2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview

»Natürlich haben wir gezweifelt«

GL GI/MR: +++ Leusels Trainer Ertac Caliskan ist zuversichtlich, dass seine Mannschaft ihre Lehren aus erstem Gruppenliga-Jahr gezogen hat +++

Alsfeld (chn). Die SpVgg. Leusel landete als Aufsteiger in ihrem ersten Jahr in der Fußball-Gruppenliga Gießen/Marburg auf dem 14. Rang in der Abschlusstabelle und darf somit auch in der kommenden Runde wieder in Hessens dritthöchster Spielklasse an den Start gehen. Die zurückliegende Saison hielt aus Sicht der Leuseler Licht und Schatten bereit, eine Zeit lang galt der Klassenerhalt keineswegs als sicher. Auf der anderen Seite hatten die Grün-Weißen auch ihre stärkeren Phasen und brachten – zumindest partiell – vor allem gegen Teams aus dem vorderen Tabellensegment durchaus ordentliche Leistungen auf den Rasen. Wenige Wochen nach Beendigung der Spielzeit 2017/18 blickt SpVgg.-Trainer Ertac Caliskan gemeinsam mit der OZ-Sportredaktion noch einmal zurück – und auch ein bisschen voraus.

Das erste Jahr in der Gruppenliga ist vorbei. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?

Obwohl es für uns sehr schwierig war, war es seine sehr schöne Zeit, weil in der Liga die Qualität schon besser ist als in der Kreisoberliga. Und es macht auch Spaß, sich Woche für Woche den neuen Aufgaben zu stellen. Da ist auch meine Aufgabe als Trainer etwa mehr gefragt als in der Kreisoberliga.

Gab es Momente, in denen Sie am Klassenerhalt gezweifelt haben?

Wenn man ehrlich sein soll: Natürlich. Wir haben aber immer daran geglaubt und nie aufgegeben. Wenn wir aus den ersten drei Spielen zu Beginn der Restrunde etwas mehr geholt hätten, dann hätte uns das vielleicht mehr Auftrieb gegeben. Danach kam das Spiel gegen Biedenkopf (Anm. d. Red.: 1:4-Niederlage für Leusel), das ich so als Knackpunkt ansehe. Und anschließend war diese Phase, in der wir fast kein Spiel mehr gewonnen haben, wo auch die Psyche etwas gelitten hat und wo man sich schon auch gesagt hat: Oh, das wird eine ganz enge Geschichte.

Bot der Ligaverbleib am Ende ein ähnlich gutes Gefühl wie der Aufstieg in der Vorsaison?

Nein, das ist absolut kein Vergleich. Wir freuen uns natürlich, dass wir in der Liga geblieben sind, aber aus meiner Sicht gab es nur den Rundenabschluss zu feiern, mehr nicht. Sportlich hatte ich mir etwas mehr erhofft und gewünscht. Da sind wir vielleicht in manchen Bereichen auch hinter unseren Erwartungen geblieben.

Welche konkreten Lehren ziehen Sie aus der ersten Gruppenliga-Saison?

Wir müssen effektiver werden, Fehler werden hier viel schneller bestraft. Da müssen wir einfach lernen, aus unseren Chancen noch mehr Punkte zu ziehen. Was wir auch unbedingt verbessern wollen und müssen – weil wir keine Mannschaft sind, die zur Spitzengruppe gehört –, das ist, dass wir einfach auch im läuferischen Bereich noch eine Schippe draufzulegen haben.

Wie stark ist eigentlich der Kontrast zur Kreisoberliga, in der Leusel zuvor immerhin lange Zeit als „Dino“ galt?

Die Gruppenliga ist schneller, es läuft alles schneller ab. Jede Mannschaft verfügt über eine erste Elf, bei der alle Fußball spielen können. Da haben fast alle Mannschaften ordentliche Fußballer auf jeder Position. Das ist natürlich ein Unterschied.

Es sind bereits ein paar Neuzugänge bekannt gegeben worden, darunter die Stürmer Marvin Rosengart (SG Altenburg) und Christian Andreev (SV Hattendorf) sowie Spielgestalter Paul Hohmann (TSV Lehnerz II). Der größte Handlungsbedarf besteht offenbar in der Offensive?

Es sieht so aus, als ob wir da Handlungsbedarf hätten. Wir wollen aber versuchen, uns in allen Mannschaftsteilen zu verstärken. Bis jetzt sind es eher Offensivspieler. Wir gucken aber generell und sind aktuell auch noch an ein, zwei Spielern dran.

Was macht Sie zuversichtlich, dass es in der kommenden Saison entspannter wird, was den Klassenerhalt betrifft?

Ich denke mal, dass der eine oder andere Spieler aus diesem Jahr viel mitgenommen hat und ich glaube auch, dass sich das in der Leistung zeigen wird. Wir haben nun auch gesehen, woran es gehapert hat und an diesen Komponenten werden wir auch in der Vorbereitung arbeiten, sodass wir auch die nächste Runde wieder den Klassenerhalt als Ziel angehen – aber nicht mit den Schwierigkeiten wie in dieser Saison.

Momentan darf der Ball mal ruhen. Wann trommeln Sie Ihre Spieler für die Saisonvorbereitung zusammen?

Am 23. Juni ist unser Auftakt. Dann haben wir fünf Wochen Vorbereitung vor uns und dann geht es schon wieder los. Wir werden dann unter anderem noch ein Trainingslager absolvieren.

Wie schaltet Ertac Caliskan in diesem Sommer vom Fußball ab?

Gartenarbeit gehört dazu und die Familie steht im Vordergrund. So ganz abschalten kann man vom Fußball aber natürlich auch nicht. Wir sind zum Beispiel weiter mit anderen Spielern in Gesprächen. So ganz weg lassen kann man es nie, die Familie steht aber natürlich an erster Stelle. Ich bin lange und viel mit meiner kleinen Tochter zusammen, wir verbringen im Moment viel Zeit miteinander.



Aufrufe: 013.6.2018, 08:00 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor