2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Schauen zuversichtlich in die neue Saison: Roitzheims  Trainer Markus Klaas (v.l.), der Vize-Vorsitzende Rainer Schütz und Dietmar Klein.
Schauen zuversichtlich in die neue Saison: Roitzheims Trainer Markus Klaas (v.l.), der Vize-Vorsitzende Rainer Schütz und Dietmar Klein.

Neustart mit Spielern aus sieben Nationen

SC Roitzheim baut eine interkulturelle Mannschaft auf – Auch TuS Dom-Esch nach Pause wieder aktiv

Ein Jahr lang rollte über die Sportplätze in Roitzheim und Dom-Esch nur selten ein Ball – höchstens bei einem Freizeitkick oder einem Altherren-Spiel. Meisterschaftspartien fanden nicht statt, denn sowohl der SC Roitzheim als auch der TuS Dom-Esch hatten keine Mannschaft mehr im Spielbetrieb. Das wird sich zur neuen Saison ändern.
Beim SC werden neben einer Seniorenmannschaft auch zwei Jugendteams (E- und D-Junioren) gemeldet. Der TuS bringt eine Senioren- und eine A-Jugend-Mannschaft an den Start. „Wir fangen bei Null an“, sagt Jakob Gerber, zweiter Vorsitzender des SC Roitzheim, der Markus Klaas als Trainer und Dietmar Klein als sportlichen Leiter gewonnen hat.

Klaas coachte zuletzt den TuS Vernich in der Kreisliga A, trainierte zuvor unter anderem die SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim und den TuS Zülpich. Jetzt also Roitzheim in der Kreisliga C. „Die Klasse ist mir egal, solange ich Spaß habe, mit den Jungs zu arbeiten, und die Spieler sich entwickeln wollen“, sagt Klaas.

Ihm stehe ein großer Kader zur Verfügung, der eine gute Qualität habe, so der Übungsleiter: „Natürlich wollen wir oben mitspielen, am liebsten aufsteigen.“ Dem Kader werden zehn Akteure angehören, die in der vergangenen Saison noch für den TuS Vernich aktiv waren. Zudem werden seit einigen Wochen viele Geflüchtete mit einer Bleibeperspektive in den Verein und in die Mannschaft integriert.

„Das Ziel ist eine interkulturelle Fußballmannschaft“, erklärt Carsten Düppengießer von der Integrationsagentur der Caritas Euskirchen, die die Zusammenarbeit zwischen Sportverein und Geflüchteten ins Leben gerufen hat. „Wir wollten keine Flüchtlingsmannschaft. Die Perspektive des Projekts war uns wichtig, aber natürlich schließen wir keinen Fußballer aus“, betont Düppengießer. Spieler aus sieben Nationen trainieren momentan zweimal pro Woche auf dem Aschenplatz in Roitzheim.

Sie verständigen sich vor allem auf Deutsch und Englisch. „Manchmal übersetzt ein Spieler ins Französische. Wenn er nicht da ist, geht es mit Händen und Füßen“, sagt Trainer Klaas: „Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit zur Integration als durch den Sport, durch den Fußball.“

Bei der Integration hilft auch der Kreissportbund (KSB) – vor allem der Integrationsbeauftragte Haism Taha. Der Doppelpass zwischen den Institutionen und dem Verein laufe problemlos, sagt Dietmar Klein. Caritas und KSB unterstützten den SC vornehmlich abseits des Platzes. „Wir übernehmen die soziale Betreuung, geben Hilfestellungen bei bürokratischen Dingen oder übersetzen auch mal etwas“, erklärt Düppengießer, der sich freut, dass auch die Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen im Boot ist.

Die Stiftung stellte dem Verein 1000 Euro zur Verfügung, mit denen vor allem Fußballschuhe für die Geflüchteten gekauft worden sind. Derweil arbeitet der Verein weiter daran, die Infrastruktur zu verbessern. Ein neues Umkleidegebäude ist bereits mit Hilfe der Stadt Euskirchen errichtet worden. Doch das soll noch nicht alles sein.

Zwar nimmt keiner der SC-Verantwortlichen den Begriff „Kunstrasen“ in den Mund, doch alles andere als der Versuch den Tennen- in einen Kunstrasenplatz zu verwandeln, wäre verwunderlich.

Beim TuS Dom-Esch muss man sich über eine nicht mehr konkurrenzfähige Platzanlage keine Gedanken machen. Fast genau ein Jahr ist es her, dass der Traditionsverein, der im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, die Lichter auszugehen drohten: kein Fußball mehr und fast auch kein Vorstand.

Die damalige B-Liga-Mannschaft schloss sich komplett der JSG Erft an. Doch „auf dem schönsten Rasenplatz des Kreises Euskirchen“, so der Club, rollt nun wieder das runde Leder. Der TuS hat für die Spielzeit 2019/2020 eine Seniorenmannschaft gemeldet. „Auch ein A-Juniorenteam wollen wir aufs Feld schicken, für das wir ebenso wie für die Erste noch Verstärkungen brauchen“, sagt der neue Dom-Escher Fußball-Obmann Mike Rieden. Die bewährte Altherrenfußballmannschaft hatte dem TuS ohnehin die Treue gehalten.

