi-Scouting für Amateure
Mit „Amateurscout.de“ will Mark Elbracht eine neue Scout-Plattform an den Start bringen. Erste Berichte über den FC Gütersloh liegen vor. Beobachter gesucht
Mark Elbracht möchte den Amateurfußball ein Stück weit professioneller gestalten. Aus diesem Grund initiierte er in der Saison 18/19 eine Scouting-Kampagne. Was klein begann und im Wesentlichen von ihm als Einzelperson betrieben wurde ist mittlerweile gewachsen – so soll mit Beginn der anstehend Amateursaison sein Portal „Amateurscout.de“ an den Start gehen. Über die Website werden künftig Scout-Berichte vertrieben. „Auf diese Weise wird Amateurtrainern Arbeit abgenommen“, ist sich Elbracht sicher. „Sie müssen nicht mehr selbst rausfahren, um den nächsten Gegner zu beobachten.“ Gerade weil im Amateurfußball Trainer häufig noch einem Hauptberuf nachgehen, bleibe nicht viel Zeit eigenes Scouting zu betreiben.
Das Portal wird zunächst ausschließlich im Land NRW betrieben, auch der Kreis Gütersloh ist abgebildet. Etwa drei Wochen vor Saisonbeginn soll „Amateurscout.de“ vollumfänglich nutzbar sein. Erste Berichte, so beispielsweise über den FC Gütersloh, sind bereits abrufbar. Die sogenannten Amateurscouts beobachten verschiedene Spiele und erstellen anhand von unterschiedlichen Kategorien einen umfassenden Scout-Bericht zu einer Mannschaft. Details zu Spielern, Angriffsverhalten eines Teams oder das Verhalten bei Standardsituationen werden detailgetreu beschrieben.
Mark Elbracht war lange Zeit selbst Amateurfußballer und Trainer. Bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund spielte er unter anderem mit den Brüdern Tim (heute Trainer bei Viktoria Rietberg) und Dennis Brinkmann zusammen. „Später als Trainer merkte ich, dass ich bedingt durch meinen Beruf im Steuerbüro innerhalb der Woche kaum noch Zeit dafür hatte, um überhaupt Trainingseinheiten mit Leben füllen zu können. An Scouting der Gegner war gar nicht erst zu denken“, beschreibt der 46-Jährige ein Problem, vor dem seiner Meinung nach viele Amateurtrainer stehen. „Irgendwann kam sogar der Punkt, an dem ich aufhören musste.“
Da Elbracht aber „durch und durch Amateurfußballer“ ist, blieb er dem Sport in seiner Freizeit weiter treu. „Statt als Trainer auf der Bank, saß ich jetzt am Spielfeldrand und habe mir zahlreiche Amateurspiele angeschaut. Irgendwann kam ich dann auf die Idee für andere Trainer zu scouten.“ Die Nachfrage nach den Berichten sei stetig gestiegen. „Mittlerweile sind wir sechs bis sieben Scouts und sogar der RSV Meinerzhagen mit Nuri Sahin aus der Oberliga ordert regelmäßig unsere Berichte.“
Aktuell ist Mark Elbracht auf der Suche nach Amateurscouts im Kreis Gütersloh. Mitmachen kann jeder. Von der Kreisklasse bis zur Oberliga sind Scouting-Berichte erwünscht. „Niemand muss dafür über eine Trainerlizenz verfügen“, so Elbracht. „Natürlich muss man ein Spiel lesen können. Aber solange alle vorgegebenen Kategorien umfangreich beschrieben werden, reicht das vollkommen aus.“ Eingereichte Berichte würden „selbstverständlich“ von ihm und seinem Team vor Veröffentlichung umfänglich geprüft werden. Die Bezahlung erfolge über die Vereine, die Scouting-Berichte letztlich anfordern. Pro verkauftem Bericht bekomme der jeweilige Autor anteilig Geld. Interessenten können sich über die Sozialen Netzwerke über „Amateurscout.de“ informieren. „Darüber geben wir bekannt, wie es weiter geht.“ Auch eine Nachricht an info@amateurscout.de ist möglich. 60 bis 100 Euro müsse ein Amateurverein bezahlen, um an einen der Berichte zu gelangen. „Sicherlich ist das eine Summe, die nicht für jeden Verein zu stemmen ist“, gibt Elbracht zu. „Vielleicht braucht man auch nicht für jeden Gegner eine Beobachtung, manchmal reichen ja auch schon die Spitzenspiele.“
Wegen der Corona-Krise könne das Portal erst zur Saison 2020/21 initiiert werden. „Im Endeffekt hat es uns in die Karten gespielt, dass keine Amateurspiele mehr stattgefunden haben. So konnten wir noch mehr Zeit in die Funktionalität und Optik investieren.“ Der 46-Jährige ist davon überzeugt mit „Amateurscout.de“ eine gefragte Nische zu bedienen. Wenngleich ihm klar sei: „Millionär werde ich damit nicht.“ Elbrachts Ziel sei es, über jeden Amateurverein im Land NRW Scouting-Berichte vertreiben zu können. Auch eine Expansion in andere Bundesländer könne er sich vorstellen. Aktuell soll unter anderem das Portfolio im Kreis Gütersloh ausgebaut werden.