2024-05-08T14:46:11.570Z

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Aufgrund der Corona-Pandemie hat der FVMdie außerordentlichen Verbandstage erstmals als digitale Konferenzen abgehalten.
Aufgrund der Corona-Pandemie hat der FVMdie außerordentlichen Verbandstage erstmals als digitale Konferenzen abgehalten. – Foto: FVM
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Ohne Emotionen, aber mit viel Freude

Der FC Wegberg-Beeck steigt wieder in die Regionalliga auf. Alemannia Mariadorf wird Landesligist.

Emotionen? Nein, Emotionen hat die Entscheidung nicht ausgelöst. „Das ist schon eine komische Geschichte. Jetzt sind wir halt einfach so in die Regionalliga aufgestiegen“, sagt Friedel Henßen, Sportlicher Leiter des FC Wegberg-Beeck. Henßen weiß, wie emotional sich Aufstiege in die Fußball-Regionalliga anfühlen können, hat er das doch schon zwei Mal – 2015 und 2018 – mit dem Club in seiner Zeit als Trainer erleben dürfen. „Ein Mal gab es ein richtiges Entscheidungsspiel gegen den Bonner SC als direkten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg. Das war eine ganz andere Spannung.“ Was aber nicht bedeutet, dass die Beecker sich nicht über den dritten Regionalliga-Aufstieg freuen.

Der Verbandstag des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) am Sonntag brachte die Bestätigung, was rechnerisch ohnehin längst klar war: Sowohl nach der Hinrunden- als auch der Abschlusstabelle und auch nach der Quotientenregelung wären die Beecker als Spitzenreiter der Mittelrheinliga Aufsteiger geworden. Der 1. FC Düren hat das Nachsehen.

Am Dienstagabend bittet Beecks Trainer Michael Burlet, der das Team im Sommer 2019 von Henßen übernommen hatte und auch in der Regionalliga verantwortlich bleiben wird, erst- und zugleich letztmals in der Corona-Krise zum Training. „Als Mannschaft haben wir uns seit März nicht mehr gesehen“, freut sich der 55-Jährige, der die großen Aufstiegsemotionen ebenfalls schon mit diversen Clubs (Eschweiler SG, Dürwiß, und zuletzt zwei Mal mit dem SV Breinig) erlebt hat, auf das Wiedersehen. „Aber auch wenn dieser Aufstieg so ganz anders als die anderen war – dass wir wieder in der Regionalliga sind, freut uns tierisch“, sagt der Coach. Ein bisschen Training, vielleicht mit dem gebotenen Abstand mal anstoßen und einige Akteure aus dem Team verabschieden, steht heute Abend im Fokus.

Sieben Wochen Vorbereitung

Schon in knapp vier Wochen, am 19. Juli, bittet Burlet sein Team wieder zur Vorbereitung – „davon ausgehend, dass die Saison Anfang September auch wirklich beginnt“, sagt Henßen, und Burlet ergänzt: „Wir haben so lange nicht mit dem Ball gearbeitet, dass wir die Vorbereitung von sechs auf sieben Wochen verlängern werden.“ Der neue Beecker Kader umfasst bereits 22 Akteure: 14 Akteure aus der bisherigen Mannschaft, plus acht externe, deren Verträge angesichts des noch nicht definitiv fixierten Saisonbeginns aber noch nicht unterschrieben worden sind – und die deshalb auch noch nicht genannt werden. „Zwei, drei Spieler werden wir wohl noch benötigen – entweder aus den eigenen Reihen oder externe Zugänge“, mutmaßt Henßen, denn auf die Regionalligisten kommt ein gewaltiges Programm zu bei bis zu 24 Mannschaften – wenn Preußen Münster aus der Dritten Liga absteigen und der SC Verl in der Relegation gegen Lokomotive Leipzig verlieren sollte. „Die Entscheidung über die Kadergröße wird fallen, sobald die Ligastärke feststeht.“

Es gab noch „ein Fünkchen Hoffnung. Aber die Enttäuschung hält sich in Grenzen“, kommentiert Giuseppe Brunetto, Coach des Mittelrheinliga-Zweiten 1. FC Düren, die Entscheidung des Verbandstags. Mit 17 Spielen, 41:16 Toren und 39 Punkten hätten die Dürener noch alle Chancen gehabt, bei einer Fortsetzung der Saison den FC Wegberg-Beeck (16/34:9/40) in der Tabelle zu überholen. „Wir hatten schon jenes Fünkchen Hoffnung, dass man vielleicht auch noch die Tabellenzweiten hochschickt. Einige Clubs hatten sich ja dafür stark gemacht. Wir haben aber von unserer Seite aus dazu keinen Antrag gestellt und auch von vornherein gesagt, dass wir nicht gegen die Entscheidung klagen werden.“ Stattdessen hat man Beeck fair zum Aufstieg gratuliert, „auch wenn wir natürlich nicht glücklich sind, dass wir nicht aufsteigen können“, ergänzt Brunetto, den vor allem ein Punkt in den Entscheidungen ärgert: „Wenn es einen Aufsteiger gibt, warum gibt es dann keinen Absteiger?“

In der Saisonplanung ist man in Düren schon relativ weit, aktuell laufen die letzten Gespräche. „Der Kader soll 20 Spieler und drei Keeper umfassen“, sagt der Trainer, der wie die Becker sein Team eine Woche früher als gewohnt zum Training bitten will.

„Wir leben in einer Demokratie“, sagt Jochen Küppers. „Wir sind froh, dass jetzt endlich Klarheit herrscht“, ergänzt der Trainer des Landesligisten Union Schafhausen. Natürlich verneint der 45-Jährige nicht, dass die Entscheidung für die Unioner „sehr ärgerlich“ sei. Sein Team lag nach 15 absolvierten Spielen in der Staffel zwei aussichtsreich auf dem dritten Tabellenplatz. Der Rückstand auf Primus Viktoria Glesch-Paffendorf beträgt gerade einmal zwei Punkte. Doch nun müssen die Schafhauser dem Bergheimer Club den Vortritt in Sachen Aufstieg lassen.

„Wir hatten eine gute Ausgangsposition, aber es nützt nichts, nachzukarten“, unterstreicht der Coach, der sich mit seiner Mannschaft nun verstärkt auf die neue Saison fokussieren will. „Wir werden juristisch nicht dagegen vorgehen, denn wir wollen nicht am grünen Tisch aufsteigen“, betont Küppers und fügt in einem Atemzug hinzu: „Wir hoffen jetzt auf eine schnelle Entscheidung, wann es mit der neuen Spielzeit weitergeht.“

Lich-Steinstraß geht leer aus

In der Bezirkliga 3 ist die Sache hingegen eindeutig: Der TuS Blau-Weiß Königsdorf führt die Tabelle mit 42 Zählern souverän an und wird kommende Saison dank des besten Quotienten in der Landesliga spielen. Kurdistan Düren folgt mit acht Punkten Rückstand auf Rang zwei und hat zudem das deutlich schlechtere Torverhältnis. Der Verein hatte sich vor dem außerordentlichen Verbandstag mit mehreren „Dringlichkeitsanträgen“ für die Fortsetzung der Spielzeit 2019/20 oder aber eine großzügigere Aufstiegsregelung ausgesprochen (wir berichteten). Nun muss der letztjährige Aufsteiger aus Düren mindestens ein weiteres Jahr in der Bezirksliga verbringen.

„Wir müssen mit der Entscheidung leben“, sagt Maik Wengorz. „Es ist nicht gerecht, wenn ein Tabellenzweiter wie ein -letzter behandelt wird. Unser Sportlicher Leiter Ayhan Gündogdu hatte vor dem Verbandstag viel auf den Weg gebracht, daher tut es mir vor allem für ihn leid, dass das Ganze nicht weiter thematisiert wurde. Rein sportlich hält sich jedoch meine Enttäuschung in Grenzen, da wir verdient nur auf dem zweiten Platz stehen“, führt der Kurdistan-Coach weiter aus.

Grund zum Jubeln hat indes Alemannia Mariadorf. Das Team von Trainer Gabriele Angelo Di Benedetto steigt in die Landesliga auf. Die Schwarz-Gelben haben in 16 Partien 35 Punkte gesammelt und führen die Tabelle der Bezirksliga an. Der direkte Verfolger SG Stolberg hat bei gleicher Anzahl absolvierter Spiele drei Zähler Rückstand. Germania Lich-Steinstraß (30 Punkte) und der FC Wegberg-Beeck II (28) folgen dicht dahinter, haben jeweils aber nur 14 Begegnungen bestritten. Der Quotient der Mariadorfer ist dennoch hauchzart besser, so dass sie in der kommenden Saison eine Klasse höher antreten dürfen.

„Wir freuen uns auf das Abenteuer Landesliga. Wir haben unser Ziel ein Jahr früher erreicht als geplant und sind natürlich alle sehr glücklich“, sagt Di Benedetto. Sportlich fair schickt Michael Hermanns, Trainer des Konkurrenten Lich-Steinstraß, Glückwünsche nach Alsdorf: „Mariadorf hat eine super Mannschaft und einen tollen Trainer. Es freut mich für sie, aber gleichzeitig ist die Entscheidung für uns äußerst bitter. Wir hatten uns in der Winterpause noch einmal gut verstärkt und hätten es Mariadorf in der Rückrunde schwer gemacht. Die Mannschaft und auch ich haben an dem Saisonabbruch richtig zu knabbern.“

Aufrufe: 023.6.2020, 15:00 Uhr
Helga Raue/Lars Brepols | AZ/ANAutor