Die Vorstandskrise war schon vor Jahresfrist mit Frauenpower gelöst worden. Eine neue Führungsriege mit Katja Vissel an der Spitze und Annette Thelen als Geschäftsführerin steuerte das kurzzeitig sinkende Schiff wieder in ruhigere Fahrwasser. Dabei ging es um die übrigen Sportangebote im 230 Mitglieder starken TuS Dom-Esch, die weiterhin fleißig betrieben werden: Turnen und Zumba (jeweils für Erwachsene und Kinder). In diesem Jahr ist noch Jumping hinzugekommen, wofür man gerade ein neues Trampolingerät angeschafft hat.

Dass nun wieder Fußball gespielt wird in dem Ort, der gut 900 Einwohner hat, erklärt die Vereinsvorsitzende Katja Vissel so: „Fabian Flatten und weitere Jungs aus dem Dorf haben uns angesprochen, und wir haben die Idee im Vorstand aufgegriffen.“ Flatten spielte zuletzt bei der JSG Erft und kehrt mit Eugen Rohrer, Thorben Roth, Dominik Damasch, Sascha Lehnert, Eugen Dück (zuletzt Heimerzheim) und Aly Badara Toure (zuletzt Türk Gencligi) zum TuS zurück.

Aus dem Junggesellenverein „Eischer Ape“ rekrutieren sich weitere Spieler. In Dirk Birkenheuer fand sich auch schnell ein Trainer für die neue Fußballtruppe, die natürlich in der C-Liga beginnen muss. „Wir werden realistisch bleiben und keine Aufstiegsprämie aushandeln“, schmunzelt der 53-Jährige, der selbst früher fast nur für den TuS gespielt und dort auch schon als Trainer der damaligen zweiten Mannschaft gearbeitet hat.

„Im Seniorenbereich habe ich einmal anderthalb Jahre in Weilerswist gespielt, bei Familienfeiern wurde ich aber schief angeschaut, weil ich Dom-Esch verlassen hatte,“ erinnert sich Dirk Birkenheuer, dessen Onkel Mathias zu jener Zeit Vorsitzender des TuS war.

Die neue Mannschaft hat das Training (mittwochs und freitags) schon aufgenommen und am vergangenen Samstag bei einem Hobbyturnier in Straßfeld hinter Rot-Weiß Dünstekoven den zweiten Platz belegt. Die A-Junioren trainieren dienstags und donnerstags mit dem neuen Coach Sven Shah, der mit A- und B-Jugendlichen einen Kader von 16 Spielern hat.

Alte Trikotsätze gibt es auch noch. Allerdings bekommen die Fußballer dazu noch eine neue Ausrüstung – da seien auch ein paar Trikots in der Größe XL dabei, wie es von Vereinsseite mit Humor heißt.

Die schmucke Rasensportanlage müssen sich die Dom-Escher Fußballer mit dem FC Heval teilen, der den städtischen Platz bereits in der vergangenen Saison genutzt hat. Flutlicht gibt es nur am angrenzenden Bolzplatz. Die Stadt Euskirchen übernimmt das Rasenmähen; Zusatzarbeiten verrichten die Dom-Escher selbst, allen voran Karl-Heinz Zimmermann, der im Vereinsheim an der Turnhalle auch den Ausschank übernimmt.

„Nichts ist wichtiger als die dritte Halbzeit, wenn man den Spaß an der Freude in den Vordergrund stellt“, heißt die Devise.

Mike Rieden, der neue Fußball-Obmann, kehrt auch als Schiedsrichter (aus Kirchheim) zum TuS Dom-Esch zurück, darf aber erst ab Januar 2020 für seinen Verein pfeifen. Weil für Schiris eine Wechselschonfrist existiert, muss der Verein daher zunächst sechsmal je 10 Euro Ordnungsgeld wegen des Schiedsrichteruntersolls berappen.

Für das kommende Wochenende lädt der TuS zum großen Sportfest ein. Die neue erste Mannschaft bestreitet am Sonntag, 16 Uhr, ein Einlagespiel gegen die Spielvereinigung Flamersheim/Kirchheim. Auf dem Sportplatz macht am selben Tag die Euskirchener Burgenfahrt für Radwanderer beim TuS Dom-Esch Station.

„Wir wurden von den Organisatoren angesprochen“, erzählt Katja Vissel, „und haben dazu gern unsere Zustimmung gegeben.“ Vorher, am Donnerstag, sind die Senioren beim Turnier in Enzen am Start.

Aufrufe: 02.7.2019, 20:00 Uhr
KSTA-KR/Monika Larmann, Tom SteinickeAutor