2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
Fast nur den Ball im Kopf hat Philipp Roos ;-)
Fast nur den Ball im Kopf hat Philipp Roos ;-) – Foto: Karl-Heinz Hönl

Philipp Roos: "Zwischen Schweinsklasse und Champions League"

Meine Top-11: Der 34-Jährige von der DJK Passau-West stellt eine erlesene Auswahl zusammen +++ "Daniel Sattler war um die Jahrtausendwende in Passau das, was man "local hero" nennt" +++ "Alex Geiger war für den FC Sturm Hauzenberg das, was Jürgen Klopp für Liverpool ist: eine Art Heilsbringer"

Im Laufe einer langen Fußballerkarriere trifft man den einen oder anderen besonderen Menschen, mit dem man gemeinsam auf dem Platz um Punkte kämpft. Wir lassen in der FuPa-Serie "Meine Top-Elf" Spieler zu Wort kommen, die elf Akteure vorstellen, die bei ihnen nachhaltig Eindruck hinterlassen haben - egal ob sportlich oder gesellschaftlich. Heute: Philipp Roos (34) von der DJK Passau West, der bei seiner Auswahl regelrecht ins Schwärmen gerät. Vom "Ballfras" eines "Knut" Knödlseder, seinem großen Vorbild Daniel Sattler, dem Selbstbewusstsein von Reinhard Völdl oder Benjamin Neunteufel sowie von Alex Geiger, dem "Jürgen Klopp von Hauzenberg"...



Tor:
Patrick Friedl
(DJK Passau West): "Gehört für mich zu den besten Torwartspielern in Niederbayern. Man kann ihm in brenzligen Situation den Ball geben, ohne dass er die Nerven verliert. Als gelernter Dachdecker und Juniorchef im eigenen Betrieb hat er eben die nötige Standfestigkeit. Wie er die Bälle sowohl mit dem linken als auch mit dem rechten Fuß wieder präzise an den Mann bringt, ist oscarreif. Außerdem glaube ich, dass er einer der wenigen Torhüter ist, der sogenannte englische Bälle spielen kann. Jetzt wo ich das so schreibe, finde ich, er sollte seine Torwarthandschuhe an den Nagel hängen und zu mir ins Mittelfeld wechseln."


Abwehr:
Johannes Gastinger
(FC Tittling): "Ihn habe ich in der B-Jugend kennen gelernt, mit Passau-West traten wir in der Bezirksoberliga beim SV Hutthurm an. "Gustl" erzielte ein Tor, bei dem er drei Gegenspieler blitzte und den Ball schließlich lässig über den herauseilenden Torwart Maximilian Popp hob. Beim Zurücklaufen zum Anstoßpunkt gratulierte ich ihm zu diesem sehenswerten Treffer, seitdem sind wir Freunde. Fußballerisch hat er sich vom Techniker zum Wadlbeißer, Fleißbiene und Mentalitätsmonster weiterentwickelt. Jetzt befindet er sich wie ich im Herbst seiner Karriere und steigt ins Trainergeschäft ein."


Andreas Abelein
(Karriereende): "Ich erinnere mich an ein Niederbayernauswahlspiel gegen die Münchner Löwen im Passauer Dreiflüssestadion, für das die PNP seinerzeit ein Team aus regionalen Fußballern zusammengestellt hatte. "Abe" war überragend und auf seiner angestammten rechten Außenbahn praktisch nicht zu halten. Obwohl er nicht allzu groß gewachsen ist, war Andi auch enorm kopfballstark, weil er einfach ein gutes Timing hatte und sich regelrecht in die Bälle hineinwarf. Mit Matthias Höllmüller bildete er zudem ein kongeniales Duo auf der Schaldinger Außenbahn."


