Alle vier Standorte sahen vor allem Vorteile in dem unverhofften Fußball-Ereignis mit Spitzenteams aus ganz Europa. Hygienekonzepte in den Stadien waren bereits durch die Bundesligaspiele erprobt, die Arenen standen wegen der vielen Absagen von Events aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin leer.
Vor allem Düsseldorf und Köln, die sich jeweils gerne „Sportstadt“ nennen und sich als solche weiter etablieren möchten, erhofften sich von den Auftritten von Inter Mailand, dem FC Sevilla oder Manchester United einen Werbeeffekt und Einnahmen für die Stadt. Auch Duisburg sieht sich als Ausrichter von internationalen Wettbewerben wie Kanuweltmeisterschaften oder World Games als Sportstadt und nutzt sportliche Großveranstaltungen als Marketing für das Stadt-Image. Und dem in finanzielle Schieflage geratene FC Schake 04 lag viel daran, die Veltins Arena, deren Eigentümer in dem Fall der Verein selbst ist, an die Uefa zu vermieten. Bei der Stadt Gelsenkirchen stieß der Bundesligist auf offene Ohren, und so stand den Spielen ohne Zuschauern nichts im Weg.
Was aber ist geblieben von dem Finalturnier? Hat sich der Organisationsaufwand für die Städte gelohnt? Ja, ist die Antwort von allen vier Ausrichtern. Denn sie alle gehen davon aus, dass sie durch ihren spontanen Einsatz bei der Uefa gepunktet haben. „Wenn die Uefa um Hilfe bittet, man helfen kann und macht es dann auch gut, dann bleibt man beim Verband auch als Austragungsort für andere Großereignisse in guter Erinnerung“, sagt Martin Schulmann, Sprecher der Stadt Gelsenkirchen. Der Stadt und dem FC Schalke sei es vor allem darum gegangen, für sich als Standort für große Turniere oder Finalspiele Werbung zu machen.
„Für Duisburg waren beide Spiele der Europa-League-Finalrunde eine gute Gelegenheit, den internationalen Bekanntheitsgrad als idealer Austragungsort für Sportveranstaltungen im Ruhrgebiet zu steigern“, sagt auch Duisburgs Stadtsprecher Jörn Esser. Der MSV Duisburg habe der Stadt zurückgemeldet, dass die Uefa den Verein für „das professionelle und gleichzeitig herzliche Auftreten“ gelobt habe. Auch in Düsseldorf geht man davon aus, dass man beim europäischen Fußballverband Pluspunkte gemacht hat: „Als Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2024 konnte Düsseldorf den Beweis antreten, dass internationale Spitzenteams wie Inter Mailand, AS Rom oder FC Sevilla selbst kurzfristig in Düsseldorf hervorragende Bedingungen für ihre Spiele vorfinden und sich in der Stadt einfach wohlfühlen“, sagt Frank Schrader, Geschäftsführer von Düsseldorf Marketing und Düsseldorf Tourismus. In Köln freute man sich vor allem darüber, erstmals Gastgeber eines Europapokal-Endspiels gewesen zu sein. „Mit Blick auf die Euro 2024 ist dieser kleine Testlauf sicher eine gute Chance, die Professionalität Kölns unter Beweis zu stellen“, sagt Nicole Trum, Sprecherin der Stadt Köln.
Der Werbeeffekt, den die Europa League für die Städte hatte, wird indes sehr unterschiedlich bewertet. Die Städte Gelsenkirchen und Duibsurg schätzen ihn als eher gering ein. Da keine Fans in die Stadien durften und auch nicht mitgereist sind, habe man die Stadt an sich bei den TV-Übertragungen kaum wahrgenommen, sagt der Gelsenkirchener Stadtsprecher. Die Stadt Duisburg sieht das ähnlich. Auch dort hätte man ein solches Event gerne genutzt, um mitgereisten Fans zu zeigen, was die Stadt zu bieten habe. So etwas stehe aber aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht im Vordergrund.
In Köln geht man hingegen davon aus, dass die Spiele der Stadt eine hohe mediale Aufmerksamkeit mit einem Millionen-Publikum am TV gebracht hat. „Das ist ein Imagegewinn und bestätigt den guten Ruf der Sportstadt Köln“, sagt Trum. Weil Fans diesmal eben nicht die Städte erkunden konnten, hat man sich in Düsseldorf auf die Fußballteams konzentriert. Für den späteren Europa-League-Sieger Sevilla hatte man eine Rheinschifffahrt organisiert. Die Tour des Teams wurde im Video festgehalten. Zehntausenden Änhängern des Teams gefiel das Video bei Instagram und Twitter. „Insbesondere, weil zu dem Turnier keine Fans zugelassen waren, sind die Teams zu den zentralen Botschaftern für unsere Stadt avanciert“, sagt Düsseldorfs Marketing-Geschäftsführer und zieht eine sehr positive Bilanz des Finalturniers – auch wenn die Reichweiten der Düsseldorf-Beiträge der Vereine im Internet nicht „in Geld“ zu fassen seien.