2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Pionierarbeit leistete der FC Emmering. Trainerfuchs Georg Treutterer gibt seinen Spielerinnen (v.l.) Lotte Hatzl, Ingrid Günthner, Resi Nissl und Traudl Ulmer letzte Tipps vor dem Spiel. Lange galt der Frauenfußball als nicht feminin. Die Spielerinnen mussten sich gegen viele Anfeindungen wehren.
Pionierarbeit leistete der FC Emmering. Trainerfuchs Georg Treutterer gibt seinen Spielerinnen (v.l.) Lotte Hatzl, Ingrid Günthner, Resi Nissl und Traudl Ulmer letzte Tipps vor dem Spiel. Lange galt der Frauenfußball als nicht feminin. Die Spielerinnen mussten sich gegen viele Anfeindungen wehren. – Foto: DM

Pionierarbeit in Sachen Frauenfußball beim FC Emmering vor 50 Jahren

Ein halbes Jahrhundert Frauenfußball

Seit 50 Jahren gibt es nun den Frauenfußball. Georg Treutterer gehörte zu einem der Vorreiter als Trainer der Damen des FC Emmering.

Landkreis – Fast auf den Tag genau 50 Jahre gibt es nun in Deutschland schon offiziell den Frauenfußball. Am 31. Oktober 1970 nahm der Deutsche Fußballbund (DFB) die Sparte in seine Satzung auf. Bis dahin war Frauenfußball in Deutschland verpönt, ja den Frauen Fußballspielen sogar untersagt. Heute sind mehr als 1,1 Millionen Frauen und Mädchen Mitglied in einem Fußballverein. Fast 10 000 Mannschaften nehmen an einem geregelten Spielbetrieb teil.

Aber viele Jahre mussten die Fußballfrauen gegen den Hohn „Frauen gehören hinter den Herd“, die Arroganz und vor allem gegen die Skepsis ihrer männlichen Kollegen kämpfen, um akzeptiert zu werden. Die weit verbreitete Meinung lautete schlicht: Fußball ist Männersache, Frauenfußball ist unästhetisch. Gegen dieses Vorurteil haben sich auch die Fußballfrauen im Landkreis lange Zeit wehren müssen, bis sie in den Vereinen Anerkennung fanden.

Den Emmeringer Frauen wurden Reisen verboten

Pionierarbeit in Sachen Frauenfußball im Landkreis leistete damals der FC Emmering. Schon vor der offiziellen Genehmigung gründete der FCE mit Georg Treutterer als Trainer eine Frauen-Mannschaft. Wie schwer allerdings der Weg zur Anerkennung und Wertschätzung damals war, zeigt beispielsweise, dass der Bayerische Fußball-Verband (BFV) sowohl eine Reise der FCE-Frauenelf nach Indonesien als auch nach Salzburg verbot.

Auch wenn sich heutzutage die Frauenmannschaften in den Vereinen im Landkreis immer noch weit in der Minderzahl gegenüber ihren männlichen Kollegen befinden, so werden sie nicht mehr belächelt, sondern sind inzwischen voll akzeptiert und integriert. Weibliche Hochburgen und Aushängeschilder ihrer Vereine sind beispielsweise die Rot-Weißen aus Überacker, die mit ihrer ersten Mannschaft in der Bezirksoberliga spielen. Seit 1992 besteht die Frauen- und Mädchenfußballabteilung, deren sportliche Erfolge nicht zuletzt auf der guten und kontinuierlichen Nachwuchsarbeit beruhen.

Für Erika Schlusche gehörte das Nachziehen der Lippen ebenso zur Spielvorbereitung wie das Warmlaufen.
Für Erika Schlusche gehörte das Nachziehen der Lippen ebenso zur Spielvorbereitung wie das Warmlaufen. – Foto: DM

Sascha Widemann führte den FC Puchheim zum Erfolg

Beim Bezirksligisten FC Puchheim ist der jüngste Erfolg zweifellos mit Trainer Sascha Widemann in einem Zug zu nennen. Grundlage des Erfolgs ist auch hier die Jugendabteilung. Außerdem genießt die Frauen- und Mädchenabteilung, die 1995 gegründet wurde, von Beginn an einen großen Stellenwert im Verein. In den ersten Jahren sorgte das Trainer-Ehepaar Petra und Reiner Steber für Kontinuität in der ersten Mannschaft. Mit Torjägerin Daniela Leonbacher kehrte 2007 gar eine Spielerin zu den FCP-Frauen zurück, die beim FC Bayern Bundesliga-Luft geschnuppert hat.

