2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview

"Polizei sollte nicht so schnell eingeschaltet werden"

Interview mit Heinz Kremers

Der Vorsitzende der Spruchkammer des Fußballkreises Moers zum Schmerzensgeld-Urteil des Oberlandesgerichts Hamm.

Das Oberlandesgericht Hamm hat ein Urteil gefällt, das weitreichende Folgen für den Amateurfußball haben kann. Ein Akteur hatte in einer Meisterschaftspartie der Kreisliga A im Raum Dortmund seinen Gegenspieler mit gestrecktem Bein gefoult. Der Betroffene hatte sich dabei eine so schwere Knieverletzung zugezogen, dass er bis heute seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Das Gericht sprach ihm ein Schmerzensgeld in Höhe von 50 000 Euro zu. Heinz Kremers, der Vorsitzende der Spruchkammer im Fußballkreis Moers, muss sich immer wieder mit gröberen Foulspielen beschäftigen. Der Birtener hofft, dass das Urteil vor allem die Amateurkicker, die es nicht so genau mit dem Fair Play nehmen, zum Nachdenken animiert.

Wie bewerten Sie das Urteil?

Kremers Aus der Ferne ist es schwierig, das Urteil richtig einzuschätzen. Schließlich war ich nicht dabei, und mir liegt der detaillierte Sonderbericht nicht vor. Man muss schon wissen, wie der Schiedsrichter die Situation bewertet hat und die Zeugen ausgesagt haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand nach einem Sportunfall schon mal so viel Schmerzensgeld bekommen hat.

Gab es schon mal einen ähnlichen Fall im Fußballkreis Moers?

Kremers In solch einem Ausmaß und mit so einem harten Urteil eines Zivilgerichts nicht. Wir als Spruchkammer wurden natürlich schon des Öfteren aufgefordert, der Staatsanwaltschaft unsere Unterlagen zukommen zu lassen. Das Sportgericht verkündet sein Urteil zumeist schneller. Grundsätzlich finde ich, dass der Sport Sport bleiben und nicht so schnell die Polizei eingeschaltet werden sollte. Das darf nicht überhand nehmen. Unglückliche Zusammenstöße gibt's im Fußball immer wieder, in den seltensten Fällen verbirgt sich eine böse Absicht dahinter.

Wird sich das Urteil womöglich auf die Arbeit der Spruchkammer auswirken?

Kremers Ich denke nicht. Schön wäre es aber, wenn das Urteil zum Nachdenken anregen würde. Die Spruchkammer Moers hat immer schon in besonders schweren Fällen harte Strafen ausgesprochen und wird es auch weiterhin tun. So hatte ein Spieler in der vergangenen Saison seinen auf dem Boden liegenden Gegenspieler absichtlich ins Gesicht getreten. Dafür wurde er weit über ein Jahr gesperrt, wobei der getretene Spieler glücklicherweise nur leicht verletzt wurde.

Musste die Moerser Kreis-Spruchkammer in der laufenden Saison schon hart durchgreifen?

Kremers Allgemein lässt sich feststellen, dass sich die Mannschaften bisher im vernünftigen Rahmen des Erlaubten bewegen. So gab es bis zum zurückliegenden Wochenende keine richtig schlimmen Fälle zu beobachten und keinen einzigen Spielabbruch. Allerdings wird sich die Spruchkammer noch in diesem Jahr mit den Vorkommnissen nach der Partie zwischen dem MSV Moers und SV Lintfort beschäftigen. Da musste die Polizei zur Anlage rauskommen.

Rene Putjus führte das Gespräch.

Aufrufe: 07.12.2012, 23:53 Uhr
Rheinische Post / René PutjusAutor