2024-04-23T06:39:20.694Z

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Letzte Anweisungen: Adis Letica verlässt den TSV Gräfelfing nach über fünf Jahren.  Dagmar Rutt
Letzte Anweisungen: Adis Letica verlässt den TSV Gräfelfing nach über fünf Jahren.  Dagmar Rutt

Paukenschlag beim TSV Gräfelfing - Adis Letica tritt zurück

„Ich kam mit der Rolle als Co-Trainer nicht mehr klar“

Adis Letica wirft beim TSV Gräfelfing das Handtuch. Der Co-Trainer kam mit seiner Rolle nicht mehr klar, wie er im Interview mit dem Münchner Merkur sagt.

Adis Letica ist im Redefluss, als es an seinem Fenster klopft. Jose Vieira kommt beim Coach zum Essen vorbei. Letica war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass der Brasilianer zum TSV Gräfelfing wechselte. Auch den Bosnier Belmin Idrizovic lotste er im Sommer an die Hubert-Reißner-Straße, ebenso dessen Landsleute Ahmet und Sedin Karahasan. Nachdem er den durch zahlreiche Abgänge dezimierten Kader des Kreisligisten durch seine Kontakte wieder aufgeforstet hatte, warf Letica jetzt überraschend das Handtuch beim TSV. „Ich kam mit der Rolle als Co-Trainer nicht mehr klar“, berichtet er.

Nicht einmal drei Monate ist es her, dass Chefcoach Bernd Gegenfurtner ihn als rechte Hand installierte. Es war eine wohlüberlegte Entscheidung, denn Letica war die Konstante im Erwachsenenbereich bei den Wölfen. Fünf Jahre lang hatte er die Reserve des Vereins betreut. Nach einem vierten und einem dritten Platz in der A-Klasse schaffte er in seiner dritten Saison den Aufstieg mit einem Team, das seine Handschrift trug. Letica wartete nicht erst darauf, dass ihm der TSV Spieler besorgte, er sprach sie selbst an. Auch in der Kreisklasse verkaufte sich seine Elf achtbar und belegte zweimal Rang neun. „Es waren wunderschöne Jahre“, sagt der Coach. Diese Einschätzung können auch die vergangenen drei Monate nicht trüben. Letica pflegte zu allen Spielern ein hervorragendes Verhältnis. Er war beliebt, kümmerte sich um jeden persönlich und stand seinen Kickern auch in privaten Dingen zur Seite. „Du bist nicht nur Trainer, sondern auch Psychologe“, definiert er seine Aufgabe.

„Der Verein hat ihm viel zu verdanken“

Bei aller Leidenschaft, mit der er sich im Wolfsbau engagierte, gingen seine Emotionen manchmal mit ihm durch. Vor wenigen Wochen zoffte er sich während eines Heimspiels mit Ahmet Karahasan. „Ich habe ihn etwas lauter angegangen“, räumt Letica ein. Chefcoach Gegenfurtner schickte seinen Assistenten weg, bis dieser sich wieder beruhigt hatte. Der Vorfall muss Letica relativ nahe gegangen sein. Nach einer Woche Bedenkzeit teilte er den Verantwortlichen des TSV mit, dass er sein Amt niederlegt. „Ich wollte keinen Keil zwischen mich und Bernd Gegenfurtner treiben“, sagt Letica heute.

Mit Karahasan versöhnte er sich bald wieder. Genauso schnell wie ihn seine Emotionen übermannen, fängt Letica sie wieder ein. Nachtragend war er nie, was das ausgezeichnete Verhältnis zu allen Spielern in Gräfelfing belegt. „Der Verein hat ihm viel zu verdanken“, sagt Gegenfurtner und würdigt damit seinen Co-Trainer. Er konnte sich auf seinen Stellvertreter jederzeit verlassen. Letica packte im Wolfsbau richtig an. Er war nicht nur für die Neuzugänge verantwortlich. Ohne seine Arbeit in der Reserve hätten Michael Merkl, Michael Wagner, Philipp Vogel und Michael Gruber wohl kaum den Sprung in die Kreisliga-Elf geschafft. „Er hat viel mit eingebracht, dass wir die Mannschaft haben, wie sie heute dasteht“, stellt Gegenfurtner klar. Letica war so etwas wie der heimliche Architekt des TSV.

„Ich bin bereit für eine neue Aufgabe“, teilt der 41-Jährige mit, ehe er es sich mit Stürmer Vieira schmecken lässt. Außer als Trainer könnte Letica auch als Teammanager arbeiten. Der Bosnier ist clever und schlitzohrig genug, um ein Team mit großer Zukunft aufzubauen. Genügend Spieler klopfen ja bei ihm an.

Aufrufe: 09.10.2019, 09:20 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Christian HeinrichAutor