Lange Zeit durfte sich auch der TSV FFB-West als eine Hochburg im Frauenfußball bezeichnen. Die Westfrauen schafften es sogar, eine Saison lang in der Landesliga zu spielen. 2009 wechselte die gesamte Abteilung nach internen Reibereien aber zum SC Fürstenfeldbruck. Doch auch beim SCF war die Abteilung nach acht Jahren Geschichte. Die Jungnationalspielerin Sydney Lohmann, die erst vor Kurzem beim FC Bayern ihren Profivertrag bis 2024 verlängerte, hat zwar beim SCF das Fußballspielen erlernt, aber nicht bei den SCF-Mädels oder Frauen, sondern mit Sondergenehmigung bis zur U17 bei den Jungs in der Bayernliga.



SC Olching zwischen Freizeitmannschaft und Liga

Die Olchinger Frauen zählten wie der FC Emmering zu den ersten Mannschaften im Landkreis. Während in Emmering bereits Mitte der 1970er-Jahre wieder alles vorbei war, machten die Olchinger Frauen ein sportliches Wellenbad durch, mal im Punktspielbetrieb, mal nur als Freizeitmannschaft.

Gerade im Frauenfußball fällt auf, dass das Bestehen einer Abteilung häufig von einer oder zwei Personen abhängt. Hören diejenigen auf, ist oft auch die Auflösung der Abteilung die Folge. Das war nicht so beim SC Gröbenzell der Fall, wo nach zehn intensiven Jahren Andreas Rötzer als Trainer seinen Abschied nahm und zeitgleich auch Co-Trainer Günther Büllesbach aufhörte. Mit Stephan Franke und Bernhard Schmid, die beide im SCG-Nachwuchsbereich tätig waren, haben die beiden in der Kreisliga und A-Klasse spielenden Frauenteams aber die Lücke perfekt schließen können und den Fortbestand gesichert.

Wie kaum eine andere hat Irmi Öchsl vom SC Olching den Frauenfußball geprägt. 37 Jahre stand sie auf dem Platz.
Wie kaum eine andere hat Irmi Öchsl vom SC Olching den Frauenfußball geprägt. 37 Jahre stand sie auf dem Platz. – Foto: DM

Volkmar Zborowski seit 17 Jahren beim SC Unterpfaffenhofen

Einen Fall ungebrochener Kontinuität gibt es beim SC Unterpfaffenhofen. Seit Gründung der Mädchen- und Frauenfußball-Abteilung im Jahr 2003 hat mit Volkmar Zborowski ein hochengagierter Fußballverrückter im positiven Sinne die Abteilung fest im Griff. 17 Jahre schon bringt er den Upfer-Mädels das Fußballspielen bei.

Als Negativbeispiel, wie eine Abteilung zerbrechen kann, stehen der SV Mammendorf und der TSV Geiselbullach da. SVM-Macher Werner Kothmeier verlor in der Saison 2018/19 zahlreiche Spielerinnen, die ihren Abschied vom aktiven Sport nahmen. Dazu gesellten sich einige Unentschlossene, sodass letztlich schweren Herzens die Mannschaft abgemeldet werden musste. Nach 13 Jahren war das Kapitel Frauenfußball in Mammendorf damit beendet. Geiselbullach erlebte ein ähnliches Schicksal: Nachdem Ronny Plöchinger fünf Jahre lang die TSV-Frauen betreute, kehrte man wegen Spielermangel aufs Kleinfeld zurück, um schließlich komplett die Fußballstiefel an den Nagel zu hängen.

Der Frauenfußball hat sich etabliert

In Alling und Malching flammte kurzzeitig mal der Frauenfußball auf. In Aufkirchen, Wildenroth und Geltendorf nahmen weitere Vereine für einige Jahre am Punktspielbetrieb teil, tummeln sich jetzt teilweise in Freizeitligen, wo auch die Frauen des ASV Biburg auf Torejagd gehen. Zu Beginn der noch laufenden Saison 2019/20 gingen der FC Aich und der FSV Aufkirchen eine Spielgemeinschaft ein. Der SV Adelshofen beschritt den umgekehrten Weg. Nach jahrelangem „Üben“ in der Freizeitliga wagte man den Sprung in die A-Klasse, wo man sich auf Derbys gegen Überacker II, Gröbenzell II und die SG Aich/Aufkirchen freut.

Die Serie

In der Berichterstattung und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Frauen-Teams im Fußball oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Das wollen wir ändern. Wir stellen die Landkreis-Klubs und herausragende Spielerinnen aus der Region in loser Reihenfolge vor. (Dieter Metzler)

Aufrufe: 04.12.2020, 09:27 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Dieter MetzlerAutor