2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligabericht

Nachtrag eines Helden-Epos

Er kam, sah und knipste

Was am 19. Spieltag in der Kreisliga C zwischen dem FC Hellweg Lütgendortmund II und SuS Oespel Kley II passierte ist für Niko Miguletz immer noch wie ein feuchter Tag-Traum.

Mit dem Ertönen des schrillen Schlusspfifftons blickt er in den Himmel. Ein Gefühl von Wärme, Befriedigung, Bierdurst und noch mehr Bierdurst strömt durch seinen Körper. Ist er wirklich wach oder sollte es doch nur ein wunderschöner Traum gewesen sein? Doch Niko Miguletz ist sich sicher. Das gerade Erlebte ist wahrhaftig geschehen.

Wir müssen zurückspielen. Am 19. Spieltag stand in der Kreisliga C ein echtes Topspiel an. Der Fünfte aus Lütgendortmund traf auf den Sechsten aus Kley. Beide nicht weit entfernt von der ganz dünnen Luft auf Platz zwei. Die Spieler glühten bereits vor dem Aufwärmen. Nur einer musste seinen Schmiedehammer noch im Zaum halten: Niko, der griechische Zauberfuß, Miguletz.

Er sah eine erste Hälfte mit vielen Chancen, aber ohne Tor. Als dann in der 2. Halbzeit das 1.0 durch Nils Schulz fiel und Miguletz schon fast seinen Sitz auf der Bank durchschmort hatte, konnte er einfach nicht mehr an sich halten. John-Claude-van-damme-mäßig riss er sich die überfällige Baumwolle vom Leib und ging an die Seitenline. "Heute mach ich die Dinger. Bring mich rein Trainer", sagte der Adonis des Westens. Marco Herr blickte in die Entschlossenheit eines Drachentöters und den Zorn, zorniger als der gesammelte Stammtischredner-Wut aller AFD-Wähler, und nickte kurz.

Dann ließ er den Stier in die Arena. Nur 60 Sekunden später brach er das erste Mal durch das rote Tuch des Torwarts. 1.1. Es folgten ein Eigentor und ein Treffer von Sven Pauritsch. 3:1 für Hellweg innerhalb von 5 Minuten. Nachdem der Anschlusstreffer zum 3:2 fiel, drehte der griechische Halbgott weiter auf. Mit einen Doppelpack brachte er seine schwarz-gelbe Herde uneinholbar in Führung. Das 6:2 durch Pauritsch war am Ende reine Makulatur.

Und da sind wir wieder. Der Beginn der Geschichte. Miguletz ist immer noch wach und sonnt sich heroisch im Ruhm seiner selbst. Zur Belohnung kauft der Grieche noch am gleichen Abend eine doppelte Portion Gyros mit Zaziki und extra Zwiebeln. Und trotzdem lässt er sich auch heute noch manchmal kneifen. Denn dieser Nachmittag war für Miguletz wie die erste Monlandung, zu der parallel die Mauer gefallen ist, während das Drehbuch zu Pulp Fiction geschrieben wurde, just in dem Moment, als Eugène Pirou und Albert Kirchner 1896 auf die Idee kamen, dass man Menschen auch nackt vor die Kamera stellen könnte. Heureka.

Aufrufe: 023.3.2017, 08:00 Uhr
Markus TrümperAutor