Jürgen "Knut" Knödlseder
: "Er ist kein Lautsprecher, aber alles, was er auf dem Platz macht, hat Hand und Fuß. Eigentlich spielt er nach dem Motto "Keine Experimente" und im Zweifel lieber "Hoch und weit, Perlesreit". Das soll aber nicht heißen, dass "Knut" keine Technik hätte - im Gegenteil. In der Finalrunde der Passauer Hallenkreismeisterschaft hat er mal 20 Buden gemacht, wenn ich mich recht erinnere. Und: er hat den größten "Ballfras" (Zitat: Martin Riedl) im ganzen Bayerischen Wald. Man kann ihm im Eins gegen Eins praktisch nicht den Ball wegnehmen. Wollte dieses Jahr eigentlich eine schöpferische Pause einlegen, aber Corona macht ihm einen Strich durch die Rechnung."


Mit dem FC Sturm Hauzenberg stieg Roos 2015 in die Landesliga auf.
Mit dem FC Sturm Hauzenberg stieg Roos 2015 in die Landesliga auf. – Foto: Robert Geisler


Mittelfeld:
Daniel Sattler
(SG Preming): "Daniel war um die Jahrtausendwende in Passau das, was man "local hero" nennt. Er war einfach der beste Fußballer der Stadt und mein absolutes Vorbild, weil er ja auch im selben Verein (bei der DJK Passau-West) kickte. Er war der perfekte Fußballer: explosiver Antritt, er konnte schießen wie kein Zweiter und war ein Standardspezialist. Ich kann mich an ein Freistoßtor von der Mittellinie erinnern, das er in der B-Jugend im "DJK-Bayernschild" gegen Falke Markt Schwaben erzielte. Damals habe ich mich gefragt, wie man nur so weit schießen könne. Fasziniert hat mich auch seine Fähigkeit, Spiele mit genialen Aktionen alleine zu entscheiden. Wenn Spiele zu kippen drohten, war Daniel eigentlich immer das Zünglein an der Waage. Hatte er einen Sahnetag erwischt, kam es gelegentlich vor, dass er mit einer Philipp Lahm-Gedächtnisgrätsche am eigenen Sechzehner den Ball zurückeroberte, unaufhaltsam über den ganzen Platz marschierte und den Ball aus 25 Meter in den Winkel donnerte. Wir haben bei West leider nur ein paar Mal zusammengespielt, als ich als A-Jugendlicher gelegentlich in der Ersten ausgeholfen habe. Mit ihm gemeinsam auf dem Platz zu stehen, war ein tolles Gefühl.


Tobias Schlauderer
(ATSV Kelheim): "Mit meinem langjährigen Arbeitskollegen beim Bayerischen Fußball-Verband habe ich lediglich bei Hobbyturnieren zusammengespielt. Trotzdem zeichneten sich dabei interessante Unterschiede zwischen dem Ex-Profi Schlauderer und dem Amateur Roos ab. Tobi lief tendenziell halb so viel wie ich, machte aber doppelt so viel richtig. Ich bin mir sicher, dass er beim ATSV Kelheim, wo er jetzt Trainer ist, immer noch der beste Mann wäre, wenn er sich selbst aufstellen würde."


Rene Huber
(SV Schalding-Heining): "Genial, aber sehr impulsiv - so habe ich Rene in seinen jungen Herrenjahren bei Passau-West in Erinnerung. In meiner Top-Elf hat er als alter Westler auf jeden Fall einen Stammplatz verdient (und sich knapp gegen Belmond Dituabanza durchgesetzt). In Schalding gehört er mittlerweile zu den etablierten Kräften, aufgrund spezieller Fähigkeiten, die er mitbringt. Allen voran seine Ballsicherheit und perfekte Standards. Ich bin früher des Öfteren mit dem Rad am Sandplatz am Söldenpeterweg vorbeigefahren, um nachzusehen, ob jemand kickt. Nicht selten habe ich Rene angetroffen, der sich ein paar Bälle geschnappt hatte und Freistöße trainiert hat. Es hat mir imponiert, dass er genauso fußballverrückt war wie ich. Und an ihm sieht man, dass sich Fleiß gepaart mit Talent auch auszahlt."


