2024-06-06T14:35:26.441Z

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Auch Kaspar Abdulahad, hier noch im Dress des F-Teams des SC Pfullendorf, werde in der kommenden Saison das Trikot des neu gegründeten FC Aramäer Pfullendorf tragen, sagt FC-Präsident Corc Taraca. 27 Spieler umfasst der Kader von Trainer Benjamin Kaku SZ-Archiv (2): Bodon
Auch Kaspar Abdulahad, hier noch im Dress des F-Teams des SC Pfullendorf, werde in der kommenden Saison das Trikot des neu gegründeten FC Aramäer Pfullendorf tragen, sagt FC-Präsident Corc Taraca. 27 Spieler umfasst der Kader von Trainer Benjamin Kaku SZ-Archiv (2): Bodon
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Neuer Club auf der Fußball-Landkarte

FC Aramäer Pfullendorf sind ab der kommenden Saison in der Kreisliga C am Ball

Pfullendorf / sz - Im September erscheint auf der Fußball-Landkarte des Bezirks Bodensee ein neu gegründeter Club: Der FC Aramäer Pfullendorf wird dann in der Kreisliga C um Punkte spielen. Vorsitzender und Gründer des neuen Vereins ist der Pfullendorfer Geschäftsmann Corc Taraca (Versicherungsbranche), in der Fußball-Region als ehemaliger Spieler (u. a. SV Großschönach) und Ex-Teammanager des SC Pfullendorf kein Unbekannter. Paradox: Taraca, selbst Mitglied der vielköpfigen syrisch-orthodoxen Gemeinde der Aramäer in Pfullendorf, wehrte sich jahrelang gegen die Gründung des neuen Vereins - jetzt hat allen voran er sie vollzogen und steht ihm vor: "Schon seit Jahren hat man mich immer wieder auf das Thema angesprochen, weil bekannt ist, dass ich im Fußball ganz gut vernetzt bin. Ich wollte die Vereinsgründung aber eigentlich nicht, weil sie auch ein wenig im Widerspruch zum Integrationsgedanken steht. Aber die Jungs haben so viel Druck gemacht, jetzt habe ich mich halt überreden lassen", sagt Taraca.

Die Vereinsgründung erfolgte bereits im Januar. Taraca: "Da war ich beim Notar. Und auch mit dem Südbadischen Fußball-Verband ist alles geklärt."

Aktuell hat Taraca verbindliche Zusagen von 27 Spielern für eine Aktivenmannschaft, die in der Kreisliga C spielen wird.

Spieler werden wechseln

Die Vereine im Umland müssen sich nun darauf einstellen, dass sich Fußballer mit aramäischen Wurzeln zum Ende der Saison abmelden und dem neu gegründeten Club beitreten. Taraca: "Die kommen alle zu uns. Aus Denkingen, Aach-Linz, Überlingen, vom SCP. Die wollen alle lieber in diesem neuen Verein spielen. Die sagen sich halt: Warum soll ich irgendwo in einer zweiten Mannschaft spielen? Die wollen Spaß haben und mit ihren Kumpels kicken. Profis werden wir eh nicht mehr, sagen die sich."

Außerdem seien die meisten künftigen FC-Vereinskollegen bereits seit langem privat miteinander befreundet und würden ohnehin schon regelmäßig an den Wochenenden bei Aramäer-Turnieren in der Region oder im nahen benachbarten Ausland in einem Hobbyteam zusammen kicken.

Dass die Gründung in den Vereinen in und um Pfullendorf auch skeptisch gesehen wird, liegt auf der Hand: Schließlich verlieren diese jetzt nicht nur gute aktive Spieler an den FC. Sondern bilden künftig auch für diesen Club Jugendspieler aus, denn eine Jugendabteilung werde es beim FC nicht geben, sagt Taraca: "Das ist nicht vorgesehen. Aber es gibt ja hier in vielen Vereinen aramäische Jugendspieler. Die sollen dann auch zu uns kommen, wenn sie im richtigen Alter sind."

Der Vorschlag aus den Vorstandsreihen des SC Pfullendorf, unter das Dach des größten Vereins in der Region zu schlüpfen und eine dritte SCP-Mannschaft zu etablieren, sei bei den aramäischen Spielern nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Taraca: "Da überwog bei vielen die Angst, dann doch wieder auf der Bank zu sitzen, wenn Spieler aus dem F-Team runter- kommen."

All jenen, die den Aramäern nun mangelnden Integrationswillen vorwerfen, will Taraca nur ungern widersprechen: "Diesen Vorwurf kann ich nachvollziehen und den müssen wir uns jetzt, was den Fußball angeht, wohl auch gefallen lassen. Aber die Jungs wollten dieses Team jetzt unbedingt. Und jetzt sehen wir mal, wie sich die Sache entwickelt."

Kakus wird Cheftrainer

Beheimatet sein wird der Verein im Tiefental, wo auch der SC Pfullendorf seine Heimspiele austrägt. Gespielt wird dort auf dem Kunstrasen. Dort und in Schwäblishausen wird Cheftrainer Benjamin Kakus sein Team auch zu den beiden wöchentlichen Übungseinheiten bitten.

"In vier Jahren sind wir in der Landesliga", sagt Taraca lachend - stellt dann aber sofort klar: "Spaß beiseite: Es geht jetzt zunächst mal darum, sich im Spielbetrieb zu etablieren. Und dann demnächst vielleicht mal in der Kreisliga A zu spielen."

Aufrufe: 09.3.2017, 11:19 Uhr
Schw�bische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor