2025-12-03T05:51:34.672Z

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Moritz Hänel von den B-Junioren des TV 1817 Mainz (Mitte) versucht, seinem Gegenspieler vom 1. FC Kaiserslautern II den Ball abzuknöpfen. Es half nichts, die Mainzer verloren 1:3.	 Foto: Sven-Michael Giese
Moritz Hänel von den B-Junioren des TV 1817 Mainz (Mitte) versucht, seinem Gegenspieler vom 1. FC Kaiserslautern II den Ball abzuknöpfen. Es half nichts, die Mainzer verloren 1:3. Foto: Sven-Michael Giese

Oben kommt noch nicht viel an

Bei 1817 Mainz floriert seit Jahren die Jugendarbeit +++ Talente werden meist abgeworben, bevor sie die Aktiven verstärken können

MAINZ. Anfang November, auf dem Programm stand gerade erst das Topspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Im Hinterkopf bereits die Winterpause, in der mal wieder zahlreiche Top-Klubs die Talente anbaggern, die sie ja ohnehin schon seit Monaten beobachten. Was klingt wie der Alltag eines Profi-Klubs, läuft gerade bei den Fußballern des TV 1817 Mainz ab. Deren Vorzeige-B1-Jugend musste sich am vergangenen Samstag im Verbandsliga-Spiel gegen die Zweite Mannschaft des FCK zwar 1:3 geschlagen geben, konnte aber Werbung für die berüchtigte Jugendarbeit des Sportvereins machen. Gerhard Dietz, Jugendleiter und stellvertretender Abteilungsleiter, sagt: „Auch wenn wir nicht das erste Mal gegen den FCK gespielt haben, sind das immer absolute Highlights.“

14 Jugendteams spielen momentan für den TV 1817. Die B1- und C1-Jugend stellen die Aushängeschilder auf Verbandsliga-Niveau dar. „Wir haben in der Mainzer Oberstadt brutal viel Zulauf“, erklärt Dietz. Allein in diesem Jahr hätten sich rund 60 Kids für die Bambinis und die F-Jugend angemeldet. Um besonders talentierte Fußballer zu entdecken, organisiert der Klub ein bis zwei Mal im Jahr ein Sichtungstraining. „Das ist eben so ab einem bestimmten Niveau, da musst du aktiv nach Talenten suchen“, sagt Dietz.

Doch die Fußballabteilung des TV 1817 Mainz erlebte auch schon ganz andere Zeiten. Während der Saison 2012/2013 musste der Verein aus finanziellen Gründen auf Lizenzspieler verzichten, was eine Talfahrt bis in die C-Klasse auslöste. Jahrelang für die vorbildliche Jugendarbeit bekannt, musste der Verein 2016 dann auch noch die A-Jugend abmelden. Damals hatten sich zahlreiche Spieler Türkgücü und Barbaros Mainz angeschlossen, die beide gerade eine eigene A-Jugend gegründet hatten. Nun floriert die Jugend wieder. Deshalb soll natürlich auch irgendwann für die Aktiven etwas abfallen.

SV Sandhausen, SVWW und TSV Schott sind Stammgäste

Doch das gestaltet sich gar nicht einfach. Die Erste Mannschaft spielt in der B-Klasse. Dort kicken zwar acht Spieler aus den Jahrgängen 1996 und 1997, die Gerhard Dietz selbst als Trainer von den Bambinis bis in die A-Jugend und schließlich zu den Aktiven führte. Die Erste profitiert derzeit also von der Jugend. Doch damals spielten B- und C-Jugend auch noch nicht in der Verbandsliga. Jetzt hat der Verein wegen des höheren Niveaus regelmäßig Probleme, seine Spieler zu halten. „Ab der Winterpause geht es so richtig los“, sagt der Jugendleiter. Der SV Wehen Wiesbaden, TSV Schott Mainz und SV Sandhausen gehören zu den üblichen Verdächtigen. Dass die A-Jugend der 1817er nur in der Kreisliga spielt, macht es für die Mainzer nicht einfacher, ihre Youngsters zu halten. Selbst wenn ein verbandsliga-erprobtes Talent sich durch ein Jahr A-Jugend-Kreisliga schleppt, steht es erneut vor einem Hindernis. Denn dann wartet bei den Aktiven derzeit die unattraktive B-Klasse Mainz-Bingen Ost. Klar ist also: will der TV 1817 Mainz zukünftig auch mit der Ersten Mannschaft erfolgreicheren Fußball spielen, muss zunächst die A-Jugend aufsteigen. „Genau das hat momentan höchste Priorität, die soll mindestens in die Landesliga“, versichert Dietz.

Die Herren sieht der stellvertretende Abteilungsleiter über kurz oder lang in der A-Klasse. „Am besten schon nächste Saison“, so Dietz. Aktuell belegt die Mannschaft Platz vier. Eine Rückkehr in die Bezirksliga, in der der TV 1817 bis vor einigen Jahren noch Stammgast war, sei vorerst unrealistisch. „Will man heute Spieler holen, fragen die ja schon vor dem ersten Training, was sie denn verdienen würden“, sagt Dietz. Und bei 1817 bekommen die Spieler eben nichts auf die Hand, stattdessen wird nach Siegen etwas in die Mannschaftskasse gezahlt, um nach der Saison eine Abschlussfahrt finanzieren zu können. Auf echte Highlights darf sich der Mainzer Traditionsverein also wohl vorerst nur im Jugendbereich freuen.



Aufrufe: 06.11.2018, 08:00 Uhr
Pascal AffelderAutor