Reinhard Völdl
(TSV-DJK Oberdiendorf): "Als ich mit 21 Jahren zum FC Sturm Hauzenberg gewechselt bin (auf Wunsch des Vaters meiner heutigen Schwiegermama), war "Reini" mein Mitspieler und so alt wie ich heute bin - 34 Jahre. Damals kam er mir steinalt vor und ich muss ein wenig schmunzeln, dass die Jungspunde bei mir im Team heute wohl genauso über mich denken müssen. Dass es aber keine jungen oder alten Fußballer gibt, sondern nur gute oder schlechte, dafür war Reini das beste Beispiel. Wenn ich an ihn denke, kommt mir der Spruch "Was kümmert es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt" in den Sinn. Er war der selbstbewussteste und ausgebuffteste Fußballer, den ich je kennen gelernt habe. Ich erinnere mich an Sätze wie: "Wenn ihr nicht mehr wisst, wohin mit dem Ball, dann gebt ihn einfach mir" oder "ein Völdl reicht meistens, wenn du ein Spiel gewinnen willst". Natürlich war das ein Stück weit affektiert, aber er hatte ja recht."

Sturm:
Alexander Geiger (FC Sturm Hauzenberg): "Alex war für den FC Sturm Hauzenberg das, was Jürgen Klopp für Liverpool ist: eine Art Heilsbringer. Ok, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Zumindest war er aber jemand, der den lange ersehnten Erfolg zurück an den Staffelberg gebracht hat. Weil er ein akribischer Fußballfachmann ist, aber vor allem, weil er zu damaligen Bezirksliga-Zeiten besser als jeder Gegenspieler war. Seine Schnelligkeit und seine enge Ballführung waren unschlagbar."


Benjamin Neunteufel
(vereinslos, zuvor DJK Passau West): "Jeder kennt ihn und jeder weiß, dass er für Tore steht. Er ist der "Bomber-Beni". Als wir in der Bayernliga mit Schalding in Rain noch unentschieden gespielt hatten, nachdem Beni drei Tore erzielt hatte, fragt er uns ein wenig angefressen, wie viel Tore er noch schießen muss, damit wir endlich gewinnen. Obwohl sich manche Spieler über diesen Eigensinn geärgert haben, war das für mich eher amüsant. Das war der Beni wie er leibt und lebt. Ohne diese Mentalität hätte er nie so viele Tore erzielt. Für mich ist er einer der besten Amateurstürmer in Bayern in den letzten 10-15 Jahren. Das was er geschafft hat, macht ihm so schnell keiner nach."


Alexander Starkl
(SV Oberpolling): "In meiner ersten Bezirksligapartie für den FC Sturm Hauzenberg spielten wir gegen den SV Hintereben und damit gegen Alex Starkls damalige Mannschaft. Mein Auftrag war, Alex mannzudecken und auszuschalten. Zumindest ist ihm kein Tor gelungen, aber ich glaube mich zu erinnern, dass er mir einen fiesen Beiner gesetzt hat (was in ihm dieselbe Freude ausgelöst hat, als hätte er ein Tor erzielt). Alex ist ein genialer Straßenfußballer, der ähnlich wie ich jede frei Minute seines Lebens in Fußball investiert hat. An manchen Tagen hat er erst bei der A-Jugend, dann bei der "Ersten" und dann noch bei der AH mittrainiert. Was mir an ihm außerdem imponiert hat: er war an richtig guten Tagen in der Lage, drei oder sogar mehr Tore zu erzielen. Das ist eine Qualität, die man nicht lernen kann. Dass Alex auch in der dritten Halbzeit Glanzpunkte setzen konnte, ist im Landkreis Passau auch kein Geheimnis. Wir hatten da auch mal eine gemeinsame Wohngemeinschaft. Aber diese Geschichte ist auf einem regionalen Sportportal völlig deplatziert..."

