2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
F: Patten
F: Patten

Polat: "Sklavenhandel im Amateurfußball"?

Sportlicher Leiter des SV Altenbochum: "Flüchtlinge werden bei uns brutal ausgenutzt"

Wie schon mehrmals zuvor fährt Murat Polat vor dem Training des SV Altenbochum in ein Bochumer Flüchtlingsheim. Der sportliche Leiter des A-Ligisten will zwei asylsuchende Zwanziger zur Übungseinheit abholen, doch diesmal gibt es Probleme. Die jungen Spieler vermitteln in schlechtem Deutsch, dass sie bereits bei zwei anderen Klubs unterschrieben haben, denn es sollen Asyl, Geld und Arbeit winken.

"Ich bin einfach nur wütend", schnauft Polat. "Zwei Vereine haben den Jungs Traum-Summen genannt, die man sich nicht vorstellen kann. Darüber hinaus wurde neben einem garantierten Verbleib in Deutschland auch Arbeit versprochen."

Die beiden Nordafrikaner verstehen nur Bruchstücke der deutschen Sprache, auf Reizworte sollen sie jedoch sofort reagieren - klar, es geht um die eigene Existenz. "Wenn die vor dir sitzen und dich anschauen, kannst du denen einen vom Pferd erzählen", so der SVA-Verantwortliche, der entsprechend der Vorkommnisse sogar noch einen Schritt weitergeht: "Meiner Meinung nach ist das Sklavenhandel im Amateurfußball. Es gibt Vereine, die haben über zehn Flüchtlinge in ihren Reihen und wollen dann im Winter richtig Kohle für die Jungs sehen. Das ist einfach nur ekelhaft und moderner Menschenhandel."

Derweil handelt Polat selbst im Interesse eines Fußballvereins. Anders als die beiden ungenannten Negativbeispiele aus dem Verbreitungsgebiet soll es bei den Insulanern keine falschen Versprechen geben. Die Flüchtlinge bekommen neben kostenlosem Training samt Ausstattung die Möglichkeit, sich für andere Ligen zu präsentieren und dürfen ablösefrei wechseln - das sei dem Sportvorstand wichtig: „Natürlich bin ich für den SV Altenbochum aktiv, aber wir machen keine falschen Versprechen."

Während das Thema in den nächsten kommenden Wochen und Monat verfolgt wird, will Murat Polat weiter jungen Asylsuchenden helfend zur Seite stehen. Gerade vor der Weihnachtszeit sei dies besonders wichtig, wie er selbst sagt: "Hier geht es mir um die Menschlichkeit und um Zivilcourage. Uns allen geht es in Deutschland vergleichsweise sehr gut, weshalb ich es absolut verurteile, dass mit den Träumen von jungen Burschen gespielt wird, die das Grauen aus nächster Nähe bereits erfahren haben. Flüchtlinge werden bei uns brutal ausgenutzt und das ist einfach nur ekelhaft."

Aufrufe: 017.12.2016, 19:48 Uhr
André NückelAutor