2024-06-14T06:55:53.576Z

FuPa Portrait
Marcel Hanstein und sein SV Lörzenbach sind die große Überraschung im diesjährigen Kreispokal.  Foto: Dagmar Jährling
Marcel Hanstein und sein SV Lörzenbach sind die große Überraschung im diesjährigen Kreispokal. Foto: Dagmar Jährling

Pokal als Lörzenbacher Seelentröster

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Da standen sie nun, die abgekämpften, aber stolzen Mannen des SV Lörzenbach. Wenige Minuten zuvor hatten die Odenwälder mit dem Einzug ins Kreispokalfinale gegen Titelverteidiger Fehlheim einen der größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte gefeiert.

Erstaunlich ist vor allem die Konstanz, die der A-Ligist in dieser Pokalsaison zeigt. Nach dem kampflosen 3:0 gegen Waldhorn Lampertheim in der ersten Runde drehte die Elf von Trainer Marcel Hanstein auf. Als erster Mitfavorit musste der frühere Verbandsligist FC 07 Bensheim beim 1:2 die Segel streichen. Im Achtelfinale fegte man mit dem FC Sportfreunde Heppenheim den zweiten Gruppenligist sogar mit 5:2 vom Platz. "Diese beiden Spiele haben wir absolut verdient gewonnen", erzählt Hanstein. Da wirkte der Viertelfinal-Erfolg gegen Ligakonkurrent VfB Lampertheim (3:1) fast schon wie eine Randnotiz.

Gegen den VfR Fehlheim schien am vergangenen Mittwoch nun aber das Ende der Reise erreicht sein. Zu souverän spielte der Titelverteidiger in dieser Pokalsaison, eliminierte neben Verbandsligist Eintracht Wald-Michelbach auch Gruppenliga-Primus Unter-Flockenbach. Und nach den ersten 45 Minuten in Lörzenbach schien auch in der Vorschlussrunde alles nach Plan für den Favoriten zu laufen. Mit 3:1 führte der VfR gegen den zwar tapfer kämpfenden, bis zu diesem Zeitpunkt aber mehr oder weniger chancenlosen A-Ligisten.

Was dann folgte, kann sich in Lörzenbach so recht niemand erklären. Der Favorit schaltete mehrere Gänge zurück, die Odenwälder dagegen drehten plötzlich auf. "Fehlheim hat es nach der Pause ein bisschen versucht zu verwalten, während wir weiter an uns geglaubt haben", sagt Hanstein, der aber auch weiß, dass der späte Ausgleich durch eine glückliche Fügung zustande kam. "Gibt der Schiedsrichter die Ecke kurz vor Schluss nicht, dann geht das Spiel 2:3 aus. Da kann ich den Ärger der Fehlheimer schon verstehen." Dieser Ärger entlud sich wenig später in Person von Trainer Martin Weinbach, der aber vor allem die mangelnde Einstellung seiner Mannschaft anprangerte: "Das war eine Frechheit, was ein Teil der Spieler gezeigt hat. Das lasse ich mir nicht gefallen. Und das wird auch Konsequenzen für das kommende Punktspiel haben“, wetterte Weinbach nach dem Elfmeter-K.o.

So ein bisschen ist der Pokal auch Balsam auf die Wunden einer bisher durchwachsenen Lörzenbacher Saison. In der vergangenen Spielzeit marschierten die Grün-Weißen als Aufsteiger bis fast ganz nach vorne, vergeigten erst im Saisonfinale gegen den VfB Lampertheim Platz zwei und damit den direkten Durchmarsch in die Kreisoberliga. Dass es in dieser Runde sportlich nicht ganz rund läuft, erklärt Hanstein mit dem jungen Durchschnittsalter der Truppe und einigen Verletzungsproblemen. "Letztes Jahr hatten wir nach dem Aufstieg einen Lauf, diesmal ist es eher umgekehrt", so der Trainer, der sein Team auch in der kommenden Spielzeit nicht als einen Favoriten um die Aufstiegsplätze sieht. Denn externe Zugänge gibt es - Stand jetzt - keine. Lediglich aus der Jugend will man einem Talent die Chance geben. Zudem kehrt Jan Landzettel nach einem Auslandsaufenthalt zurück. Dagegen verlassen Philipp Trares und Ingo Dörsam den Club in Richtung SG Wald-Michelbach. Philipp Schumacher wurde nicht glücklich und geht zum SV Fürth zurück. Fraglich ist auch, ob und wie Angreifer Pascal Eisele künftig zur Verfügung stehen wird. Der 26 Jahre alte Ringer will unbedingt zu den olympischen Sommerspielen 2020 nach Tokio und dürfte darauf sein Hauptaugenmerk legen.

Und so bleibt vorerst die Vorfreude auf das Pokalfinale. Und welcher Gegner soll es da sein? Da hat Hanstein eine klare Präferenz. "Ich war über 20 Jahre in Wald-Michelbach aktiv. Erst in der Jugend, später als Co-Trainer und Trainer. Das Spiel hätte zudem einen Derbycharakter und wäre sicher auch für die Zuschauer eine tolle Sache. Aber letztlich nehmen wir es wie es kommt, auch wenn es Eintracht Bürstadt ist", lacht der Coach. Denn mit Gruppenligisten haben sie in Lörzenbach ja inzwischen Erfahrung.

Aufrufe: 026.4.2019, 16:49 Uhr
Frank LeberAutor