Mit seinen "Westlern" feierte Roos im Sommer 2019 die Rückkehr ins Kreisoberhaus.
Mit seinen "Westlern" feierte Roos im Sommer 2019 die Rückkehr ins Kreisoberhaus. – Foto: Robert Geisler

Trainer:
Wie lange ich schon im Amateurfußball dabei bin, lässt sich an der (nicht vollständigen) Liste meiner ehemaligen Trainer - alleine im Seniorenbereich - ablesen: Rudi Damberger, Benjamin Neunteufel, Falk Zschiedrich, Gerhard Niewert, Josef Fischl, Rene Reischl, Reinhard Völdl, Konrad Behringer, Thomas Prebeck, Mario Tanzer, Armin Gubisch oder Axel Dichtl. Sogar unter dem ehemaligen HSV-Trainer Christian Titz durfte ich ein paar Wochen trainieren, ein Winterwechsel zum 1. FC Passau scheiterte damals aber, weil mich "meine" Westler nach zähem Ringen und langen, harten Verhandlungen schlussendlich doch zum Bleiben überredet haben.

Mein bester Trainer war gleichzeitig mein erster: Werner Geier, der dieses Jahr leider nach schwerer Krankheit verstorben ist. Mein Schulfreund Christian Buchbauer hat mich damals im Alter von elf Jahren zum Fußball gebracht. Im ersten Spiel bin ich in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden, habe mir den Ball geschnappt und bin - kein Witz - auf unser eigenes Tor zugelaufen. Ein eigener Mitspieler musste mich sogar abgrätschen, um ein Eigentor zu verhindern. Werner hat mir dann aber schnell das Einmaleins des Fußballs beigebracht und war später auch mein Trainer in der Kreis- und Niederbayernauswahl. Ich verdanke ihm sehr viel, vor allem hat er sich immer rührend um uns gekümmert. Das werde ich ihm nie vergessen.

Im Herrenbereich möchte ich Rudi Damberger und Mario Tanzer hervorheben. Rudi war ein großer Motivator und hat mein Potenzial gesehen und gefördert. Er forderte mich auf, konstanter zu spielen, nicht immer irgendwo "zwischen Schweinsklasse und Champions League". In Schalding lernte ich Mario Tanzers Fußballschule kennen und schätzen. Es ist ja kein Geheimnis, dass er vom Fach ist. Zwar ging die Zeit in Schalding mit einer Suspendierung bis zum Winter etwas unrühmlich zu Ende, aber über diese Sache ist schon längst wieder Gras gewachsen. Ich weiß, Mario nimmt mir meine frühmorgendliche Spielabsage im Passauer Stadtbeisl heute nicht mehr allzu übel. Die Liederlichkeit, gerade in der schönen Fest-Saison im Mai, war leider meine größte Schwäche als Fußballer.


Zur Person:
Philipp Roos durchlief bei der DJK Passau West sämtliche Jugendmannschaften und blieb seinem Heimatverein - mit Ausnahme eines einjährigen Abstechers im Rahmen eines Schüleraustauschs beim FC Nay/Frankreich - bis zu seinem 21. Lebensjahr treu. Nach dem Doppelabstieg von der Bezirksliga in die Kreisklasse wechselte er für zwei Spielzeiten zum damaligen Bezirksligisten FC Sturm Hauzenberg, bei dem er sich für höhere Weihen empfahl und 2010 vom SV Schalding-Heining in die Bayernliga abgeworben wurde.

Nach eineinhalb Jahren am Reuthinger Weg und dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Landesliga kehrte der variabel einsetzbare Defensivspieler aber in der Winterpause der Saison 2011/12 wieder an den Staffelberg zurück und schaffte mit dem Sturm 2015 über die Relegation den Sprung in die Landesliga. Ein Jahr später zog es Roos, der in München beim Bayerischen Fußball-Verband angestellt ist, dann wieder zurück zu den Wurzeln und seit 2016 läuft er nun wieder für die "Westler" auf, mit denen ihm 2019 per Meisterschaft in der Kreisklasse Pocking die Rückkehr ins Kreisoberhaus gelang. Seit Beginn der laufenden Runde fungiert er bei seinem Heimatklub zudem als spielender Co-Trainer.

– Foto: Robert Geisler

Aufrufe: 019.7.2020, 16:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor