2024-04-30T13:48:59.170Z

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Oliver Zapel ist kein Trainer der SG Sonnenhof Großaspach mehr.
Oliver Zapel ist kein Trainer der SG Sonnenhof Großaspach mehr. – Foto: Tobias Sellmaier

Oliver Zapel muss in Großaspach gehen

Fußball-Drittligist reagiert auf die Krise und trennt sich vom Trainer

Die zweite Amtszeit von Oliver Zapel als Trainer von Großaspachs Drittliga-Fußballern ist nach gerade einmal sechs Monaten beendet. Nach der 1:2-Heimpleite gegen Schlusslicht Jena, mit dem die ohnehin schon schlechteste Vorrunde seit dem Aufstieg 2014 ihr tristes Ende fand, stellte die SG Sonnenhof dem 51-Jährigen den Stuhl vor die Tür. Im Heimspiel am Samstag um 14 Uhr gegen Spitzenreiter Duisburg springt mit Markus Lang abermals der Retter der Vorsaison ein.

Nur ein Punkt aus den jüngsten fünf Partien, lediglich 16 Zähler aus allen 19 Spielen der Hinrunde – nach dem 1:2 am vergangenen Sonntag gegen Jena blieb Oliver Zapel nur eine Feststellung: „Wir stecken in einer Krise.“ Im Hinblick aufs anstehende Duell mit Duisburg, mit dem die SG in die zweite Saisonhälfte startet und zugleich das Jahr 2019 beendet, gebe es „erheblichen Redebedarf“. Der Trainer dachte dabei vor allem an intensive Gespräche mit seinen Spielern, um das schlingernde Team wieder auf Kurs zu bringen, die Verantwortlichen kamen gestern dagegen auf ihn selbst zu und überbrachten ihm diese Hiobsbotschaft: Es ist aus, und das sofort. Man habe im Vorstandsteam nicht erst seit der erneuten Enttäuschung gegen den Letzten aus Jena „alles auf den Prüfstand gestellt“, sagt Sportdirektor Joannis Koukoutrigas und deutet damit an, dass den Machern im Fautenhau die Abwärtsspirale in dieser Spielzeit bereits seit längerer Zeit die Sorgenfalten auf die Stirn treibt: „Spätestens nach der Heimniederlage am Sonntag und einer für die SG sehr enttäuschenden Hinrunde mussten wir aber den Entschluss treffen, eine Neuausrichtung auf der Trainerposition vorzunehmen.“

22 Punkte waren das Ziel

Die Vereinsoberen erwischten Zapel damit einerseits auf dem falschen Fuß, denn „ich war schon wieder Feuer und Flamme für die Vorbereitung auf die Partie gegen Duisburg“. Zudem betont der Trainer, dass er „felsenfest davon überzeugt war, dass wir den gemeinsamen Weg weitergehen“ und stattdessen versucht wird, die Trendwende mit personellen Nachjustierungen in der Winterpause zu schaffen. Andererseits „sind 16 Punkte weniger, als wir haben wollten“, räumt Zapel ein und spricht davon, dass es vor Saisonbeginn das Ziel gewesen sei, mit 22 Zählern zu überwintern. Deren 19 könnten es immerhin noch werden, doch vom dafür notwendigen Erfolg im Duell mit dem Tabellenführer ist nicht unbedingt zwingend auszugehen. Für den Ex-Trainer gibt es aber „nachvollziehbare Gründe und Ursachen“, warum die SG so schlecht dasteht, wie sie es tut. Das Pech mit etlichen Schiedsrichterentscheidungen sowie Sperren und Verletzungen sind dabei nur ein Baustein. Seinen Schützlingen kreidet Zapel zum einen die zahlreichen Unkonzentriertheiten an, die immer wieder zu unnötigen Gegentoren führten, zum anderen beklagt er den oftmals fahrlässigen Umgang mit den eigenen Torchancen. „Es ging schon am ersten Spieltag in Duisburg los“, erinnert sich der 51-Jährige, „und das hat sich wie ein roter Faden durch diese Saison gezogen“. Aktuell stellt Aspach mit nur 20 erzielten Toren die zweitschlechteste Offensive und zugleich mit 39 kassierten Treffern die drittschlechteste Defensive – und so hilft es Zapel nichts mehr, darauf zu verweisen, dass die hohen Ballbesitzzeiten sowie die Anzahl der gewonnenen Zweikämpfe und der erspielten Torchancen „eine ganz andere Sprache sprechen als die Resultate“. Er verweist alleine in den jüngsten beiden Partien auf die riesigen Kopfballchancen von Kai Gehring beim 1:1 in München sowie von Dimitry Imbongo beim 1:2 gegen Jena und hält ernüchtert fest: „Die köpfen ihn nicht rein, stattdessen muss mein Kopf rollen – das ist schade. Ich bin todtraurig darüber, dass es so gekommen ist.“

Zweite Amtszeit hat nur sechs Monate gedauert

Kein Wunder, hatten die zwei Parteien doch erst im Sommer dieses Jahres wieder zusammengefunden, nachdem sich die Wege bei Zapels erster Amtszeit nach nur einer Saison im Juni 2017 aufgrund „unterschiedlicher Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung des Vereins“ getrennt hatten. Beide Seiten hätten „gelernt, was sie aneinander hatten“, betonte SG-Vorstandsmitglied Michael Ferber, als die Tinte unter dem Einjahresvertrag mit beidseitiger Option auf eine weitere Runde trocken war. Nun hat es nur sechs Monate gedauert, bis auch die zweite Ehe geschieden wurde, doch Sportdirektor Joannis Koukoutrigas sagt ausdrücklich: „Ihm jetzt aber alleine den schwarzen Peter zuzuschieben, ist völlig falsch. Auch wir haben Fehler gemacht, wir werden deshalb mit aller Konsequenz eine Neujustierung vorantreiben. Es wird auf und neben dem Platz Veränderungen geben, diese werden insbesondere auch den Spielerkader betreffen, um bestmöglich aufgestellt in die Rückserie zu starten und unser großes Ziel Klassenerhalt, was für unseren kleinen Verein einmal mehr ein riesiger Erfolg wäre, trotz der augenblicklich schwierigen Ausgangssituation zu verwirklichen.“

Markus Lang springt ein

Dass momentan doch einiges im Argen liegt, lässt Koukoutrigas’ flammender Appell erahnen, dass „sich jeder auf und außerhalb des Platzes zu 100 Prozent mit den Werten unseres Dorfklubs identifizieren muss. Zusammenhalt, Bodenständigkeit und ein unbändiger Teamgeist haben uns in der Vergangenheit ausgezeichnet. Diese Tugenden stehen für die SG Sonnenhof Großaspach, gemeinsam müssen und wollen wir diese in den verbleibenden 19 Partien wieder vollständig ausfüllen“. Beginnend mit dem Duell mit Duisburg am Samstag, auf das die Mannschaft von Markus Lang vorbereitet wird. Der 43-Jährige gehörte wie Zlatko Blaskic, der Mitte November wegen eines gestörten Vertrauensverhältnisses zum Chefcoach sowie zur sportlichen Führung des Vereins gehen musste, zu Zapels Trainerstab. Nun wird er interimsweise sein Nachfolger und damit springt der Mann, der im Fautenhau auch U-19-Trainer ist und sich als Sportlicher Leiter um die Talentförderung kümmert, zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit ein. Erst im Mai 2019 hatte Lang die Aspacher nach der Trennung von Florian Schnorrenberg mit zwei Siegen in den letzten zwei Saisonspielen zum Drittliga-Verbleib geführt. Nun ist er der Platzhalter für den neuen Trainer, der wohl spätestens bis zum Trainingsstart am 2. Januar gefunden sein soll und dem Oliver Zapel trotz der schmerzlichen Trennung die Daumen drücken wird. „Dieser Verein lag und liegt mir am Herzen, wir gehen nicht im Bösen auseinander“, betont der Fußballlehrer: „Das Verhältnis ist geprägt von großem gegenseitigem Respekt. Das Band ist nicht zerschnitten.“

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Aufrufe: 017.12.2019, 06:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Steffen GrünAutor