2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Diffizile Entscheidungen sind nun Teil seiner Aufgabe: Co-Trainer Nils Lange und  Coach Serkan Rinal (li) beraten sich an der Seitenlinie. sru
Diffizile Entscheidungen sind nun Teil seiner Aufgabe: Co-Trainer Nils Lange und Coach Serkan Rinal (li) beraten sich an der Seitenlinie. sru

Nils Lange feilt weiter am Arbeitsethos beim VFB Lübeck II

Nils Lange, seit vergangenem Sommer Co-Trainer der zweiten Mannschaft vom VfB Lübeck, möchte mit dieser noch einiges erreichen.

"Die Wertschätzung fehlte mir!" sagt Lange über das fehlende Vertrauen nach langer Verletzungspause bei den Grün-Weißen. Jetzt hat er seine neue Aufgabe in der zweiten Mannschaft gefunden und fühlt sich dort sehr wohl.

Nils Lange gehörte lange Zeit zu den Dauerbrennern und Rennern an der Lohmühle, zu den charismatischen Figuren und Führungsspielern in der 1. Herren. 2008 fand der jetzt 29-jährige den Weg von Hansa Rostock in die Hansestadt und absolvierte 180 Partien für den VfB Lübeck.

Im Sommer 2016 war dann Schluss in der ersten Herrenmannschaft. Fußballerisch fand er eine neue Heimat bei der Zweitvertretung der Grün-Weißen, dort agiert er als spielender Co-Trainer an der Seite von Chefcoach Serkan Rinal in der Verbandsliga.

Zur Winterpause rangiert die U23 der Lübecker auf dem zweiten Rang, überwintert in Lauerstellung in der Süd-Ost-Staffel. Nun sprach er mit Nordsport über die sportliche Situation des Aufstiegsanwärters und seinen eigenen Werdegang in neuer Funktion.


Hallo. Wie oft haben Sie schon bereut, freiwillig ins zweite Glied gegangen zu sein, statt 4. Liga nun „nur“ 6. Liga zu erleben?

Ich stehe nach wie vor dahinter, habe die richtige Entscheidung getroffen. Es hat sich für mich ergeben, ins Trainergeschäft einzusteigen. Diese Chance wollte und hab ich ergriffen, auch weil es mir das Spaß macht. Das erste Halbjahr hat mich bereits viel gelehrt.


Was genau?

Das fängt bei der Mitgestaltung der Trainingseinheiten an und endet bei Fortbildungen. Kürzlich konnte ich an einer Weiterbildung in Rostock teilnehmen. Das war eine Veranstaltung bei der es um Leitlinien des DFB ging, um das Erarbeiten von spielerischen Einheiten, das Umgehen mit Drucksituationen, wenn ein Gegner früh attackiert. Auch ein Referent des Hamburger Fußballverbandes war vor Ort. Viel Input also, den ich aufgesaugt habe und der mich darin bestärkt hat, in Zukunft auch den nächsten Schritt, die A-Lizenz zu machen.


Auch beruflich haben Sie sich verändert, sind von einer Spedition zum Job als Versandleiter im Bereich 3D-Technik gewechselt. War die Veränderung der Hauptgrund fußballerisch kürzer zu treten, oder gab es andere Dinge, die dazu führten?
Ich habe schon bewusst den Fokus auf das Berufliche gelegt. Der Job in der innovativen Technologie macht mir Spaß, das Arbeiten im Team dort auch. Ich war aber auch ein Stück weit enttäuscht vom VfB, fühlte mich nicht wertgeschätzt. Gespräche, ob ich über die Saison hinaus als Spieler in der Regionalligamannschaft bleibe, fanden nicht statt. Hinzu kam der Frust aufgrund diverser Verletzungen.


Jetzt sind sie also Co-Trainer und Aktiver bei der VfB-Reserve. Sind sie da nicht manchmal im Zwiespalt?
Es ist nicht einfach, wenn man als Coach Entscheidungen treffen muss. Als Spieler habe ich oft nicht verstanden, warum ich plötzlich nur Ersatz war. Jetzt als Trainer erkenne ich, dass es tatsächlich oft von der taktischen Ausrichtung abhängt. Trotz, aber auch wegen dieser schwierigen Abwägungen, macht mir der Job als Co-Trainer Spaß.


Nach den holprigen letzten Wochen hat der VfB II ja an Boden verloren beim Kampf um den Aufstieg in die neue Oberliga...
Wir sind natürlich enttäuscht nach den Niederlagen in Güster und gegen Moisling.


Spielte da vielleicht bei dem einen oder anderen Akteur zuletzt sogar ein bisschen Arroganz mit?
Menschlich sind es gute Jungs. Alle ziehen toll mit, die Trainingsbeteiligung ist gut. Es gibt wahrscheinlich in der Verbandsliga nicht viele Vereine, die immer mindestens 18 Spieler bei den Einheiten haben. Doch vielen ist noch nicht ganz klar, dass man sich jeden Erfolg neu erarbeiten muss.
Aufrufe: 019.1.2017, 10:00 Uhr
SHZ / Interview: S. RussauAutor