2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Narek Sermanoukian
Narek Sermanoukian – Foto: Adrian Blanaru

Narek Sermanoukian: Aufhören, wenn es am schönsten ist

Nachgefragt: Narek Sermanoukian zieht mit 29 Jahren das Trikot aus, fokussiert sich auf die Vorstandsarbeit beim SC Offenburg

Der Erfolg hat viele Namen, sagt ein Sprichwort. Das gilt auch für den Erfolg des SC Offenburg, der gerade in die Landesliga aufgestiegen ist. Ein Name spielt dort gleichwohl eine zentrale Rolle: jener von Narek Sermanoukian. Er setzte Akzente auf dem Rasen und setzt sie noch im Vorstand.

Die Erleichterung, dass der Sprung in die Landesliga noch über den Umweg in den Aufstiegsspielen gelang, muss bei den Kickern aus dem Offenburger Ortsteil Albersbösch besonder ausgeprägt gewesen sein, denn sie haben drei Tage lang im Clubheim gefeiert. So zumindest erzählt es Sermanoukian. Für ihn geriet diese Dauerparty ohnehin zum außergewöhnlichen Ereignis, markierte sie doch das Ende seiner aktiven Laufbahn.

Schon mit 29 Jahren hängt der feine Techniker die Kickschuhe an den Nagel. An unzureichenden Leistungen kann dies nicht gelegen haben, der schmale Kerl war auch in den gerade zurückliegenden Partien gegen den SV Ulm eine auffällige Erscheinung. Nicht nur, weil er in jedem Spiel einmal ins Netz traf, sondern auch wegen seiner Ideen und seiner Spielkultur.

Warum zieht er also im besten Fußballeralter einen Schlussstrich? „Ich musste eine Entscheidung treffen“, sagt er und verweist auf die Belastung als Sportvorstand und Spieler des SCO auf der einen sowie die beruflichen Anforderungen auf der anderen Seite. Der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann verdient sein Lebensunterhalt als Online-Vertriebsleiter bei der Firma Link Rad Quadrat. Und da wäre noch ein nicht ganz unbedeutender weiterer Aspekt. „Zudem will auch meine Familie etwas Zeit mit mir verbringen“, schiebt er nach.

„Ich hatte doch einen schönen Abschied mit dem Aufstieg.“

Sermanoukian hat abgewogen und ist zu dem bemerkenswerten Schluss gekommen, dass er sich entscheiden muss: „Die Arbeit im Vorstand ist sehr wichtig, dort kann ich mehr bewegen als auf dem Platz.“ Mit dem Kicken aufhören, wenn es am schönsten ist. Während andere Fußballer sich schwertun mit dem Abschied vom geliebten Ballsport, sei ihm die Entscheidung am Ende nicht schwergefallen. Zumindest behauptet er dies. „Ich hatte doch einen schönen Abschied mit dem Aufstieg. Ich bin erleichtert, dass ich auf diese Weise aufhören konnte. Besser, als wenn die Leute sagen: Es ist Zeit, dass er geht.“

Die Arbeit im Vorstand geht ihm gewiss nicht aus. Nun gilt es, den SCO nachhaltig zu entwickeln, parallel zum sportlichen Erfolg. Der Aufstieg in die Landesliga war für den kleinen Verein aus der großen Kreisstadt „enorm wichtig“, so der Sportvorstand. Gespräche mit Spielern werden leichter, auch der Nachwuchs ist damit besser erreichbar. „Wir wollen in der Landesliga Fuß fassen“, sagt Sermanoukian zunächst. Später formuliert er offensiver: „Wir haben beim SCO immer Vollgas gegeben. Wir wollen vorne dabei sein, vorne mitspielen.“ Und der Traum, ein bisschen aus dem langen Schatten des großen Nachbarn Offenburger FV hervorzutreten, spielt auch eine Rolle. In der Saison 2014/15, als beide Vereine der Stadt in der Verbandsliga gegen den Ball traten, fühlten sich die Schwarz-Weißen vom SCO kurzfristig fast auf gleicher Augenhöhe mit den Rot-Weißen vom OFV. Dessen ungeachtet wie sich das sportliche Verhältnis der Nachbarn künftig darstellt, will Sermanoukian mit dem SCO das zuletzt verlorene Ansehen wieder gewinnen und „in der Ortenau wieder einen guten Namen bekommen.“

Dafür wird die früher viel gerühmte Nachwuchsarbeit wieder intensiviert. Als Ermutigung begreift das sehr junge SCO-Vorstandsteam den Landessieg beim Lotto-Sportjugend-Förderpreis, der mit 6000 Euro dotiert ist. Der Verein sicherte sich den Erfolg mit seinem wegweisenden Mentoring-Programm „Zukunft als Projekt – junge Generation als Chance“. Die Altersstruktur im Führungsteam spricht eigentlich für den SCO, Sermanoukian gehört nach eigener Aussage mit 29 Jahren zu den Älteren.
Die Vorfreude auf die Landesliga ist groß im Offenburger Westen. Serkan Nezirov, der als Trainer beim SCO bleibt, kündigte schon mal einen kleinen Umbruch für die kommende Saison an. „Für Sermanoukian kommt Ersin Osmanov vom OFV zu uns. Zudem wollen uns weiter mit jungen Spielern verstärken und weitere eigene Jugendliche integrieren.“

Aufrufe: 020.6.2019, 19:20 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor